Volltext: V. Jahrgang, 1900 (V. JG., 1900)

Öberösterreichische Bauzei 
Zeitschrift für Bauwesen 
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“. 
Redaction und Administration: LINZ, Mozarztstrasse 28. — Herausgeber und Verleger: EDUARD KORNHOFFER. 
Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
[ ganzjährig mit K 20.- .. f ganzjährig mit . K 16 
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I vierteljährig 
Erscheint am t. und t5. 
jedes Monat. 
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Mozartstrasse 28, ferner bei 
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reclamationen und Beschwerden direct an uns erbeten. 
Inhalt. Linz noch immer ohne Asphaltpflaster. — Wohnungs- 
Hygiene. •— Architektur in der Pariser Weltausstellung 1900. — Berichte 
über neue Erfindungen. — Aus den Gemeinderaths-Sitzungen in Linz. — 
Local-Baunotizen. — Technische Neuigkeiten. — Offene Stellen. — 
Angesuchte Baulicenzen in Linz. — Aus der Fachliteratur. — Briefkasten. 
— Inserate. 
Linz noch immer ohne Asphaltpflaster. 
Auf obige Notiz in Nr. 18 unserer diesjährigen Blätter 
erhalten wir folgende Zeilen: 
Die aufstrebende Landeshauptstadt Linz, die seit ihrer 
fortschrittlichen Gemeindevertretung stets bemüht ist, 
neue öffentliche Einrichtungen zu schaffen und die be¬ 
stehenden zu verbessern, hat sonderbarer Weise der 
Strassenpflasterung bisher noch wenig Sorgfalt zugewendet 
und ist bei dem alten System geblieben, ihre Fahrwege 
und Trottoirs mit Steinwürfeln pflastern zu lassen. Als 
* Grund dafür wird angegeben, dass man das Steinmateriale 
zumeist aus dem eigenen Lande beziehen kann, und dass 
die Eigenschaft des Würfelpflasters in Bezug auf Dauer¬ 
haftigkeit allen anderen Strassenbau-Materialien vorzu¬ 
ziehen sei. 
Gegen diese letztere Behauptung lässt sich wohl die 
Einwendung erheben, dass seit Einführung der Asphalt¬ 
strassen man in allen hervorragenden Städten des 
In- und Auslandes zur Ueberzeugung gelangt ist, dass 
die Dauerhaftigkeit eines guten Asphaltpflasters 
mindestens .ebensolange anhält, wie das Steinpflaster, und 
dass in hygienischer Beziehung alle Aerzte und Strassenbau- 
Techniker darüber einig sind, dass ein fugenloses 
Pflaster, in welchem sich keine Miasmen sammeln 
können, der menschlichen Gesundheit zuträglicher sei, 
als das stauberzeugende und kostspielige Steinwürfel¬ 
pflaster. Man lese nur die zahlreichen Atteste von Stadt¬ 
bauämtern verschiedener Länder ausgestellt, über die 
langjährige Bewährtheit, leichte Reinhaltung und sanitären 
Vortheile der Asphaltstrassen und man wird zustimmen, 
dass sich heute keine grössere Stadt mehr verschliessen 
kann, wenigstens in ihren Hauptstrassen die 
Trottoirs mit Asphalt pflastern zu lassen. - 
Freilich handelt es sich darum, welches Asphalt¬ 
pflaster man zur Anwendung gelangen lassen muss, um 
das gewünschte Ziel zu erreichen, da es heute schon 
Surrogate genug gibt, die den Namen „K unstasplialt“ 
fuhren, aus einem wertlosen Gemisch von Erdölen und 
Gastheeren etc. bestehen, und daher den Witterungs-Ver¬ 
hältnissen keinen Widerstand leisten können. Ein wahres 
Asphaltmateriale ist der N a t ur.a s p h a 11, namentlich 
jener aus Val de Travers in der Schweiz und Scaffa 
in Italien, welchen die alleinige Concessionärin dieser 
Bergwerke, die Neuchatel Asphalte Company, 
Wien, I., Giselastrasse 6, schon seit ihrer Gründung 1869 
in zahlreichen Haupt- und Provinzstädten des In- und 
Auslandes zu Strassenpflasterungen verwendet. 
Doch nicht das Materiale allein, sondern auch die 
technische Ausführung spielt bei einer guten Asphalt¬ 
pflasterung eine wichtige Rolle. Es genügt nicht, zu 
dieser Ausführung die ersten besten Taglöhner heran¬ 
zuziehen, wie es die meisten Talmi-Asphalt-Unter- 
nehmungen zu thun pflegen, sondern es müssen ge¬ 
schulte Leute sein, die unter der Aufsicht eines tüchtigen 
Strassenbau-Ingenieurs diese Arbeit mit technischer Fertig¬ 
keit verrichten. Den Unterschied zwischen Kunstasphalt 
und Natur asphalt haben wir am besten in der Rath 
hausgasse in Linz kennen gelernt. Während diese Strasse 
1886 mit Kunst asphalt gepflastert schon im ersten 
Jahre ihrer Fertigstellung bedeutende Vertiefungen auf¬ 
wies, und in der heissen Jahreszeit das Materiale so weich 
wurde, dass es an den Schuhsohlen der Passanten kleben 
blieb, zeigt die jetzige Strassendecke durch die Neu¬ 
chatel Asphalte Company mit ihrem Val d 
Travers-Asphalt vor drei Jahren hergestellt, nicht die 
geringste Abnützung und ist so glatt und fest, als ob 
erst geschaffen worden wäre. Dass nach dem Misserfolg 
mit Kunst asphalt das Vertrauen für Asphalt¬ 
pflasterungen in Linz verloren gieng, ist selbstverständ¬ 
lich, doch jetzt, wo die Ueberzeugung vorhanden ist, 
dass sich diese Pflasterungsart vorzüglich bewährt, wenn 
man an die rechte Stelle sich wendet, jetzt sollte 
man, um gegen andere gleich grosse Städte wie Linz 
nicht zurückzubleiben, wenigstens einenTrottoirabschnitt in 
der inneren Stadt, beispielsweise die Strecke vom Tauben¬ 
markt bis zur Klammstrasse (Sparcassenseite) oder die 
Gehwege auf der Spittelwiese mit Asphalt pflastern lassen, 
um auch nach dieser Richtung hin das fortschrittliche 
Bestreben der Gemeindeverwaltung zu döcumentieren. 
Schliesslich haben wir noch zu bemerken, dass 
Sparsamkeitsrücksichten bei der Herstellung von Asphalt¬ 
pflasterungen am Unrechten Platze sind, was sich auch 
die meisten Baubehörden zur Richtschnur gemacht haben, 
und lieber höhere Offerte acceptieren, als sich allenfall- 
sigen Widerwärtigkeiten auszusetzen. Ein Beispiel dieser 
Art finden wir in dem „Gemeinde-Amtsblatt“ 
Stadt Eger in Böhmen, wo am 28. August 1. J. bei 
Vergebung von Asphaltherstellungen dem theuersten 
Offert der Neuchatel Asphalte Company. (7000 K 
höher als das billigste Anbot) der Vorzug gegeben wurde, 
weil, wie ein massgebender Stadtrath bemerkte, er diese 
Firma für die vertrauenswürdigste halte. W. Z.
	        
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