Volltext: III. Jahrgang, 1898 (III. JG., 1898)

Seite 2. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITEN G. 
Nr. 1. 
Am linken Ufer der Donau ist vom linksseitigen 
Widerlager der Donaubrücke eine Anschlusstrasse mit 
7 Meter Fahrbahn und beiderseitigen Gehwegen von je 
1*5 Meter Breite bis zur Prager Reichsstrasse vorgesehen. 
Die neue Donaubrücke ist der weitaus bedeutendste Kunst¬ 
bau der Verbindungsbahn Linz-Urfahr. Zwei am Strom¬ 
ufer befindliche Trennungspfeiler und zwei Strompfeiler 
tragen drei Strombrücken von je 8P4 Meter Lichtweite; 
am rechten (Linzer) Ufer ist eine Inundationsbrücke von 
25 9 Meter, am linken Ufer sind zwei Inundationsbrücken 
von je 35 Meter Lichtweite angeordnet. Die Strombrücken 
werden als Halbparabel-Träger, die Inundationsbrücken 
als Parallel träger ausgeführt. Die Trägermitten sind 
6-9 Meter von einander entfernt; die zwischen den Trag¬ 
wänden befindliche Fahrbahn für Eisenbahn und Strassen- 
fahrzeuge, welche mit Holzstöckel abgepflastert wird, hat 
5*5 Meter Breite. Das Geleise liegt in der Mitte der Trag¬ 
wände in der Brückenachse. Um den Verkehr der Fuss- 
geher und der Bahn- und Strassenwagen auf der Brücke 
völlig zu trennen, sind an den Tragwänden auf Consölen 
zwei Gehstege von je 1*5 Meter angebracht. Die lichte 
Höhe oberhalb der Fahrbahn beträgt 5*0 Meter. Wegen 
der strategischen Wichtigkeit der neuen Brücke wird 
ein Pfeiler derselben mit einer Demolierungs-Minenanlage 
versehen. Vom örtlichen Nullwasser (Cote 250-06) sind 
10*27 Meter bis zur Unterkante der Trageonstruction; es 
bleibt daher beim höchsten bisher beobachteten Hoch¬ 
wasser von 6 Meter ober Null zwischen diesem und der 
Constructions-Unterkante noch eine lichte Höhe von. 
4*27 Meter, so dass also auch bei Hochwasser die Brücke 
kein Hindernis für den Schiffsverkehr bildet. Die mittlere 
Strombrücke liegt in der Horizontalen, die beiden an¬ 
schliessenden Durchfahrten in 6°/09, die Inundations¬ 
brücken in 10°/00 Gefälle. Die Brücke übersetzt den Strom 
in senkrechter Richtung und hat 361*3 Meter Gesammt- 
länge zwischen den Enden der beiderseitigen Widerlager. 
Die Fundierungs- und Mauerungsarbeiten für die Pfeiler 
und Widerlager sind der Bauunternehmung E. Gärtner 
in Wien zur Ausführung übertragen worden. Diese Unter¬ 
nehmung hat am 13. Juni 1897 mit der Baueinleitung 
begonnen und bis Mitte December 1897 die Fundierung 
des rechten Strom- und Trennungspfeilers, sowie des 
rechten Widerlagers durchgeführt, ausserdem aber den 
rechten Strompfeiler, der im Stromstrich gelegen ist, und 
den schwierigsten Theil der ganzen Arbeit bildet, fertig 
aufgemauert. 
Die Pfeiler- und Widerlager-Fundierung erfolgt auf 
pneumatischem Wege; für die Pfeiler werden eiserne, 
für die Widerlager mit Eisenrippen verstärkte gemauerte 
Caissons verwendet. Der steinartige Tegel (Schlier), auf 
dem die Strom- und Trennungspfeiler fundiert werden, 
beginnt im Mittel 9 Meter unter Nullwasser, wie die bei 
allen Pfeilern ausgefuhrten Probebohrungen gezeigt haben. 
Bei dem besonders ausgesetzten rechten Strompfeiler ist 
der Caisson mindestens 3 Meter in den festen Schlier 
eingebettet und liegt die Fundamentsohle 13*65 Meter 
unter dem örtlichen Nullwasser ; der rechte Trennungs¬ 
pfeiler ist 9*67 Meter im festen Schlier, das rechte Wider¬ 
lager 6*°;l Meter unter'Null auf festgelagertem Schotter 
fundiert. Die Strompfeiler sind von Sockelhöhe bis unter 
die Flussohle mit Hausteinen, ober dem Fundament- 
absatze mit Quadern aus Gmundener Granit bester 
Gattung verkleidet. Ausserdem sind durchgehende Voll¬ 
schichtenquadern und Druckvertheilungsquadern unter 
den Auflegern angeordnet. Zum Füllmauerwerk werden 
die Granite und Glimmerschiefer aus Puchenau ver¬ 
wendet. Zu allem Mauerwerk dient Kirchdörfer Portland- 
Cement, zum Beton Kufsteiner Cement. 
Als Bauleiter und Aufsichtsorgan ist von der Staats¬ 
verwaltung der Inspector Herr Eduard Kund mann be¬ 
stellt; die Geschäfte der Bauunternehmung E. Gärtner 
leitet Herr Oberingenieur R. Fäsch. Wir werden den 
wichtigen und interessanten Brückenbau stets im Auge 
behalten und unseren Lesern zeitweilig darüber Bericht 
erstatten. d. r. 
Die Raphael Donner’sche Johannes-Statue 
in Linz. 
Neben der Priester-Seminar-Kirche in der Harrach- 
strasse, die, nach den Plänen des Architekten Hildebrand 
erbaut, im Jahre 1725 als Kirche des Deutschen Ritter¬ 
ordens eingeweiht worden war, steht in einer Nische an 
der Seitenfront des Niklas’schen Hauses (Harrachstrasse 9) 
eine Johannes-Statue. Geraume Zeit steht sie dort, kaum 
mehr beachtet als jede andere der zahlreichen Johannes- 
Statuen. Da gelang es dem vor kurzem verstorbenen 
Director der Wiener Hofmuseen, k. k. Regierungsrath 
Dr. Ilg nach eingehenden Studien in den Archiven des 
Deutschen Ritterordens festzustellen, dass diese Johannes- 
Statue ein Werk des unsterblichen Bildhauers Raphael 
Donner sei. Raphael Donner (geboren 1692 zu Essling in 
Niederösterreich) hatte dieselbe über Bestellung des 
Comthurs Johann Josef Leopold Graf Harrach in Salzburg 
um den Betrag von 350 fl. in der Grösse von Fuss 
zu liefern, wobei der Besteller den Marmor beschaffte. 
Im Jahre 1843 gieng die Statue sammt Mauerwerk, Nische 
und Steingeländer zufolge Vertrag zwischen Franz Niklas 
und dem bestandenen Magistrate Linz in das Eigenthum 
der Stadt Linz über. Als Director Ilg die interessante 
Entdeckung gemacht hatte, wandte sich die Oentral- 
Commission für Kunst- und historische Denkmale in Wien 
an die Stadtgemeinde Linz, die arg von Staub und 
Schmutz heimgesuchte und zum Theil beschädigte Statue 
wieder kunstgerecht in Stand zu setzen und so diese in 
kunsthistorischer Beziehung für ganz Oesterreich wert¬ 
volle Angelegenheit einer gedeihlichen Ausführung zu¬ 
zuführen. 
Auf Grund dieser Anregung wurde die Statue sammt 
Umgebung von einer Commission, bestehend aus den 
Herren Architekt Ludwig Gyri, Oberpostcontrolor Stra- 
berger, Landesarchivar Dr. Krackowizer und Stadtbauamts¬ 
leiter Oberingenieur Kempf besichtigt und die Noth- 
wendigkeit folgender Arbeiten festgestellt *. Das anstossende 
Terrain ist so zu regulieren, dass wenigstens eine Stufe 
des Postaments der Statue freigelegt wird; die Ballustrade 
ist theilweise neu herzustellen, wobei der Charakter des 
Stiles zu wahren ist; die fehlenden drei Finger der 
rechten Hand der Figur, ferner das steinerne Kreuz, 
welches von einem Engel gehalten wird, das gegenwärtig 
durch ein hölzernes ersetzt ist, sind neu herzustellen, 
der Sternenkranz ist zu putzen, die durch Pflanzenwuchs 
und Witterungseinflüsse aufgemachten Stoss-und Lager¬ 
fugen müssen durch Neuversetzen der Bekrönungstheile 
wieder in kunstgerechter Weise hergerichtet werden, die 
Statue muss durch Seifenwasser gereinigt, die früher 
poliert gewesenen Theile wieder aufgefrischt werden, die 
anstossenden Mauern müssen verputzt und gefärbelt, die 
Blecheindeckung frisch hergestellt, das Einfassungsgitter 
ergänzt und mit Oelfarbe angestrichen werden.
	        
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