Volltext: III. Jahrgang, 1898 (III. JG., 1898)

Seite 30. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 4. 
13. Beschädigte Schiffe sind schon bei ihrer Einfahrt 
möglichst an das rechte Ufer (Werfteseite) zu ziehen und 
dort zu vertieften, damit sie die Bewegungsfreiheit im 
Hafen nicht hindern. 
14. Beschädigungen von Wasseranlagen, Schutz- und 
Regulierungsbauten werden nach den Bestimmungen der 
eingangs angeführten Gesetze geahndet, insoweit sie 
nicht Uebertretungen betreffen, welche dem Strafgesetze 
unterliegen. 
Technische Neuigkeiten. 
Mitgetheilt vom Internationalen Patentburean K. Fr. Reichelt in 
Berlin NW. 
Ueber den Einfluss des Feuers auf eiserne Säulen 
sind in Hamburg neuerdings eingehende Versuche durch 
eine zu diesem Zwecke eingesetzte Commission angestellt 
worden. Säulen von Schmiedeeisen bewiesen sich als am 
wenigsten zuverlässig. Schon bei einer Temperatur von 
600° verlieren sie alle Stabilität. Eine Ausfüllung von 
Beton ändert wenig in diesem Verhalten. Umkleidete man. 
sie dagegen mit einer Wärmeschutz masse und einem 
Blechmantel, so konnten sie 2 bis 4 Stunden dem Feuer 
widerstehen, je nach Art der verwendeten Masse. Monier¬ 
beton schützte, in 40 Millimeter dickem Ueberzug auf¬ 
getragen, die Säule über 2l/2 Stunden. 
Ein neues Verfahren zur Wiedergabe plastischer 
Originalarbeiten, welches vor kurzem patentiert wurde, 
besteht darin, dass man über dem Original in bekannter 
Weise eine Gipsform herstellt. Nach Erstarren des Gipses 
wird die Masse des Originals durch Ausschneiden und 
Ausspülen entfernt. Die so gewonnene Hohlform füllt 
man mit einer keramischen Masse, bestehend aus 1 Theil 
Gips, 5 Theilen Porzellanpulver und 1 Theil Fluss, aus. 
Nachdem die Masse erstarrt ist, wird sie in der Form 
gebrannt. Letztere wird dadurch mürbe, und zerfällt 
beim Benetzen mit Wasser, während der Einguss als 
fester Körper zurückbleibt. 
Künstlichen schwarzen Marmor stellt eine Fabrik 
in Ootania her und hat sich das Verfahren dafür in den 
meisten Ländern patentieren lassen. Das Kunstproduct 
kann in jeder beliebigen Form und Grösse hergestellt 
werden, ähnelt natürlichem schwarzen'Marmor in hohem 
Grade, so dass es kaum als Kunstproduct zu erkennen 
ist, und ist ausserdem wesentlich billiger. Zur Herstellung 
desselben wird gewöhnlicher, weisser Sandstein in die 
gewünschte Form und Grösse geschnitten. Diese Stücke 
werden in grosse, eiserne Bottiche gebracht, wo sie auf 
ein Drahtgewebe einige Zoll über dem Boden aufgelegt 
werden. Eine gegenseitige Berührung der einzelnen Blöcke 
muss vollständig vermieden werden. Eine geschmolzene, 
dünnflüssige Masse, bestehend aus Asphalt und Stein- 
kohlentheer, wird nun eingeleitet. Dieselbe muss die 
Steine vollständig bedecken. Die Mischung wird 36 Stunden 
im Kochen erhalten; dann werden die Steine heraus¬ 
genommen, abgekühlt und getrocknet. Der so erhaltene 
Stein wird durch Säuren nicht angegriffen, leidet nicht 
unter Witterungseinflüssen oder unter der Hitze. Auf 
ähnliche Weise stellt dieselbe Firma auch wetterbeständige 
Ziegel aus Gement, Sand und Wasser her. Der auf diese 
Weise hergestellte, künstliche Marmor nimmt eine sehr 
schöne Politur an. 
New-York gibt allnächtlich für seine Beleuchtung die 
beträchtliche Summe von 14.000 Dollars aus. Es sind 
nach der neuesten Aufstellung über 1,030.500 elektrische 
Lampen, sowohl Bogen- als Glühlampen, in dieser Stadt 
im Betrieb, die eine Leuchtkraft von mehr als 50 Millionen 
Kerzen entwickeln. 
Ziegel werden nach einem vor kurzem patentierten 
Verfahren dadurch hergestellt, dass See- oder Flussand, 
Kies oder Wäschberge aus Aufbereitungsanstalten mit 
Portland- oder Romancement und einer Lösung von 
Alaun, Salzsäure und löslicher Kieselsäure gemischt werden. 
Unter Dach der Luft ausgesetzt, erhärtet die zu Ziegel 
geformte Masse bald zu einem brauchbaren Baustein. 
Eine Aceumiilatorenbatterie, die aus 10.000 Ele¬ 
menten besteht, ist im physikalischen Laboratorium der 
Harvard-Universität zu Jefferson zur Aufstellung gelangt. 
Sie kann einen Strom von 8 Ampere und 20.000 Volt geben. 
Um kleine keramische oder auch Metallgegenstände 
mit Glasur zu überziehen, ist eine vollständig auto¬ 
matisch wirkende Maschine construiert worden, die 
im Deutschen Reich patentiert wurde. Man theilt uns 
einiges Nähere über diese Maschine mit. Auf einem end¬ 
losen Band sind kleine Körbchen befestigt, welche bei 
der Drehung der das Band tragenden Trommeln durch 
einen mit Glasur oder Emaille gefüllten Trog geführt 
werden. Ueber dem Tuch befindet sich eine Vorrichtung 
zum selbstthätigen Einlegen der zu glasierenden Gegen¬ 
stände in die Körbchen. Dieselbe besteht aus einem 
Oylinder, der so viele Vertiefungen neben einander be¬ 
sitzt, als Körbchen vorhanden sind. Die Körbchen sind 
mit Oharnierdeckeln versehen, die durch Feder n in ihrer 
Schlusstellung festgehalten werden. Passiert das Körbchen 
die BMllvorrichtung, so wird der vorstehende Deckel 
etwas zurückgehalten und gleichzeitig die Trommel so 
weit gedreht, dass die in den untersten Vertiefungen 
enthaltenen Gegenstände in die Körbchen fallen können. 
Die Deckel schliessen sich beim Weiterführen des Bandes 
und 'die Körbchen mit ihrem Inhalt werden durch die 
Glasurmasse hindurchgeführt. Nach Verlassen der Glasur 
stossen die Deckel an einen zweiten Anschlag, werden 
geöffnet und der Inhalt kann sich in den Sammelkasten 
entleeren. Jedesmal, wenn unten eine Vertiefungsreihe 
der Trommel entleert wird, füllt sich oben eine andere 
Reihe mit den zu glasierenden Gegenständen, die durch 
einen Trichter aufgegeben werden. Um zu verhindern, 
dass sich dieser verstopft, wird ihm eine schüttelnde 
Bewegung ertheilt. 
Edisons neuer Process zur Verwertung geringer 
Eisenerze beruht auf der Anwendung von Magnetismus 
in kolossalem Maßstabe. Das Erz wird durch Tagebau 
gewonnen. Nachdem es durch Sprengschüsse gelockert 
ist, wird es vermittelst Bagger in die Wagen einer leichten 
Grubenbahn verladen, wmlche es nach den Steinbrechern 
und Pochwerken oder sonstigen Zerkleinerungsmaschinen 
bringen, wo es zerstampft wird. Das so erhaltene Produce 
lässt man in einem besonderen Apparat aus ziemlicher 
Höhe herunterfallen. Mächtige Elektromagneten sind 
seitlich in demselben angeordnet und lenken die erz¬ 
haltigen Theilchen aus ihrer senkrechten Fallinie ab, 
trennen sie also auf diese Weise von den senkrecht 
niederfallenden tauben Bestandteilen. Letztere gehen 
ohne weiters auf die Halde, während erstere, um sie be¬ 
quemer an die Hütten versenden zu können, in Form 
von Briquetts gepresst werden. Vom Augenblick des 
Sprengens bis zum Augenblicke, wo die Briquetts die 
Presse verlassen, geschieht die Arbeit automatisch. Ein 
neues Prinoip ist ja allerdings nicht in dieser Arbeits¬ 
methode verkörpert, sie ist aber durch den riesenhaften
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.