Volltext: IX. Jahrgang, 1904 (IX. JG., 1904)

Nr. 2. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Seite 11. 
überall die Breite der befestigten Bürgersteige, sondern 
auch die Befestigung des Fahrdamms muss solider sein, 
denn sie ist grösseren Angriffen ausgesetzt als die des 
Bürgersteiges, sie wird daher riaturgemäss teurer. 
lieber die Befestigung der Fahr dämme. 
Die älteste Strassenbefestigung der Stadt Hannover 
bestand aus Findlingen, es wird Kieselpflaster genannt. 
Dieses Pflaster ist jedoch aus den Strassen Hannovers 
fast vollständig verschwunden, nur an ganz vereinzelten 
Stellen findet es sich noch in kleiner Ausdehnung, 
gleichsam als Erinnerung an längst vergangene Zeiten. 
Verdrängt wurde das Kieselpflaster am meisten durch 
das Basaltpflaster. Basalt steine werden hier in Hannover 
seit etwa 1860 verwendet, in letzter Zeit allerdings nur 
wenig. Das Material stammt meistens aus dem Solling. 
Die Vorzüge des Basaltpflasters bestehen namentlich 
in der ausserordentlich grossen Haltbarkeit. Der Basalt 
ist von allen Steinen, die zur Strassenbefestigung ver¬ 
wendet werden, der härteste; dies hat zwar den Vorteil, 
dass die Abnutzung, insbesondere das Abschleifen des 
Steines ausserordentlich gering ist. Aber aus der Härte 
entspringen auch viele Nachteile. Wählt man den Stein 
ziemlich breit, so werden die Kanten der Steine von den 
Hufen der Pferde abgeschlagen und abgerundet, wegen 
der Härte des Steines wird aber die Mitte desselben 
nicht in entsprechendem Masse abgeschliffen. Die Steine 
werden rund, es bilden sich die sogenannten „Katzen¬ 
köpfe“. Man ist deshalb genötigt, ein möglichst kleines 
Profil zu nehmen. Dies hat wiederum den Nachteil, dass 
die Anzahl der Fugen sich vergrössert und dass die 
Raddrücke sich nur auf kleine Druckflächen übertragen, 
so dass der einzelne Stein gegen den benachbarten Stein 
versackt. 
Der Hauptnachteil des Basaltpflasters besteht aber 
darin, dass der Stein zu sehr klingt, dass das Pflaster 
zu laut ist. Bei dem kleinen, schmalen Steinprofil ent¬ 
steht förmlich ein Geknatter, wenn ein Wagen schnell 
durch die Strasse fährt. Auch die Glätte der Steine hat 
vielfach gestört. 
Da nun der Preis pro Quadratmeter 13 bis 15 Mark 
beträgt, also keineswegs billig ist, ist es erklärlich, dass 
bei den eben geschilderten Nachteilen man bemüht ist, 
geeignetere Materialien zu verwenden. 
An natürlichen Steinen kommen jedenfalls stets die¬ 
jenigen am meisten in Betracht, die in möglichster Nähe 
gewonnen werden, für unsere Provinz also besonders 
diejenigen, die im Harz gewonnen werden. 
Ich nenne den Gabbro, ein vorzügliches Material; 
ferner Grünstein, Grauwacke und Granit. Der Granit des 
Brocken ist für Pflastersteine etwas zu bröckelig. Grau¬ 
wacke ist ein sehr angenehmes Pflaster, leider etwas 
ungleich in der Härte. Alle genannten Sorten werden 
nicht in grossen Mengen gewonnen und meistens in den 
benachbarten Städten verbraucht. Der Stadt Hannover 
werden alle diese Materialien nur in geringen Mengen 
offeriert. Als weicheres Material erwähne ich nur den 
Piesberger und Osterwalder Stein, der bei mittlerem und 
kleinerem Verkehr gute Dienste leistet. 
Von auswärtigen natürlichen Materialien ist beson¬ 
ders der schwedische Granit zu nennen. 
Granitpflaster hat dem Basaltpflaster gegenüber 
zweifellos bedeutende Vorzüge; das Material ist nicht 
übermässig hart, den Steinen können grössere Abmes¬ 
sungen gegeben werden. Das Material lässt eine tadel¬ 
lose Bearbeitung zu, es ist nicht so laut als Basaltpflaster, 
aber es hat den schweren Nachteil, dass es sehr teuer 
ist; für Hannover kostet 1 Quadratmeter 15 Mk. 50 Pf., 
noch ohne Fugenverguss. Die Transportkosten sind zu 
gross. Für alle Küstenstädte der Ostsee wie auch wohl 
der Nordsee ist es ein vorzügliches Material. 
Diesem Naturstein ist eine Konkurrenz entstanden 
in einem Kunststein, nämlich dem Schlackenstein. Die 
Schlackensteine werden bekanntlich aus den Rückständen 
der Kupferaufbereitung fabriziert, besonders von der 
Mansfelder Gewerkschaft. Hier in Hannover werden die 
Steine seit etwa fünf Jahren verwendet, zunächst die 
mit quadratischer Oberfläche. Jetzt aber geben wir dem 
rechteckigen den Vorzug. Ausserdem sind hier für die 
Rinnsteine vielfach Schlackenplatten verwendet. Auf der 
Fabrik wird der Schlackenstein mit dem Hammer an¬ 
geschlagen. Klingt er ungünstig, so dass also mut¬ 
masslich grosse Blasen in dem Steine sind, so wird er 
durchgeschlagen und nur die Schlackenplatte wird ver¬ 
kauft. Solche Schlackenplatten haben wir auch im 
Strassenbahnkörper eingebaut. 
Als Schlussergebnis der Beurteilung des Schlacken¬ 
steinpflasters sei festgestellt: Die Schlackensteine haben 
den grossen Vorzug, dass die Steine durchaus gleich- 
mässiges Format haben, es kann somit eine tadellos 
ebene Pflasterbahn hergestellt werden, die als beinahe 
geräuschlos bezeichnet werden kann. 
Die Pflasterungen mit allen vorgenannten Materialien 
kann man entweder auf Kiesbettung oder auf Beton¬ 
bettung oder auf Chaussierung ausführen. Bei besonders 
starkem Verkehr wird die Chausseebettung sich sehr 
empfehlen: auf weichem, moorigem Untergrund hat eine 
Betonschicht grosse Vorteile, weil sie gewissermassen 
ein schwimmendes Fundament bildet. Für gewöhnliche Ver¬ 
hältnisse aber genügt eine gute Kiesbettung vollständig. 
Uebertroffen werden die Pflasterungen mit Natur¬ 
beziehungsweise Kunststeinen in vielerlei Beziehung 
durch die Befestigung mit Stampfasphalt. Stampfasphalt 
ist für die Stadt Hannover geradezu charakteristisch, ist 
sie doch diejenige Stadt, die nach Berlin und Oharlotten- 
burg vor allen anderen Städten Deutschlands die meisten 
Asphaltstrassen hat. 
Die Vorzüge der Stampfasphalt-Befestigung liegen 
auf der Hand: das elegante, grosstädtische Aussehen, 
die Reinlichkeit (die Fahrbahn wird abgewaschen) und 
die Undurchlässigkeit (der Untergrund kann nicht ver¬ 
seucht werden). Vor allen Dingen aber ist hervorzu¬ 
heben die Geräuschlosigkeit. Gerade die Befreiung von 
dem bei Pflasterstrassen oft unerträglichen Strassen- 
geräusch ist dem Grosstädter von der allergrössten Be¬ 
deutung; die wertvollste Eigenschaft des Stampfasphalts 
ist ganz entschieden die, dass er die Nerven des Publi¬ 
kums, der Anlieger sowohl wie der Passanten, möglichst 
schont. Als Uebelstand der Asphaltstrassen wurde von 
den Hannoveranern die Staubbildung bezeichnet. Hiemit 
war allerdings nicht der Staub gemeint, der sich durch 
die Abnutzung des Asphalts bildet, sondern es handelt 
sich um den Kies und den Sand, der zur Vermeidung 
von Glätte häufig aufgestreut und lästig wurde. Jetzt 
werden aber die Asphaltstrassen in so geeigneter Weise 
gepflegt und gereinigt, dass der Uebelstand der Staub¬ 
bildung nur noch gelegentlich — ich denke mehr als 
Erinnerung früherer Zeiten — genannt wird. 
Der Preis beträgt für Stampfasphalt rund zwölf 
Mark per Quadratmeter einschliesslich Beton, ist also
	        
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