Volltext: V. Jahrgang, 1900 (V. JG., 1900)

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V. Jahrgang, Nr. 2. 
Linz, 15. Jänner 1900. 
Oberösterreichische Banzeitnng 
Zeitschrift für Bauwesen 
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“. 
Redaction und Administration: LINZ, Mozarztstrasss 28. — Herausgeber und Verleger: EDUARD KORNHOFFER. 
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Man pränumeriert auf die ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
ganzjährig mit K 20.- ... < ganzjährig mit . K 16 
halbjährig . . „ 10 — [ halbjährig . . . „ 8 
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für die 
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Provinz . . .... . 
\ vierteljährig . 
I vierteljährig 
Erscheint am 1 und 15. 
jedes Monat. 
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Mozartstrasse 28, ferner bei 
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reclamationen und Beschwerden direct an uns erbeten. 
Inhalt. Johann Rint f. — Die Stadt Wien auf der Pariser Welt¬ 
ausstellung. — Zur Kehricht-Abfuhr. — Beschlüsse des Vorstandes der 
Arbeiter-Unfallversicherungs-Anstalt. — Von der Pariser Weltausstellung 
19Q0. V. — Aus den Gremeinderaths-Sitzungen in Linz. — Local-Baunotizen. 
— Technische Neuigkeiten. — Aus der Fachliteratur. — Briefkasten. — 
Offene Stellen. — Inserate. 
Johann Rint f. 
Am 5. cl. M. verstarb in Linz der bekannte k. k. Hof¬ 
bildschnitzer Herr Joha-nn Rin t, ein auserlesener Künstler 
seines Faches, dessen Arbeiten sich eines weitgehendsten 
Rufes erfreuten, und daher in allerhöchsten Kreisen des 
In- und Auslandes Eingang gefunden haben. Der Künstler 
hat nicht nur zahlreiche Gotteshäuser mit figuralischen 
Schnitzwerken versehen, auch die Gestaltung des Innern 
der Basilika in München regte ihn an, seine Kunst zu 
erproben und so schuf er ein Bild, dass zufolge seiner 
technischen Ausführung und richtigen Wiedergabe der 
Architekturtheile zu den herrlichsten Schöpfungen der 
Holzbildschnitzerei gezählt werden muss. Doch nicht 
die ernste Richtung allein war es* in welcher Rint so 
vollendetes schaffte, auch seine heiteren Darstellungen 
auf Zier- und Gebrauchsgegenständen geschnitzt, fanden 
allgemeine Bewunderung und reissenden Absatz, nament¬ 
lich seit letzterer Zeit, wo der Künstler seine Figuren nach 
Hogarthi’scher Manier carikierte. Schon seit einer Reihe 
von Jahren hat sich Rint ins Privatleben zurückgezogen, 
und lebte in seiner Villa in Ischl, immer noch des Tages 
einige Stunden in Arbeit zubringend, ohne die, wie 
er bemerkte, nicht leben könne. — Noch vor einigen 
Wochen theilte uns der Dahingeschiedene mit, dass 
er ein Bild in Arbeit habe, das er als Weihnachtsgeschenk 
einem seiner Kinder spenden wolle. Das Bild, eine Gruppe 
Zigeuner nach dem bekannten Gedichte Lenau’s darstellend, 
machte ihm viele Freude, nur bedauerte er die tägliche 
Abnahme seines Augenlichtes, und die trüben Tage in 
den Wintermonaten. Jetzt hat der Künstler, der das hohe 
Alter von 87 Jahren erreichte, seine Augen für immer 
geschlossen, doch seine Werke werden fortleben bei allen 
jenen, die diesen seltenen Kunstzweig zu schätzen 
wissen, und welchen vollständig zu beherrschen, nur 
wenige Menschen ausersehen sind. 
Johann Rint wurde für sein künstlerisches Wirken 
von seiner Majestät unserem Kaiser mit dem goldenen 
Verdienstkreuz mit der Krone ausgezeichnet, und erhielt 
auch von auswärtigen Fürstlichkeiten mehrfache An¬ 
erkennungsschreiben. 
Dem Leichenbegängnisse des Dahingeschiedenen, das 
am 7. d. M., nachmittags 3 Uhr stattfand, wohnten zahl¬ 
reiche Vertreter aller Kunstzweige unseres Landes bei, 
und gaben dem seltenen Manne das Geleite zu seiner 
letzten Ruhestätte, die er sich vor zwei Jahren neben 
seiner verstorbenen Gattin auf dem allgemeinen Friedhofe 
reserviret hatte. Möge dem leutseligen und rastlosen 
Künstler die Erde leicht sein. 
Kornlioffer. 
Die Stadt Wien auf der Pariser Welt¬ 
ausstellung. 
Die Gemeinde Wien wird auf der heurigen Pariser 
Weltausstellung nach zwei Richtungen vertreten sein: 
Durch eine repräsentative Ausstellung im österreichischen 
Reichshause und durch eine technische Ausstellung in 
der österreichischen Abtheilung der Gruppe VI „Ingenieur¬ 
wesen“, Die repräsentative Ausstellung im Reichshause 
wird den linken Parterreflügel einnehmen, der aus zwei 
Eckräumen und einer sie verbindenden Gallerie besteht. 
In dieser Gallerie soll die Reiterstatue Kaiser Rudolfs 
vonHabsburg Aufstellung finden, welche die Gemeinde 
auf der letzten Jahresausstellung im Künstlerhause vom 
Bildhauer Seib ankaufte und in Bronze giessen liess. 
Im übrigen wird hier die Bedeutung Wiens als Musik¬ 
stadt zur Anschauung gebracht weiden durch die 
Bronzestatuetten der alten Meister: Haydn, Mozart, 
Beethoven und Schubert und durch die Bronze¬ 
büsten der neuen Meister: Brahms, Bruckner, Johann 
Strauss und Hugo Wolf. An der Herstellung dieser 
kleinen Ehrengallerie arbeiten die Bildhauer: Kauf fun g en, 
Rathausky, Scherpe, Seifert und Weigl. Den 
Eingang zu diesem Raume wird eine bronzene Reiter¬ 
statuette Kaiser Leopo 1 d I. von Oostenoble flankieren. 
Die beiden anstossenden Räume sollen vornehme Salons 
im Stile des Wiener Empire bilden und hauptsächlich 
durch die Firma Portois & Fix eingerichtet werden. 
Der eine Salon — in Mahagoni mit mattvergoldetem 
Bronzedecor — wird einen kostbaren Wandfries durch 
Verwendung einiger jener Originalskizzen zum Makart- 
schen Festzug erhalten, deren ganze Serie erst vor 
Kurzem in das Eigenthum des städtischen Museums 
übergegangen ist. Hier sollen einige ältere Gemälde Platz 
finden, die auf die sonstige culturelle Bedeutung Wiens 
im abgelaufenen Jahrhundert Bezug haben: „Ein Schubert¬ 
abend in einem Wiener Bürgerhause“, gemalt von Julius 
Schmid, ein „Zimmer bei Geheimrath Dumba mit einer 
Gesellschaft hervorragender moderner Wiener Künstler“, 
gemalt von Temple, Porträts von Raimund und 
Anzengruber. Doch wird hier auch eine Marmor¬ 
büste Grillparzers aufgestellt werden, die Bildhauer
	        
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