Volltext: IX. Jahrgang, 1904 (IX. JG., 1904)

Seite 4. 
Oberösterreichische Bauzeitung. r Nr. , 1. 
Druckgasanlagen ist die selbsttätige Wirkungsweise der 
Gasentwicklung eine saugende durch den Motor, wodurch 
die Bedienung der Gesamtanlage gegenüber der Druck-, 
gasanlage wesentlich vereinfacht wird, ohne dass Wir¬ 
kungsgrad oder Betriebssicherheit in irgend einer Weise 
beeinflusst würden. 
Weitere Vorteile gegenüber der Druckgasanlage 
findet man in der viel einfacheren und deshalb billigeren 
Ausführung und Bedienung. 
Der Füllofen A, die sogenannte Seele des Ganzen, 
dient zur Erzeugung des Gases für die Speisung des 
Motors. — Zur Vergasung verwendet man meistenteils 
Anthrazitkohle, doch kann guter Gas- und Hüttenkoks 
ebenso vorteilhaft in demselben Ofen vergast werden. 
Je nach Grösse der Anlage stellt sich der Verbrauch 
an Anthrazitkohle auf zirka 0*32 bis 0-50 kg per Pferde¬ 
kraft und Stunde gegenüber 0*50 bis 0*80 kg bei Ver¬ 
wendung von Koks. Nimmt man nun den heutigen 
Marktpreis der Anthrazitkohle mit zirka K 5.— bis 5.50 
per 100 kg an, und den von Gas und Hüttenkoks mit 
zirka K 2.60 bis K 3.—, so kostet die Pferdekraft und 
Stunde mit Anthrazitkohle zirka U/2 bis 21 /2 h und mit 
Koks D/2 bis 2 h. 
Der im Füllofen erzeugte Wasserdampf wird unter 
Aussaugen von Luft durch den Motor unter die brennende 
Kohlen schiebt geleitet und hiedurch dieselbe vergast. — 
Der Motor treibt dann dieses ungereinigte Gas in den 
Reiniger b, woselbst es gehörig mechanisch gewaschen 
wird und von hier gelangt es zum Gasrezipienten D, 
welcher uns an die Gasbeutel oder Gasdruckregler bei 
den gewöhnlichen Leuchtgasmotoren erinnert und von 
diesem zürn Zylinderinnern der Maschine, woselbst das 
von dem Motor selbstätig erzeugte Gaf^ unter denselben 
Vorgängen zur Kraftwirkung gelangt wie bei dem be¬ 
kannten Leuchtgasmotor. 
Infolge der fortwährenden Saugwirkung des Motores 
arbeitet derselbe in den Gasapparaten mit einem Vakuum, 
es geht hieraus klar hervor, dass etwaige schädliche 
Gasausströmungen während der Betriebsdauer nicht statt¬ 
finden können. Da ferner bei Betriebspausen jegliche 
Luftzuführung zum Ofen abgeschlossen ist, mithin eine 
Gasentwicklung nicht stattfindet, so ist auch für die 
Dauer der Betriebspausen die Gasanlage als ganz un¬ 
schädlich zu betrachten und der Kohlen- respektive 
Koksverbrauch während dieser Zeit kommt kaum in 
Betracht. 
Das Füllen und Abschlacken des Ofens geschieht 
dreimal in zehn Stunden bei Verwendung von Anthrazit 
und alle zwei Stunden beim Betriebe mit Koks. 
Das Ingangsetzen der Anlage in regelrechtem Be¬ 
triebe dauert zirka 10 bis 15 Minuten, während welcher 
Zeit der Motor zur Arbeitsleistung vorbereitet werden 
kann. Zum Anfachen des Feuers dient entweder der 
Ventilator B öder es genügt auch das Gasabzugsrohr als 
Luftzug ähnlich wie bei einem Zimmerfüllofen der Kamin. 
Ist der Ofen auf diese Weise in gute Glut gebracht 
worden, so scliliesst man den Gasschieber des Rauch¬ 
abzugsrohres und lässt nunmehr den Motor einigemale 
ansaugen, bis das Gas hinreichend stark ist, um das 
nötige Gemisch herzustellen. 
Die sehr einfache Handhabung der Anlage, die regel¬ 
mässige und ununterbrochene Gaserzeugung während 
der Betriebsstunden, die Sparsamkeit an Brennmaterial 
während den Betriebspausen sind Vorteile, welche neben 
den geringen Betriebskosten die der Danrpfniaschinen- 
anlagen überwiegen und wie bereits früher erwähnt, den 
Hauptgrund der schnellen Ausbreitung und Verwehdung 
solcher Sauggasanlagen bilden. d. r. 
Ueber Akustik in Theatern und Konzert¬ 
sälen. 
Die Akustik ist bei dem Bau der Theater, Konzert¬ 
säle, grosser Räume überhaupt, immer noch ein schwieriges 
Problem, da es bis jetzt keine irgend festgestellten 
sicheren Regeln gibt. Alles ist noch dem glücklichen 
Instinkt, nicht dem Wissen des Architekten anheim¬ 
gestellt und ein günstiges Resultat gilt als glücklicher, 
erfreulicher Zufall. Herr 0. Sitte hat über dieses Thema 
einen interessanten Vortrag im technischen Klub in 
Salzburg gehalten, wobei er die Gesetze der Optik und 
des Schalles in Verbindung bringt und an der Hand der¬ 
selben zur Lösung dieser Frage einen schätzenswerten 
Beitrag gibt. Er* berichtet hierüber: 
Ein Raum ist schlecht akustisch, wenn man an vielen 
Plätzen desselben gar* nicht oder nur dumpf, matt hört, 
ferner, wenn er Echo hat oder wenn er, wie inan sagt, 
schmettert, wenn jed- r Tön in ihm rauh klingt. Es liegen 
somit zwei Uebelstände vor, der des Tonverzehrens und 
der des Echos. 
Zunächst das, was sich auf die Verzehrung eines 
Tones in einem Raume bezieht. 
Nimmt man die Stimme eines Sängers als Schall¬ 
quelle an und befindet sich dieser z. B. in der Mitte 
der Bühnenöffnung eines Theaters, geradeaus gegen 
das Auditorium singend, so lautet die Aufgabe: 
Welche Einrichtungen muss man vermeiden, damit 
die Hörbarkeit der Stimme nicht im Ganzen oder an 
einzelnen Oertern des Gesamtraumes vermindert wird. 
Um die Antwort auf diese und viele ähnliche Fragen zu 
erlangen, greifen wir zu demjenigen theoretischen Hilfs¬ 
mittel, das zuerst in grossem Masstabe bei Konstruktion 
des Konzertsaales der Pariser Weltausstellung 1878, im 
Palaste des Trocadero, mit ausgezeichnetem Erfolge An¬ 
wendung fand; es ist dies die physiologische Vergleichung 
zwischen der Tätigkeit des Auges und des Ohres und 
die Herzuziehung optischer Gesetze. Das Wesentliche 
dieser Theorie ist aber das Folgende. 
Der Unterschied zwischen der Welt des Lichtes und 
des Schalles liegt nicht in einer prinzipiellen Verschiedenheit 
zwischen dem, was der Physiker unter Licht und Schall 
versteht, sondern in unseren ganz verschieden gebauten 
Sinneswerkzeugen. Licht und Schall sind beide Schwin¬ 
gungen kleinster Materie-Teilchen (Luft, Aether), die einen 
raschere, die änderen langsamere. Sie sind ihrer Natur 
nach im wesentlichen ein und dasselbe, wie verschieden 
auch das ist, was Aug und Ohr mittelst dieser unschein¬ 
baren Schwingungen wahrnehmen. Das Auge sammelt 
alle Lichtstrahlen, die von einem Punkte des Raumes 
ausgehen, wieder auf einen Punkt der empfindenden 
Netzhaut und so sind wir imstande, den uns umgeben¬ 
den Raum zunächst als hell oder dunkel und nachher in 
seiner Ausdehnung nach Länge, Breite und Höhe vor 
uns wahrzunehmen. 
Ganz anders verfährt das Ohr mit seinen Schallwellen. 
Es untersucht nicht, wie das Auge, woher der Schallstrahl 
kommt, sondern welcher Art er ist. Im Ohr finden alle 
Schallstrahlen von allen Richtungen her Zutritt; es zer-
	        
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