Volltext: V. Jahrgang, 1900 (V. JG., 1900)

Nr. 17. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite* 133. 
und bleibt die Entscheidung, respective Zulassung in 
solchen Fällen im Sinne des § 100 der Bauordnung der 
Baubehörde von Fall zu Fall Vorbehalten. Die beiden 
Musterplatten werden behufs Ausübung der Oontrole dem 
Stadtbauamte zur Verwahrung übergeben.“ 
Schwimmbad in Ottensheim. Wie uns aus Ottensheim 
berichtet wird, beabsichtigt ein dortiger Sommergast, 
nächstes Jahr ein elegantes Schwimmbad errichten zu 
lassen, und hat mit einem Urfahrer Zimmermeister be¬ 
treffs Herstellung des Bades bereits abgeschlossen. 
Ein Kriegshaus für den Grafen Waldersee. Die 
Asbest- und Gummiwerke Alfred Calmon Actien- 
gesellschaft in Hamburg sendet uns folgende Zeilen 
zur Aufnahme in unsere Zeitschrift: „Das Kriegshaus des 
preussischen Kriegsministers Grafen Waldersee für China 
wird ganz aus Asbest bestehen, der bekanntlich voll¬ 
ständig feuersicher ist, gegen Hitze und Kälte isoliert, 
allen Witterungseinflüssen widersteht und sich ferner 
durch leichtes Gewicht auszeichnet. Das Asbest haus 
wird sieben grosse comfortabel ausgestattete Räume und 
neben Audienz-, Schlaf- und Arbeitszimmer, Badecabinet 
für den Grafen und seine Adjutanten, auch Gelasse für 
die Dienerschaft enthalten. Unter Berücksichtigung seines 
Zweckes wird das Haus transportabel eonstruiert, um es 
auseinandernehmen und an einem anderen Orte aufstellen 
zu können. Es ist die Anordnung getroffen, dass die ein¬ 
zelnen zerlegbaren Theile in- und aneinanderpassen, in 
Kisten verpackt und schnell und leicht montiert werden 
können. Das Haus ist in zwei Wochen von obengenannter 
Gesellschaft fertigzustellen und zum Versandt zu bringen. 
Das Unternehmen ist auch die Erfinderin der wetter- 
und wasserdichten Asbestschiefer für Dach¬ 
bedeckungszwecke, welch7 letzteres bei uns erst 
bewiesen werden muss. 
Bei der Verwendung von Avenarius Carbolineum 
wird häufig der Fehler gemacht, dass nach altem Väter¬ 
brauch die Holzbauten erst aufgerichtet und dann ge¬ 
strichen werden. Soweit es sich um Holz handelt, welches 
nicht in der Erde selbst, oder mit derselben in Berührung 
kommt, hat es' ja meist nicht allzuviel auf sich, weil 
dann etwaige Mängel des Anstrichs nachträglich ver¬ 
bessert werden können. Dagegen ist es unbedingt noth- 
wendig, dass Hölzer, die in die Erde oder nahe derselben 
kommen, schon auf dem Zimmerplatz und zwar besonders 
gründlich mit Carbolineum Patent Avenarius behandelt 
werden, da an diesen Stellen bekanntermassen das Holz 
der Fäulnis am meisten ausgesetzt ist. Die Carbolineum- 
Fabrik R. Avenarius in Amstetten, N.-Oe., welche das 
seit 25 Jahren bewährte Avenarius Carbolineum erzeugt 
und in den Handel bringt, dient gerne mit Attesten und 
jeder gewünschten Auskunft. 
Technische Neuigkeiten. 
Mitgetheilt vom Internationalen Patentbureau K. Pr. Reichelt in 
Berlin NW. 
Der Armee- und Marinepalast. Eines der inter¬ 
essantesten Gebäude auf der Pariser Weltausstellung ist 
der Armee- und Marinepalast. Derselbe bietet besonderes 
Interesse nicht nur durch seine Construction und die 
Ausstellungsgegenstände, die er enthält, sondern auch 
durch seine Geschichte, die ein treues Abbild der Eifer¬ 
süchteleien zwischen dem Kriegs- und dem Marine¬ 
ministerium wiederspiegelt. Ursprünglich sollten die 
beiden Departements gesondert ausstellen, wie es bei 
der Ausstellung im Jahre 1889 der Fall gewesen war. 
Dann wurde ein Zusammengehen vereinbart und ein 
Plan ausgearbeitet, nach dem ein prächtiger Kuppelbau 
mit mächtigen Seitenflügeln die Ausstellung aufnehmen 
sollte. Zu beiden Seiten sollte der Palast von Nach¬ 
bildungen eines mittelalterlichen and eines modernen 
Kriegsschiffes in Lebensgrösse flankiert werden. Für den 
Plan war alles vorgesehen, nur die nothwendigen drei 
Millionen, die die Ausführung kosten sollte, fehlten noch, und 
die des Bewilligens müde Deputiertenkammer machte einen 
Strich durch den Posten. Dank der Energie des Austellungs- 
commissärs gelang es, für einen wesentlich vereinfachten 
Entwurf wenigstens zwei Millionen Francs zu erhalten, 
mit denen das jetzige Gebäude errichtet werden konnte. 
Als es nun ans Bauen gieng, da stellte sich heraus, dass 
bei der plötzlich hereingebrochenen Eisennoth kein 
Lieferant es übernehmen konnte, rechtzeitig die nöthigen 
Constructionstheile zu liefern. Sofort wurde eine Armee 
von Zimmerleuten aufgeboten, die das in Eisen geplante 
Gebäude nun in Holz ausführten. Schon war der grösste 
Theil fertiggestellt, da brach eine Gerüststütze und der 
ganze Bau fiel zusammen. Unverzagt giengen die 
Architekten wieder an die Arbeit und in drei Monate 
nach dem Beginn der Arbeiten stand der Riesenbau fix 
und fertig da. Die Piece de rösistance unter den Aus¬ 
stellungsobjecten in seinem Innern ist ein riesiges Ge¬ 
schütz, das zur Küstenvertheidigung bestimmt und von 
der Firma Schneider in Oreuzot ausgestellt ist. 
An die Stelle des eisernen Vorhangs, der auch in 
französischen Theatern von der hohen Polizei vorge¬ 
schrieben ist, ist im Opernhause in Besangon ein solcher 
als Aluminium getreten. Derselbe ist 60 Fuss breit und 
54 Fuss lang und aus Aluminiumblechen von zwei Milli¬ 
meter Stärke zusammengesetzt; sein Gewicht beträgt 
1800 Kilo, während ein eisener Vorhang von denselben 
Abmessungen 9000 Kilogramm gewogen haben würde. 
Ein Kautschuk ähnliches Product soll nach eng¬ 
lischen Quellen auf folgende Weise erhalten werden: 
Dämpfe von Terebinthenessenz werden von unten her 
durch ein erhitztes Rohr von zwei bis drei Millimetern 
Durchmesser hindurch geleitet. Beim Austritt aus dem 
Rohr treffen sie auf einen Strahl von Salzsäure, der ein 
Kautschuk ähnliches Product niederschlägt. 
Von den deutschen Städten, welche als solche schon 
im Jahre 1000 unserer Zeitrechnung existierten, haben 
nur wenige ihre alten Namen bis auf den heutigen Tag 
ganz unverändert erhalten, so Merseburg, Minden, Havel¬ 
berg und Fulda. Wenig verändert haben sich z. B. Osna- 
brügge, Bremon, Frankenefnrt, Strazburg, Augzstburg, 
Salzpurc, Wirceburg, Hildinisheim, Hamaburg, Magatha- 
burg, Salaveldun, Brendanburch, Jutriboc (Jüterbogk). 
Danzwyk, Aldinburg (Oldenburg), Swinfurt und Glogua, 
Deutlich erkennbar sind noch die Namen Metis (Metz), 
Erpesfurt (Erfurt), Wormatia, Wizanburg (Weissenburg), 
Nordilinga, Bregantia (Bregenz), Frisinga (Freising), 
Patherbrun (Paderborn), Misni (Meissen) und Goreliz. 
Am meisten haben sich die- wendischen und polnischen 
Namen verändert, von denen hier Liubussa (Leipzig), 
Budisin (Bautzen), Oiza (Zeitz), Ciervisti (Zerbst), Eskine- 
wac (Eschwege), Wratislaw (Breslau), Poznan und Gnezan 
genannt seien. Ebenso sind die lateinischen Namen im 
westlichen Deutschland im Laufe der Jahrhunderte stark 
umgewandelt worden, wie Confluentia (Ooblenz), Mogontia 
(Mainz), Spira (Speyer) und Oolonia (Köln) beweisen. —
	        
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