Volltext: III. Jahrgang, 1898 (III. JG., 1898)

Nr. 12. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 93. 
Betreffend die comrnissionelle Erhebung bezüglich 
Erbauung eines Entlastungs-Vororte- und Sammelcanales 
stellt Berichterstatter Vicebürgermeister König folgende 
Anträge: 1. Die Erklärungen der Vertreter der Stadt¬ 
gemeinde Linz anlässlich der commissioneilen Verhandlung 
um 23. und 24. Mai 1898 betreffend die Herstellung eines 
Entlastungs-Vororte- und Sammelcanales wird genehmigt; 
2. der Bürgermeister wird ersucht, die dem Acte und 
Ooncepte beiliegenden Ansuchen an den oberösterreichi¬ 
schen Landesausschuss und an den Herrn Grafen Weissen- 
wolff, welche Ansuchen sich auf die Gestattung der Führung 
vorgenannter Canäle über deren Grundstücke beziehen, 
zu richten; 3. des weiteren wird der Herr Bürgermeister 
ersucht, nach Einlangen der Bewilligung zum Baue vor¬ 
genannter Canäle von Seite der Statthalterei die Reserve- 
und Servitutsverträge mit den einzelnen Parteien aus¬ 
fertigen zu lassen und die betreffenden Entwürfe dem 
Gemeinderathe zur Genehmigung vorzulegen ; 4. das Bau¬ 
amt ist zu beauftragen, ehethunlichst das Operat für die 
Bauausschreibung in Vorlage zu bringen. 
Bemerkt sei, dass die Herren Franck, Jax und 
Esclielböck ihre Gründe behufs Canalführung unentgelt¬ 
lich abgetreten haben. 
Gemeinderath Hornik fragt, bis wann die Bewohner 
-der Weingartshofstrasse und der angrenzenden Strassen 
die Canalisierung bekommen werden. 
Berichterstatter König glaubt, dass der in Rede 
stehende Canal im Herbste 1899 fertiggestellt sein dürfte 
und es dann möglich sein wird, die Anschlüsse in der 
Weingartshofstrasse und den angrenzenden Strassen in 
Betracht zu ziehen. — Hierauf wird obiger Antrag an¬ 
genommen. 
Local-Baunotizen. 
Villeiibauten auf dem Pöstlingberg. Wie wir ver¬ 
nehmen, ist in Linz die Bildung eines Consortiums im Zuge, 
dass auf dem Pöstlingberge einen großen Grundcomplex 
ankaufen und darauf mehrere kleine Villen zum Vermiethen 
erbauen lassen will. Bei der vorzüglichen Communication 
durch die jetzige elektrische Bahn könnte die Speculation 
als eine glückliche bezeichnet werden, wenn nicht die 
nöthige Wasserbeschaffung auf dem Berge so große Kosten 
verursachen würde. 
Errichtung eines Versorgungshauses in Wels. Der 
Gemeinderath in Wels hat in seiner Sitzung vom 26. Mai 
die Errichtung eines Versorgungshauses für verarmte 
Bürger und Bürgersfrauen unter dem Namen „Altersheim“ 
aus Anlass des Kaiser-Jubiläums beschlossen und widmete 
drei der Gemeinde gehörige Bauparcellen als Baugrund 
für diese Anstalt. Zugleich wurde die-Verwendung eines 
Betrages bis zur Höhe von 50.000 fl. aus dem Bürgerspital¬ 
fonds als Baucapital genehmigt. 
Villenviertel in Lambach. Die Gemeinde Lambach 
hat das Plateau zwischen der Traunleiten und der Salz¬ 
burgerstrasse angekauft und soll da ein Villenviertel her¬ 
gestellt werden. Mit allem Eifer wird an der Canalisierung, 
Strassen- und Wegeanlage, sowie an der Herstellung einer 
Wasserleitung gearbeitet und dürfte die Gesammtarbeit 
in kurzer Zeit vollendet sein. Nachdem auch die Parcel¬ 
lierung bereits durchgeführt ist, kann heuer noch mit dem 
Bau von Villen begonnen werden. 
Todesfall. Am 5. d. M. starb in Ottensheim der 
bekannte Kunstschlosser Herr Anton Mittermayr, dessen 
Arbeiten bei der Gewerbeausstellung in Linz im Jahre 
1891 mit der silbernen, und bei der gleichen Ausstellung 
im Jahre 1893 mit der goldenen Medaille ausgezeichnet 
wurden. An Herrn Mittermayr, aus dessen Werkstätte 
viele Kunstschlosser-Arbeiten, darunter das herrliche 
Speisegitter im neuen Maria-Empfängnisdome in Linz, 
hervorgiengen, verliert das oberösterreichische Kunst¬ 
handwerk einen Mann, der trotz seiner Schlichtheit soviel 
Kunstverständnis und technische Fertigkeit besaß, um 
auch höheren Anforderungen entsprechen zu können. Dem 
Leichenbegängnisse, welches am 7. d. M., vormittags 
10 Uhr in Ottensheim stattfand, wohnten auch Fach¬ 
genossen und mehrere Architekten und Baumeister aus 
Linz bei. Friede seiner Asche! 
Lagerhausbauten. Mittwoch den 1. d. M. wurde der 
Bau des einen Lagerhauses, welches die k. k. Donau- 
Dampfschiffahrts-Gesellschaft errichten lässt, von der 
Oberösterreichischen Baugesellschaft in Angriff genommen. 
Die Eisenconstructions- und Dachdeckungs-Arbeiten wird 
die genannte Gesellschaft selbst besorgen. 
Bauten in Salzburg. Aus Salzburg wird uns gemeldet, 
dass dort heuer eine lebhafte Bauthätigkeit herrscht, 
und sind es zumeist Speculationsbauten, die zum Weiter¬ 
verkäufe errichtet werden. 
Berichtigung. In Nr. 10 unserer diesjährigen Blätter 
vom 15. Mai erschien in der Rubrik „Local-Baunotizen“ 
eine Mittheilung, dass im Neubau des hiesigen kauf¬ 
männischen Vereinshauses der Hofraum mit sicilischem 
Asphalt gepflastert wurde, und dass dieses Material sich 
in technischen Kreisen keiner besonderen Beliebtheit 
erfreue. Auf diese Mittheilung ersucht uns der Hersteller 
dieser Asphaltarbeiten, Herr Fabrikant N. Schefftel in Wien, 
um Aufnahme folgender Richtigstellung: Sicilischer As¬ 
phalt ist qualitativ gleich den besten Asphaltsorten und 
liegen z. B. in Berlin dreiviertel der Asphaltstrassen und 
Trottoirs aus sicilischem Asphalt. Ferner sind im benannten 
Vereinshause für den Quadratmeter Asphaltpflaster nicht 
7 fl., sondern blos 6 fl. gezahlt worden. — Indem wir 
dieser Richtigstellung des Herrn Schefftel bereitwilligst 
hier Raum geben, überlassen wir das Urtlieil über die 
Gleichstellung des Sicilier Asphaltes mit anderen Asphajt- 
sorten jenen Strassenbautechnikern, die über die Qualität 
des Materiales bei derartigen Pflasterungen zu entscheiden 
haben. 
Technische Neuigkeit. 
Mitgetheilt vorn Internationalen Patentburean K. Fr. Reichelt in 
Berlin NW. 
In (len Steinbrüehen von St. Triphon (Frankreich) 
bedient man sich jetzt zur Gewinnung grosser Platten 
direct aus dem Steinbruch einer Säge. Als sägendes 
Organ dient ein endloses Stahlseil, welches in passender 
Weise über Rollen geführt ist. Dasselbe bewegt sich 
mit einer Geschwindigkeit von 300 bis 400 Meter in der 
Minute. An der Stelle, wo es in den zu zersägenden 
Stein eintritt, leitet man einen Wasserstrahl und einen 
Sandstrahl darauf. An beiden Enden der abzusägenden 
Bank wird ein Schacht von etwas grösserer Tiefe, als 
die Höhe der Platte beträgt, niedergebracht; derselbe 
erhält einen Durchmesser von 1 Meter oder darüber. 
In demselben laufen die Seilscheiben. Der Stein wird 
in verticate Platten bis zum Boden zersägt, die dann 
leicht durch Keile losgesprengt werden können. — Die 
Schnitte können natürlich verschieden lang hergestellt 
werden und hat man zum Sägen von 100 Fuss langen 
Platten ein Seil von gegen 500 Fuss Länge verwendet.
	        
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