Volltext: IX. Jahrgang, 1904 (IX. JG., 1904)

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IX. Jahrgang, Nr. 3. 
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Linz. 1. Februar 1904. 
Oberösterreichische Banzeitnng 
Zeitschrift für Bauwesen 
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“. 
Redaktion und Administration: Bachdruckerei C. KOLNDORFFER, LINZ. Domgasse Nr. S. 
Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
„ I ganzjährig mit K 20.- „ , ganzjährig mit . K 16 
Provtoz halbjährlg ' ' 10 - ! Halbjährig 8 
« vierteljährig . .. 5.- 
I vierteljährig 
Erscheint am 1 und 15. 
jedes Monat. 
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INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober- 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Domgasse Nr. 5, ferner bei 
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reklamationen und Beschwerden direkt an uns erbeten. 
Inhalt. Bau-Vandalismus. — Enquete über das Schätzung* wesen 
von Realitäten. — Acetylen als Beleuchtungsmittel für kleinere Städte. — 
Aus den Gemeinderats-Sitzungen in Linz. — Lokale Baunotizen. — 
Patentliste. — Aus der Fachliteratur. — Briefkasten. — Ausweis über 
die Umschreibung von Immobilien in Linz. — Angesuchte Baulizenzen in 
Linz. — Inserate. 
(Nachdruck 
verboten.) 
Bau-Vandalismus. 
(Von Julius v. Bük). 
Unsere Zeit sucht alles zu verbessern, auch die 
Schriftsprache ist hievon nicht ausgeschlossen. Ein 
Schriftsteller, der die Gelehrsamkeit gepachtet zu haben 
glaubte, konnte früher nicht genug Fremdworte und 
klassische Brocken in seinen Vortrag flechten, um geistig 
Minderbemittelten sein hohes Wissen hinreichend klar 
zu machen. Es war dies eine Strömung der Zeit, die 
vernünftigeren Anschauungen Platz gemacht hat. Eine 
Gegenströmung ist seit mehreren Jahren im Gange, die 
das Gegenteil bezweckt. Man will alle Fremdworte, die 
als wissenschaftliche Bestimmungs- und Kennzeichenworte 
dienen, aus der deutschen Sprache verbannen und hiefür 
allgemein verständliche Ausdrücke setzen. Auch das 
technische Wissensgebiet blieb von diesem Schwulst von 
Fremdwörtern nicht verschont. Obwohl der neueren Zeit 
der wissenschaftlichen Entwicklung angehörend, haben 
sich auch hier eine Menge von lateinischen oder 
griechischen Worten, oft auch im trivialsten Küchen¬ 
latein, in der Praxis und Literatur festgerannt, von denen 
man glaubt, dass durch deren Gebrauch eine besondere 
Gelehrsamkeit bekundet wird. Was soll der Techniker, 
der heute eine Realschule ohne Studium der klassischen 
Sprachen beendet, mit all den für ihn zumeist unver¬ 
ständlichen Bestimmungsworten anfangen? Die von der 
alten Schule haben doch zumeist Gymnasium zur Vor¬ 
bildung besucht und das bisschen klassische Griechen- und 
Römertum hat wohl jedem genützt oder hat wenigstens 
dazu gedient, für die vielen „Termini“ eine sprachliche 
Erklärung zu finden. Wenn hier einiges dem Titel des 
Aufsatzes gemäss über Bau-Vandalismus gesprochen wird, 
so sind selbstredend die mitarbeitenden Schwesterkünste 
Malerei und Bildhauerei mitinbegriffen. Ist das Gebäude 
überhaupt ein Kunstwerk, so arbeiten die Künste vereint 
an einem Werke. Jede Bauweise tritt vandalisch gegen¬ 
über der anderen auf, eine Kunstrichtung will die andere 
vernichten. Das Barbarentum trat der klassischen Kunst 
entgegen, ohne hiefür einen Ersatz zu bieten. Hier galt 
Zerstörung statt Erbauung neuer Gestaltungskraft. Die 
heidnische Kunst der klassischen Völker musste den 
Barbaren und Vandalen weichen. Was noch übrig blieb, 
wurde durch die aufblühende christliche Kunst ver¬ 
nichtet. Da war das Klassische wieder barbarisch ge¬ 
worden und hat sich ein fortwährender Kreislauf der 
Ansichten über Kunst entwickelt, der darin sein Gefallen 
fand, das von den Vorfahren Geschaffene als der Eigen¬ 
art des Zeitalters und der Kunstrichtung widersprechend, 
auf vandalische Art zu vernichten. Werfen wir einen 
Blick nach Rom. Was hat diese Stadt durch Jahrtausende 
auf dem Kunstgebiete geschaffen? Selbst. diese erste 
Kunststadt der Welt hat Taten zu verzeichnen, für die 
das Wort „Vandalismus“ die einzig richtige Bezeichnung 
ist. Welches Aussehen hätte heute das antike Rom, 
welche Meisterwerke der Architektur und Plastik wären 
noch heute erhalten, wenn man die grossen Bauten der 
Imperatoren nicht zu Steinbrüchen und die Marmor¬ 
statuen als wohlfeilen Kalk benützt hätte? Und so ging 
es durch das ganze Mittelalter, durch die Neuzeit und 
von einstigen mächtigen Gebäuden, Tempeln, Pälasten, 
Schauspielhäusern sind nicht nur in Rom, sondern auch 
in anderen Teilen Italiens zumeist kaum mehr als die 
Grundmauern erhalten. Die aufstrebende christliche 
Bildung und Baukunst, eben bestrebt, jede Erinnerung 
an das Heidentum, an dessen religiöses und Kunstleben 
zu zerstören, war in den Mitteln hiezu eben nicht 
wählerisch. Es ist ein Vandalismus durch Jahrhunderte 
geübt worden, den besonders die Kunst- und Altertums¬ 
wissenschaft zu beklagen hat. Ein frühes Kulturleben, 
eine rege Tätigkeit auf dem Bau- und Kunstgebiete ent¬ 
wickelten Babylon, Assyrien, Meder und Perser, die 
Araber und Mauren. Diese Völker waren die ersten, die 
die Technik der glasierten Ziegel der dekorativen Friese 
zum Schmucke ihrer Gebäude verwendeten. Die damalige 
keramische Kunst arbeitete für Jahrtausende. Die Zer¬ 
störungssucht und der Bau-Vandalismus der erobernden 
Nachfolger dieser kunstfreundlichen Stämme hat das 
Meiste vernichtet. 
Das Museum des Louvre bietet so vieles Erhaltene auf 
diesem Gebiete, gesammelt in der wissenschaftlichen Reise 
von Dieulafoy: den Bogenschützen des Darius, den Löwen¬ 
fries des Palastes des Artaxerxes Memnon, die Verkleidung 
der Treppenrampe mit buntgemusterten glasierten Platten. 
Vieles über diese Arbeiten bietet das Riesenwerk des 
Persers Nassiri Khoiran aus Korassan, welches vom Mit- 
gliede des französischen Institutes Oh. Scheffer übersetzt 
und herausgegeben wurde. Nassiri Khoiran bereiste. 
1035—1043 einen grossen Teil von Asien und Aegypten. 
Wir haben da zumeist Zinnglasuren vor uns, die auch 
heute kaum besser hergestellt werden könnten. 
Der berühmte venetianische Reisende Marco Polo 
(1256) bereiste einen grossen Teil Asiens und erschien
	        
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