Volltext: IX. Jahrgang, 1904 (IX. JG., 1904)

Nr. 9. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Seite 67. 
förmig gestalteten Ziegeln oder geviertförmigen Stein¬ 
platten. Die innerhalb der Umfassungswände hergeleiteten 
Heissluft-Kanäle sind durch Reihen aufrechtstehender 
Röhren (tubi) von der Form eines flachen vierseitigen 
Prismas gebildet. An den Köpfen oben und unten waren 
sie offen und hatten ausserdem in den seitlichen Schmal¬ 
seiten kleine viereckige Oeffnungen, sodass in senkrechter 
und wagrechter Richtung eine Luftverbindung ge¬ 
schaffen war. 
Ebenso bemerkenswert ist der wasserdichte Putz 
des Tepidarium-Bades. Er besteht aus drei Lagen. Flache 
Ziegelplatten bilden den Untergrund. Auf die wellen¬ 
artigen Vertiefungen derselben ist sodann ein 9 Zentimeter 
dicker Mörtel-Rauhputz aufgetragen. Erst dieser letztere 
erhielt eine 3 Zentimeter dicke Terrazzo-Lage aus Kalk 
oder Gyps und fein zerstossenen Ziegelstückchen, welche 
nach der Erhärtung poliert wurde, so dass sie das An¬ 
sehen von Granitstein erhielt. 
Unter den übrigen Gebäuden ist das Marktgebäudo 
(macellum), die Turnhalle (palaestra) und mehrere Wohn¬ 
gebäude, darunter ein solches mit Badeanlage von Inter¬ 
esse. Beim Marcellum fallen wieder die ungewöhnlich 
kleinen Raumabmessungen auf. Zum Schlüsse sei noch 
verwiesen auf den im Baderaume eines Privatwohnhauses 
gefundenen Mosaikboden, nach dessen Darstellung der 
Besitzer mit der Palaestra in Beziehung gestanden haben 
muss. Die kaum etwas neues bietenden kleineren Funde 
sind in dem oben erwähnten kleinen Templum in antis 
übersichtlich untergebracht. Bei Fortsetzung der Aus¬ 
grabungen wird sich dieser leider bald als viel zu klein 
erweisen. 
So ist hier in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt 
Budapest ein hoffentlich noch reiche Schätze bergendes 
Ausgrabungsgebiet vorhanden, welches heute erst zum 
kleinsten Teil ausgebeutet ist. Möge die Untersuchung 
der noch unbekannten Teile der Colonia Septimia 
Aquincum, namentlich die noch völlig verdeckte römische 
Lagerstätte westlich der Landstrasse, recht bald folgen. 
Die Unkosten der Erdarbeiten dürften verhältnismässig 
gering bleiben, da der altrömische Boden etwa 1 Meter 
unter der jetzigen Erdoberfläche sich befindet (in Trier 
liegt derselbe in 3 Meter Tiefe) und der verloren gehende 
Acker im Ertrage minderwertig, stellenweise Brachland 
ist. Man darf sich daher der Hoffnung hingeben, dass 
die weiteren Ausgrabungen demnächst von der Stadt 
Budapest eifrig wieder aufgenommen werden. 
v. Pelser-Berensberg. 
Die Feuersicherheit der Bausteine. 
Vor einiger Zeit erschien in den technischen Blättern 
des Auslandes eine Reihe von Artikeln über die Struktur 
und physikalischen Eigenschaften der Bausteine, die so 
interessante und wissenswerte Angaben enthielten, dass 
wir glauben, sie auch den Lesern unseres Blattes bekannt 
geben zu sollen. Die Untersuchung eines Steines hin¬ 
sichtlich seiner Brauchbarkeit zu Bauzwecken erstreckt 
sich bekanntlich auf die Bestimmung: 
1. der Härte, Zähigkeit und Sprödigkeit, 
2. der Wasseraufnahmsfähigkeit, 
3. der Luftdurchlässigkeit, 
4. des spezifischen Gewichtes, 
5. des Verhaltens bei verschiedenen Temperatur¬ 
verhältnissen, 
6. der Festigkeit gegen Druck und Zug, 
7. der Elastizität, 
8. des Widerstandes gegen Abnutzung. 
Wir wollen aus dieser interessanten Abhandlung nur 
jenen Teil wiedergeben, der sich mit dem Einfluss der 
Temperatur auf die Steine und mit der Frage der Feuer¬ 
sicherheit der Steine beschäftigt. 
Der Einfluss der verschieden hohen Temperaturgrade 
im Sommer und Winter ist hinsichtlich der dadurch be¬ 
dingten Längen- und Grössenveränderungen ein sehr 
kleiner und man ist deshalb vielfach geneigt, diesem 
Faktor einen nennenswerten Einfluss auf die Dauerhaftig¬ 
keit von Bausteinen überhaupt nicht zuzusprechen. Es 
muss jedoch zugegeben werden, dass das Entstehen von 
Haarrissen in den entweder aus Zement- oder Kalkmörtel 
gebildeten Fugen hierdurch hervorgerufen wird, und dass 
eine allmähliche Zerstörung des Fugenmörtels dadurch be¬ 
wirkt werden kann. 
Von grösserer Bedeutung ist jedoch die Frage der 
Feuersicherheit der Steine. Bekanntlich spielt ja diese 
Frage in der gegenwärtigen Zeit eine grosse Rolle. Sie 
ist in Deutschland namentlich durch den Bau der grossen 
Lagerspeicher in einer grossen Anzahl Städte, wie: 
Berlin, Hamburg, Bremen, Frankfurt a. M., Magdeburg, 
Köln etc., angeregt und haben die wiederholt statt¬ 
gefundenen bedeutenden Speicherbrände dazu beige¬ 
tragen, dieselbe nicht von der Tagesordnung verschwinden 
zu lassen. So ist namentlich die Frage, ob Eisen als 
ein feuersicheres Material angesehen werden kann, eine 
viel umstrittene, und von einer grossen Zahl von 
Ingenieuren wird dieses Material gegenwärtig nur dann 
für zulässig erklärt, wenn es durch andere Körper, 
Umkleidungen durch Korkstein, Monierputz etc., der 
direkten Einwirkung grosser Hitze entzogen wird. Unter 
diesen Umständen hat die Frage, welche Steinarten als 
feuersicher zu betrachten sind, eine grössere Bedeutung 
erlangt, da in einem feuersicheren Gebäude nur solche 
Gesteine zur Verwendung geeignet erscheinen, die ohne 
Schaden einem grossen Temperaturwechsel unterworfen 
werden können. 
Die Mineralien, aus welchen ein Stein gebildet ist, 
krystallisieren bekanntlich nach sehr verschiedener Weise 
und erleiden mit sehr wenigen Ausnahmen eine ungleiche 
Ausdehnung bei der Erwärmung in ihren verschiedenen 
Achsrichtungen, wodurch die Grösse ihrer Winkel und 
somit ihre Form eine Veränderung erfährt. 
Der Koeffizient der räumlichen Ausdehnung der 
hauptsächlichsten, für die wichtigeren Gesteinsarten in 
Betracht kommenden Mineralien ist wie folgt bestimmt 
worden: 
Quarz 
O-0O0036 
Orthoklas 
O>000017 
Hornblende 
0>000028 
Turmalin 
0>00002‘2 
Calcit. 
00002 
Dolomit 
^000035 
Adular 
0>0000179 
Wie diese Angaben erkennen lassen, ist der 
Koeffizient für Quarz doppelt so gross, wie derjenige 
von Orthoklas und fast um ein Drittel grösser, als der 
von Hornblende. Hieraus ergibt sich, wenn man die 
verschiedene Ausdehnung in den verschiedenen Achs¬ 
richtungen mitberücksichtigt, dass bei Granit oder Syenit, 
wenn diese Steine grosser Hitze ausgesetzt werden, im 
Innern derselben ein Kampf der verschiedenen Mineralien 
gegen einander stattfinden muss, indem die nach den
	        
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