Volltext: IV. Jahrgang, 1899 (IV. JG., 1899)

Nr. 15. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 115. 
kannten Riesenrades aufweisen, welches aber seinem 
Vorgänger an Grösse wesentlich überlegen sein wird. 
Wie wir erfahren, ist vor wenigen Wochen dieses Riesen¬ 
bauwerk, welches ein würdiges Seitenstück des berühmten 
Eiffelthurmes bildet, von der Baupolizeibehörde abge¬ 
nommen und dadurch für die Benützung des Publicums 
geeignet erklärt worden. Das Unternehmen geht von 
einer englischen Geseftschaft aus. Der Aufstellungsplatz 
des Rades ist gegenüber der Maschinengallerie. — Das 
Rad ist gänzlich aus Stahl construiert, der von dem 
Hüttenwerk zu Haumont geliefert wurde, und dessen Ge- 
sammtgewicht nicht weniger als 800 Tonnen beträgt. 
Die horizontale Drehachse des Rades befindet sich in 
mehr als 75 Meter Höhe über dem Erdboden; sie ist 
in zwei Lagern verlagert, die auf mächtigen, aus Stahl¬ 
schienen construierten Thürmen ruhen. An seinem Um¬ 
fang befinden sich, um Zapfen drehbar aufgehängt, die 
Waggons zur Aufnahme der Passagiere. Der Durch¬ 
messer des Rades misst genau 93 Meter. In ihrer nie¬ 
drigsten Stellung befinden sich die Waggons etwa drei 
Meter über der Erde, so dass sie auf dem höchsten 
Punkte ihrer Bahn die respectable Hohe von 96 Metern 
erreichen. Um das Nützliche mit dem Angenehmen zu 
vereinigen, sind die einzelnen Wagen theils als Restau¬ 
ration, theils als Lesezimmer eingerichtet. In einigen 
sollen auch Concerte veranstaltet, werden. Das Gesammt- 
gewicht des Rades, die leeren Karren inbegriffen, aber 
ohne Achse und Thürme, beträgt fast V¡2 Millionen Pfand. 
Die Achse beträgt 80.000, die beiden Thürme gegen 
875.000 Pfund. Jeder Wagen kann 30 Personen auf¬ 
nehmen, und 40 Wagen sind am ganzen Umfang vor¬ 
handen. Setzt man das Gewicht jedes Passagiers zu 
154 Pfund, so wird bei vollbesetztem Rade eine Last von 
1167 Tonnen auf den Fundamenten ruhen. Letztere 
werden gebildet durch zwei Betonblöcke, deren jeder 
etwa 13 Meter hoch und 6 Meter lang und breit ist. Das 
Gewicht eines jeden beträgt 230 Tonnen. Auf diesen 
Blöcken erheben sich die Thürme, welche aus stählernen 
Gitterträgern hergestellt wurden. Die Achse, welche aus 
Martinsstahl besteht und die in England angefertigt wurde 
ist hohl geschmiedet und hat eine Länge von 17 Metern, 
bei einem Durchmesser von fast einem Meter. Die Speichen 
werden gebildet von etwa 160 Stahldrahtseilen von circa 
zwei Zoll Durchmesser, deren jedes mit einer Spann¬ 
vorrichtung versehen ist, so dass etwaige Durchbiegungen 
sofort beseitigt werden können. Eine Dampfmaschine 
von 120 PS. versetzt mittelst zweier als Treibriemen 
wirkenden Kabel das Ganze in Umdrehung. Schnell 
wirkende Bremsen von genügender Stärke sind vorge¬ 
sehen, um nöthigenfalls das Rad sofort still stellen zu 
können. Natürlicherweise sind die Waggons auch elek¬ 
trisch erleuchtet, und telephonische Verbindung von jedem 
einzelnen nach der Erde ist vorhanden. Die Aufenthalte 
inbegriffen braucht das Rad 20 Minuten für eine Um¬ 
drehung. 
Arbeiter-Unfallversicherung. 
(Fortsetzung.) 
Eine durchgehende Uebereinstimmung konnte von 
vorneherein nicht erwartet werden, weil die Zahl der 
beobachteten Personen bei einer sehr grossen Zahl von 
Betriebsgattungen eine viel zu geringe ist; allein, auch 
wenn man diese Betriebsgattungen ausscheidet, wenn 
man also nur jene Betriebsgattungen ins Auge fasst, 
welche genügende Beobachtungsmengen aufweisen, bleiben 
Verschiedenheiten in den Ergebnissen der Unfallstatistik 
bestehen, die nicht völlig unberücksichtigt bleiben dürfen. 
Fassen wir die Momente ins Auge, welche zur Er¬ 
klärung dieser Verschiedenheiten dienen können, so ist 
ein Erklärungsgrund sofort ins Auge springend, nämlich 
die Verschiedenheit der Gebarung der einzelnen Anstalten. 
Geht man die statistischen Daten durch, so findet man, 
dass die Unfallsbelastungsziffern bei der Prager und 
Wiener Anstalt höher sind, als jene bei der Grazer und 
und namentlich bei der Brünner Anstalt. 
Diese Erscheinung kann nur darauf zurückzuführen 
sein, dass die Anstalten in ihrer Entschädigungspraxis 
wesentlich differieren. Zum Theile mag wohl dabei mit¬ 
spielen, dass auch die Fatierung der für die Versicherung 
anrechenbaren Lohnsummen (welche bei Berechnung der 
Belastungsziffern im Nenner eine Rolle spielen) bei einigen 
Anstalten mangelhafter war als bei anderen, und dass 
noch andere Momente der Verwaltungspraxis auf die 
Verschiedenheiten einwirkten ; doch spielen diese Umstände 
gegenüber dem ersterwähnten jedenfalls nur eine mehr 
untergeordnete Rolle, und ist auf alle Fälle der Schluss 
zweifellos berechtigt, dass die Verwaltungspraxis der 
einzelnen Anstalten einen wesentlichen Einfluss auf die 
Ergebnisse ihrer Gebarung, daher auch auf die Resultate 
ihrer Unfallstatistik übte. 
Dieser Schluss ist für die Aufgabe, welche bei der 
Aufstellung der Gefahrenclassen-Eintheilung zu lösen ist, 
insoferne wichtig, als vor allem getrachtet werden muss, 
diese Momente bei Verwertung der Ergebnisse der Unfall¬ 
statistik auszuscheiden, da es sich ja bei der Gefahren- 
Classification darum handelt, objective Maßzahlen für die 
Unfallsgefahr aufzustellen, weshalb die subjectiven Mo¬ 
mente der Gebarung der einzelnen Anstalten, welche, wie 
anzunehmen ist, auf die Ergebnisse der Statistik bei allen 
Betriebsgattungen gleichmäßig einwirken, nicht mit in den 
Calcul einbezogen werden dürfen. 
Diese letzteren Momente zu berücksichtigen, ist nicht 
Aufgabe der Gefahrenclassen-Eintheilung, sondern die 
des Beitragstarifes jeder Anstalt, welch letzterer angibt, 
welcher Betragssatz mit Rücksicht auf die eigene Er¬ 
fahrung jeder Anstalt für die einzelnen Proportionszahlen 
(Gefahrenprocente) der Gefalirenclassen erforderlich ist. 
Es wird sich also bei Verwertung der Ergebnisse der 
Unfallstatistik vor allem darum handeln, diese Ergebnisse 
(namentlich die Belastungsziffern) sozusagen auf einen 
normalen Fuss zu bringen, also sie einem solchen Correctur- 
verfahren zu unterziehen, dass sie ohne weitere Rücksicht 
auf die Gebarungs-Eigenthiimlichkeiten der einzelnen 
Anstalten, untereinander vergleichbar werden. 
Die unten folgenden rechnerischen Deductionen zeigen, 
nach welcher Methode dieses Correcturverfaliren vorzu¬ 
nehmen ist, dieselben lassen sich mit Worten etwa folgender¬ 
maßen kennzeichnen : 
Wenn einerseits die Summe über alle Belastungs¬ 
werte (Spalte 11 der Statistik) gezogen wird, welche die 
Statistik für eine Anstalt thatsächlich ergibt, und ander¬ 
seits für jede Betriebsgattung die Belastung berechnet 
wird, welche die Anstalt erlitten hätte, wenn die für den 
Durchschnitt aller Anstalten ermittelte Belastungsziffer 
auch für sie zugetroffen wäre und auch die Summe über 
die letzteren (idealen) Belastung gezogen wird, so erhält 
man zwei Summen, deren Quotient offenbar angibt, um 
wie viel sich bei der in Rede stehenden Anstalt die that¬ 
sächlieh eingetretene Gesammtbelastung, höher beziehungs-
	        
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