Volltext: IX. Jahrgang, 1904 (IX. JG., 1904)

IX. Jahrgang, Nr. 8. 
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Linz, 15. April 1904. 
Öberösterreichische Bauzeitung 
Zeitschrift für Bauwesen 
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“ 
Redaktion und Administration: Buchdruckorel C. KOLNDORFFER, LINZ, Domgasse Nr. 5. 
Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
j ganzjährig mit K 20. - « ganzjährig mit . K 16 
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Erscheint am 1. und 15. 
Monat. 
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INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Domgasse Nr. 5, ferner bei 
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reklamationen und Beschwerden direkt an uns erbeten. 
Inhalt. Die Konkurrenzreiterei im Baufache. — Die Ausgrabung 
der römischen Lagerstadt „Aquincum“ bei Budapest. — Ueber Fassade- 
färben. — Die Grundprinzipien des modernen Stiles. — Bauleitung und 
Baumaterial. — Lokale Baunotizen. — Patentliste. — Briefkasten. — 
Anmeldungen für Wasserbezug. — Angesuchte Baulizenzen in Linz. — 
Inserate. 
Die Konkurrenzreiterei im Baufache. 
Wieviel über obiges Thema schon in den Fachzeit¬ 
schriften geschrieben worden ist und wie viele Warnungen 
von Nationalökonomen an Gewerbetreibende schon er¬ 
gangen sind, die Unterbietungen bei Konkurrenz-Aus¬ 
schreibungen nicht auf jene Spitze zu treiben, die den 
Untergang des ganzen Bauwesens zur Folge haben müsste, 
es nützt alles nichts, die Nachlässe nehmen immer grössere 
Dimensionen an und bald wird es soweit kommen, 
dass die Abfassung eines Kostenvoranschlages für 
ein Bauwerk sowohl bei Behörden als Private als eine 
überflüssige Arbeit bezeichnet werden wird. An allen 
diesem ist nur das Konkurrenzverfahren schuld, das nicht 
im entferntesten zu dem gewünschten Ziele führt, son¬ 
dern nur Neid und Missgunst unter den Offerenten her- 
vorruft. Das Konkurrenzverfahren ist die schöne Ein¬ 
richtung, bei der, da jeder der Konkurrenten nach Zuer¬ 
teilung der Arbeit trachtet, teils aus Unkenntnis, teils 
aus Neid oder falscher Eitelkeit, oder um sich grösseren 
Kredit zu verschaffen, Preise in den Offertangaben sich 
finden, für welche die Arbeiten schlechterdings nicht her¬ 
zustellen sind und die daher der Achtung der Bau¬ 
gewerbetreibenden namentlich seitens der Behörden 
bereits in dem Masse geschadet haben, dass erstere sich 
Bedingungen für Bauübernahmen gefallen lassen mussten, 
die nicht für einen reellen Geschäftsmann, sondern für 
solche Personen passend waren, deren Fähigkeitsnach¬ 
weis vergessen wurde, einer Prüfung unterzogen zu 
werden. 
Wer heutzutage Gelegenheit hat, Offertverhandlungen, 
die das Bauifach betreffen, beizuwohnen, der wird über¬ 
rascht sein, wie manche Bewerber sich an Nachlässen 
zu überbieten suchen, um den Auftrag nur sicher in 
ihre Hände zu bekommen. Dieser krankhafte Zustand, 
der das ganze Baugewerbe dem Ruin zuführen muss, 
wenn er so länger andauert, dürfte in nachstehendem 
seine Begründung finden: 
Bei der dermaligen schwachen Bautätigkeit ist die 
Besorgnis, ausser Beschäftigung zu bleiben, so vorwiegend, 
dass man, es ist dies voller Ernst, bei den Bewerbungen 
um Uebernahme nicht die Höhe des Gewinnes, sondern 
die Niedrigkeit des Verlustes zum Masstabe nimmt. Man 
möchte uns mit dem gesunden Menschenverstände ent¬ 
gegentreten und sagen, wenn dem wirklich so ist, so 
wäre es ja tatsächlich besser und sozusagen rentabler, 
ausser Beschäftigung zu bleiben. Aber in Wirklichkeit 
macht sich die Rechnung anders und jene Unbegreiflichkeit 
bekommt eine gewisse Vernunft. Manche Baugeschäfte 
haben bedeutende Materialvorräte. Diese bleiben, wenn 
in der Konkurrenz nicht gesiegt wird, vorläufig unan- 
gewendet liegen; sie werden dadurch nicht besser und 
verschlingen ausserdem eine nicht unansehnliche Summe 
von Zinsen. Ferner wird durch die Beschäftigungslosigkeit 
auch das Geschäft geschwächt, der Kredit, so meint man, 
verliert an Zunehmen und Frische und der Arbeitsstamm 
verläuft sich, um nicht sobald wieder vereinigt zu werden. 
Allen diesen und ähnlichen Misständen wird durch die 
En-tout-cas-Uebernahme abgeholfen. Deshalb ist, praktisch 
genommen, speziell unter solchen Umständen der Ver¬ 
lust noch Qewinn. Deshalb sehen wir gegenwärtig, dass 
gerade grosse Geschäfte das Unmögliche möglich machen, 
um auf dem Konkurrenzfelde das Feld zu behaupten. 
Im ganzen wird 25, ja zuweilen 50 Perzent niedriger 
offeriert, als in kurz verflossenen Jahren und die Offert- 
Bedingungen, die sich niemals durch Schonung aus¬ 
zeichneten, sind wahrlich nicht rücksichtsvoller geworden. 
Es wäre aber vollständig irrtümlich, wenn die leitenden 
Beamten bei behördlichen Bauten gemäss obiger An¬ 
deutung schiiessen wollten: „Etwas werde doch auch 
heute verdient, denn ohne Verdienste keine Uebernahme, 
mithin wurde in den früheren Jahren sehr viel verdient.“ 
Wir aber behaupten, dass die jetzige Billigkeit zu einer 
solchen Ansicht nicht berechtigt, sondern lediglich in der 
jetzigen Notwendigkeit ihren Grund hat und dass es nicht 
mehr lange andauern dürfte, dass tüchtige und wahrhaft 
reelle Gewerbetreibende sich trotz Aufforderung ferner 
von allen Konkurrenzen ferne halten werden, um nicht in 
die Kategorie jener Personen gezählt zu werden, von denen 
man vermutet, dass sie nur deshalb nicht ohne Be¬ 
schäftigung bleiben dürfen, weil sie sonst ihre finanziellen 
Verpflichtungen ab wickeln müssten. Kornhoff er. 
Die Ausgrabung der römischen Lager¬ 
stadt „Aquincum“ bei Budapest. 
Mit der über die Margarethenbrücke nach Altofen 
führenden Budapester Strassenbahn gelangt man vom 
Endpunkte derselben aus, nach Zurücklegung eines 
halbstündigen Weges auf der Landstrasse, zum Aus¬ 
grabungsfelde der römischen LagerStadt „Aquincum“, 
Schon auf dem Wege dahin fallen gewaltige Mäuerreste
	        
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