Volltext: IX. Jahrgang, 1904 (IX. JG., 1904)

Nr. 17 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Seite 131. 
Männer- und einer Frauenabteilung, und dementsprechend 
aus zwei konstruktiv ganz selbständigen Badeteilen. Die 
Uinfassungs- und Zwischenwände, Kabinen- und Kleider¬ 
kästen sind aus Holz, die Ueberdachung ist mit Blech¬ 
eindeckung (Hilgerische Dachpfannen) versehen. Der 
Badekorb besteht aus einem eisernen Rahmen (Winkel¬ 
eisen und Gitterstäbe), der Boden desselben aus eisernen 
Querträgern. Zur Bewegung des Badekorbes wurde eine 
Hebevorrichtung angeordnet, die es ermöglicht, den 
4000 Kilogramm schweren Korb des Männerbades durch 
4 Mann .rasch und sicher zu heben, beziehungsweise zu 
senken. Die Wasser tiefe soll auf zirka 1*3 Meter ge¬ 
halten werden. Jede Badeabteilung hat ausserdem einen 
Kinderkorb mit einer Wassertiefe von 0*80 Meter. Die 
Männerabteilung ist 26 8 Meter, die Frauenabteilung . 
22*6 Meter lang. An der Vorderseite des Bades ist zur 
Abwehr etwa antreibender grösserer Gegenstände eine 
Abweisvorrichtung aus starken Rundhölzern, zur Fern¬ 
haltung kleinerer Schwimmkörper eine Fangvorrichtung 
aus engmaschigen Drahtgeflechtgittern angebracht. Die 
Dimensionen der beiden Badebassins sind mit 16 63 Meter 
Länge und 6 Meter Breite bemessen. Um die ohnehin 
schmalen Bassins nicht allzu sehr zu beschränken, 
konnten die Kabinen nur vor und hinter den Bassins, 
an dessen Längsseiten aber nur Kleiderkasten für. die 
Gäste der zweiten Badeklasse angebracht werden. In der 
Männerabteilung sind 12 Kabinen und. 80 Kleiderkasten, 
in der Frauenabteilung 13 Kabinen und 60 Kleiderkasten 
vorhanden. Es können somit 165 Personen gleichzeitig 
das Bad benützen, und zwar 25 in der ersten, 140 in der 
zweiten Badeklasse. Der Kassenraum ist in der Mitte 
des Bades so angeordnet, dass von hier aus dem Bade¬ 
meister die Ueberwachung beider Abteilungen ermöglicht 
ist. Ausserdem sind die erforderlichen Räume für die 
Wäsche, die Dienerschaft sowie Anstandsorte mit Wasser- 
bespülung beziehungsweise Oelbehandlung vorgesehen. 
Jedes Bad wird mit sechs starken Drahtseilen bester 
Qualität verheftet. Zur Ausrüstung jedes Bades gehören 
noch Zugangsteg, Seilwinden und Drahtseile, je zwei 
Zillen, ein Anker, Rettungskasten, Tragbahre, Flaggen u. a. 
Die Wäsche für das Bad Sophienbrücke allein repräsentiert 
einen Anschaffungswert von 6000 K. Die Reinigung er¬ 
folgt in der Dampfwmscherei des städtischen Donaubades. 
An Baukosten waren (exklusive Wäsche) veranschlagt: 
für das Bad Nussdorf 64.000 K, für das Bad Sophien¬ 
brücke 58.000 K. 
Bei der Organisation des Badebetriebes wurde durch¬ 
wegs daran festgehalten, dass diese Bäder nicht zur Er¬ 
zielung eines Gewinnes, sondern im Interesse der öffent¬ 
lichen Gesundheitspflege errichtet und betrieben werden. 
Für jedes Bad ist ein Bademeister mit dem erforderlichen 
männlichen und weiblichen Dienerpersonale systemisiert. 
Als Betriebsleiter beider Bäder fungiert der Betriebs¬ 
leiter des städtischen Donaubades. 
Der Preis eines Bades für Erwachsene beträgt in 
der ersten Klasse 70 h, in der zweiten Klasse 30 k ein¬ 
schliesslich der Wäsche, für ein Kind 40 beziehungsweise 
20 h. Ausserdem werden Jahreskarten ausgegeben. Ein 
besonderes Studium wurde hauptsächlich der Frage ge¬ 
widmet, wie die Bäder der Schuljugend in möglichst 
weitgehendem Masse zugänglich gemacht werden könnten. 
Nach eingehender Beratung mit Vertretern des Bezirks¬ 
schulrates und des Stadtphysikates wurde die Ausgabe 
von 9000 Freikarten für das Bad Nussdorf und von 3000 
Freikarten für das Bad Sophienbrücke vom Gemeinderate 
genehmigt. Ausserdem werden allen Schülern der Wiener 
Volks-, Bürger-, Gewerbe- und Mittelschulen, auch wenn 
sie die für Kinderkarten normierte Körpergrösse über¬ 
schritten haben, gegen Legitimation Kinderkarten ver¬ 
abfolgt. 
Die Eröffnung des Bades an der Sophienbrücke hat 
Freitag den 15. Juli stattgefunden. 
„ Wiener Kommunalblatt“. 
Das Iroquois-Theater in Chicago 
und die Brandkatastrophe vom 30. Dezember 1903. 
(Schluss). 
An den geputzten Wänden war im Parkett eine 
P5. Meter hohe Holzbekleidung angebracht, während im 
Balkon und in der Galerie nur eine niedrige Holzleiste 
sich über den Fussboden hinzog. Die Sitze bestanden aus 
einzelnen, rund 067 Meter breiten aneinandergereihten 
Stühlen mit gusseisernen Gestellen, hölzernen Armlehnen 
und Plüschüberzügen; gepolstert waren sie mit einer 
hanfähnlichen Masse, die im Feuer einen erstickenden 
Qualm verursachte. Die Rückwände der Logen waren 
ebenfalls mit Plüsch ausgeschlagen und schwere Vorhänge 
aus. gleichem Stoffe, verdeckten sämtliche, in keiner 
Weise als solche bezeichnete Ausgänge, welche mit ihrer 
Ausstattung weit mehr den Eindruok von Fenstern als 
von Türöffnungen zu machen geeignet waren. In der 
Vorhalle und in der Treppenhalle liegen Mosaikfussböden, 
weisse Marmorplatten bedeckten vollständig Wand und 
Decke der ersteren und den unteren Teil der Wände der 
letzteren, während der obere Teil geputzt ist. Alle 
Treppen bestehen aus Eisen und Marmor mit schmied¬ 
eisernen Geländern und nur die mit Plüsch überzogenen, 
hölzernen Griffstangen konnten in diesem Teile des Ge¬ 
bäudes ausser den hölzernen Türen dem Feuer Nahrung 
bieten. In der Ost- und Westwand der Treppenhalle 
waren in der Höhe des Balkons blinde, mit Spiegel¬ 
scheiben verglaste Fenster angeordnet, welche effektvoll, 
aber sehr geeignet waren, die erregte Menge irre zu 
leiten. 
Die äusseren Türen des Haupteinganges sind zwei¬ 
flügelig und mit grossen Glasfüllungen versehen; der 
eine Flügel enthält oben und unten eingelassene Bolzen, 
der andere ein Schloss. Die Türen zwischen Vor- und 
Treppenhalle sind dreiteilig und haben durch starke 
Holzsprossen geteilte Füllungen; von den beiden zu¬ 
sammenhängenden Flügeln ist jeder oben und unten mit 
eingelassenen Bolzen und der dritte Flügel mit einem 
Schloss versehen. Das gleiche gilt von den Türen 
zwischen Treppenhalle und Parkett. Die von dem oberen 
Podest des rechten Treppenarmes nach dem Balkon 
führende Tür mit den vorgelegten drei Stufen ist vier¬ 
teilig, mit ebenfalls durch starke Holzsprossen geteilten 
Glasfüllungen; von diesen vier Teilen sind die beiden 
äusseren oben und unten mit eingelassenen Bolzen, die 
inneren mit einem Schloss versehen; die Bänder sind so 
angeordnet, dass die beiden inneren oder mittleren Flügel 
allein sich nur nach dem Zuschauerraum öffnen lassen, 
was aber infolge des unmittelbar vor der Türöffnung 
schon ansteigenden Fussbodens nicht möglich ist; daher 
kann immer nur ein ganzer Doppelflügel nach aussen 
geöffnet und sodann nach innen zusammengeklappt 
werden. Die ebenfalls in der Südwand liegende zweite 
Balkontür ist zweiflügelig mit durch Holzsprossen ge¬ 
teilten Glasfüllungen; beide Flügel öffnen sich nach 
aussen und sind gleichfalls mit eingelassenen Bolzen.
	        
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