Volltext: III. Jahrgang, 1898 (III. JG., 1898)

Nr. 2. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 13. 
interessante Statistik veröffentlicht. Danach existiert zu 
beiden Seiten des Aequators eine Zone mit einem Maximum 
elektrischer Erscheinungen, welche fast genau mit der 
regenreichsten Zone zusammenfällt. Der Durchschnitt 
der Gewittertage beträgt hier 100 im Jahre. Jenseits dieser 
Zone, die sich bis 20 oder 25° nördlich und südlich vom 
Aequator erstreckt, ist die Häufigkeit der Gewitter 
geringer und in gemässigten Klimaten übersteigt die Zahl 
der Gewittertage selten 30 im Jahre. Dann kommt aber 
eine Zone, wo nicht nur keine Gewitter auftreten, sondern 
wo es auch nie regnet. Dieselbe erstreckt sich über 
Finnland, Island, Nordsibirien, das östliche Turkestan, 
Novjasemlja und die arktischen Länder. 
Die längsten Brücken der Welt. Die bei weitem 
längste Brücke ist die seit einigen Jahren erst fertigge¬ 
stellte Brücke über den Tay In Schottland, welche 3200 m 
lang ist. Nach ihr kommt die Brücke über den Firth of 
Forth (2394 m lang). Von anderen hervorragenden Brücken 
sind noch anzuführen: Die Brücke von Moerdyck (Holland) 
1490 m, die Brücke über die Wolga 1439 m, die Weichsel¬ 
brücken sind 1325, 1272 und 1092 m lang. Frankreichs 
längste Brücke ist die über die Truyere, Departement 
Cantal, welche 564 m misst, von denen 449 auf die Eisen- 
construction entfallen. Die Hängebrücke, welche New-York 
mit Brooklyn verbindet, ist 488 m lang. 
Automaten, welche die Füllung des Luftschlauches 
gegen den üblichen Obolus bewirken, dürfte das Neueste 
sein, was dem Radler geboten wird. Der Automat hat 
ein grosses Reservoir voll comprimierter Luft. Er kann 
auf Strassen oder auch in Geschäften aufgestellt werden, 
wo er dem Fahrer leicht erreichbar ist. Der Apparat 1st 
sehr sinnreich construiert und soll vollständig zufrieden¬ 
stellende Resultate ergeben. 
Uebef die Art der Erschütterungen der Eisenbahn¬ 
wagen sind auf den österreichischen Staatsbahnen inter¬ 
essante Versuche angestellt worden. Man muss zweierlei 
Schwingungen unterscheiden, senkrechte und wagrechte. 
Die ersteren erfolgen sehr schnell und sind nur kurz. Es 
kommen davon etwa 200 auf die Minute. Die Schwingungen¬ 
zahl steigt mit der Geschwindigkeit und ist unabhängig 
von Gurven. Man hat herausgefunden, dass dieselben 
darauf zurückzuführen sind, dass der Schwerpunkt der 
Räder excentrisch gelagert ist. Durch Federaufhängung 
und passende Gegengewichte kann man dieselben fast 
ganz aufheben. Die Transversalschwingungen dagegen 
sind ganz unregelmässig; sie wiederholen sich in ganz 
unregelmässigen Zwischenräumen und mit verschiedener 
Stärke. Sie werden hauptsächlich auf geraden Strecken 
erzeugt und nehmen gewöhnlich in der Curve an Stärke 
zu. Ihre Ursachen sind verschiedener Art und noch zu 
wenig bestimmt erkannt, um erfolgreich beseitigt zu werden. 
Auf der Stockholmer Ausstellung erregte ein Dampf¬ 
kessel die Aufmerksamkeit aller Fachleute, welcher mit 
einer Dampfspannung von 3000 Pfund auf den Quadrat¬ 
zoll arbeitete. Das würde das Zehnfache von dem sonst 
üblichen Maximaldruck sein. Dabei hatte er die besondere 
Eigenschaft, dass der Dampf, im Falle einer Kessel¬ 
explosion, unschädlich nach dem Schornstein entweicht. 
Der Kessel besteht einfach aus einem spiralig gewundenen 
Rohr von circa zwei Centimeter Durchmesser, durch 
welches eine Pumpe continuierlich einen Wasserstrom 
sendet. Der erzeugte Dampf dient zum Treiben einer 
Dampfturbine. Die Feuerung erfolgt automatisch, um 
eine möglichst vollkommene Ausnutzung des Brenn¬ 
materiales und Gleichmässigkeit zu erreichen. Besondere 
Ventilatoren beschafften die nöthige Luft. Der Wasser¬ 
zufluss wird automatisch geregelt und ein anderer Regulier¬ 
apparat wirkt durch den Dampfdruck auf die Ventile 
des Gebläses und erhöht dessen Thätigkeit, wenn der 
Dampfdruck sinkt. Der Kessel nimmt nur sehr wenig 
Platz ein; die Verbrennung der Kohle ist eine voll¬ 
kommene und ein dünnes Blechrohr genügt vollständig 
als Schornstein. Der Dampf tritt direct von der Dampf¬ 
leitung in die Düsen, wo er expansiert. Die Anlage rührte 
von De Laval selbst her. 
Telephonnetz und Blitzschläge. Die deutschen Post¬ 
behörden haben eine sehr interessante Untersuchung an¬ 
gestellt über den Einfluss, welche die Telephonleitungen 
auf die Häufigkeit der Blitzschläge ausüben. Die Statistik 
erstreckte sich auf 140 Ortschaften mit und 560 ohne 
Telephonnetz. In ersteren kann man in einer Gewitter¬ 
stunde drei Blitzschläge zählen, während die Zahl im 
zweiten Falle fünf beträgt. Auch scheint es, wenn die 
Gewalt des Strahles im ersten Falle wesentlich geringer 
wäre, als im zweiten. 
Zur Herstellung künstlicher Steine werden ge¬ 
brannter Gips und Cement mit gesiebter Asche und Pott¬ 
asche oder anderen alkalinen Carbonaten gemischt. Das 
Gemenge wird mit einer Lösung von Gipswasser, welchem 
etwas Schwefelsäure zu gesetzt ist, angerührt und zu 
einer plastischen Masse geknetet. Dieselbe wird unter 
starkem Druck in Formen gepresst. Die so erhaltenen 
Ziegel werden in eine gesättigte, angesäuerte Alaunlösung 
getaucht und sind nach dem Trocknen fertig zum Ge¬ 
brauch. Das Verfahren ist in England patentiert worden. 
Steine aus Stroh herzustellen, ist einem polnischen 
Ingenieur gelungen. Das Fabrikat ist von solcher Härte 
und Zähigkeit, dass es für Pflastersteine verwendet werden 
kann. In Warschau sollen bereits Versuche In grösserem 
Maßstabe in dieser Richtung stattgefunden haben. Das 
zu verarbeitende Stroh wird mit Draht in viereckige 
Bündel zusammengebunden und in eine heisse Lösung 
gebracht, deren Zusammensetzung Geheimnis des Erfinders 
ist. Allem Anscheine nach bilden aber Theer, Pech, Harz 
und ähnliche Stoffe die Hauptbestandthelle derselben. 
Die Strohbündel bleiben bis zu ihrer vollständigen Durch¬ 
tränkung in der Lösung und werden dann unter einer 
Presse einem grossen Druck ausgesetzt, wodurch sie 
gleichzeitig ihre definitive Form erhalten. Nach Ansicht 
des Erfinders ist das so erhaltene Material billiger als 
Holzpflaster, und übertrifft dieses auch an Dauerhaftigkeit 
und Festigkeit; auch soll es grössere Elasticität be¬ 
sitzen, als jene. 
Holzwaren mit polierten Ornamenten, welche Adolf 
Wilke und Ad. Karpen als Gebrauchsmuster sich haben 
eintragen lassen, werden durch Auflage von Schablonen 
und Wegbeizen der diese umgebenden Politur erhalten. 
Diese Holzverzierungen sind derart, dass dieselben poliert 
auf mattem oder gefärbtem Grunde erscheinen. Zu diesem 
Zwecke wird die ganze Fläche poliert und eine klebrige 
Materialschicht aufgetragen, auf diese wird alsdann eine 
das Ornament darstellende, dünne Blechtafel aufgedrückt 
und so festgehalten. Die nicht von der Schablone be¬ 
deckte klebrige Substanz wird mit einem mehligen Pulver 
abgerieben, ebenso ätzt man dann die ganze Politur fort, 
so dass diese also nur unter der Schablone vorhanden 
bleibt; der so blossgelegte Holzgrund wird nun gefärbt 
oder gebeizt und darauf die Metallschablone fortgenommen. 
Nach Entfernung des Klebemittels erscheint sodann das 
Ornament in polierten Flächen.
	        
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