Volltext: III. Jahrgang, 1898 (III. JG., 1898)

Seite 154. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 20. 
Das dreistöckige Gebäude kam unter folgenden Um¬ 
ständen zustande: 
In der Gemeinderaths-Sitzung vom 22. September 1897 
berichtete Herr Gemeinderath Wolf, die freiwillige Feuer¬ 
wehr beabsichtige in der Keplerstrasse ein eigenes Depot 
zu errichten und mit diesem die Aufstellung einer stän¬ 
digen Bereitschaft für Brände, sowie für Unglücksfälle 
anderer Art, gewissermassen als Rettungsstation, zu 
verbind en. 
Der Grunderwerb und Hausbau würden 38.000 fl. 
kosten, welche Summe die Allgemeine Sparcasse hergeben 
wolle, wenn die Gemeinde sich verpflichtet, für Verzinsung 
und Tilgung dieses Betrages aufzukommen. Dies würde 
jährlich 1800 fl. beanspruchen. 
Der Gemeinderath erklärte sich bereit, die Verzinsung 
und Amortisation des von der freiwilligen Feuerwehr 
Linz bei der Allgemeinen Sparcasse zu dem im Gesuche 
angeführten Zwecke aufzunehmenden Capitales per 
38.000 fl. ö. W. gegen dem zu übernehmen, dass von 
Seite der freiwilligen Feuerwehr die Erklärung abgegeben 
und grundbücherlich sichergestellt werde: 
1. Dass im Falle der Auflösung der freiwilligen Feuer¬ 
wehr Linz der Grund, das Haus, die Einrichtung und 
sämmtliche noch weiter mit diesem Capitale an geschafften 
Requisiten kostenfrei in den Besitz der Gemeinde Linz 
übergehen, und 
2. dass auf dieses Haus ohne Einwilligung der Ge¬ 
meinde kein weiteres Capital aufgenommen werden dürfe. 
Der Bürgermeister wurde ersucht, bei diesem Anlasse 
der freiwilligen Feuerwehr und insbesondere dem Ob¬ 
manne derselben, Konrad Rosenbauer, den Dank für ihre 
gemeinnützigen Vorschläge auszusprechen. 
Nachdem diese Angelegenheit erledigt war, wurde 
der Bau von der Oberösterreichischen Baugesellschaft 
noch im vorigen Jahre in Angriff genommen und Dank 
der günstigen Witterung unter Dach gebracht. Das Haus 
enthält folgende Räumlichkeiten: 
Im Keller Holz- und Kohlenlage, Waschküche. 
Im Parterre zwei grosse Depots für Rettungswagen, 
Feuerspritzen und Löschgeräthe. 
Im ersten Stock ein Telephonzimmer, ein Ambulanz¬ 
zimmer mit allen möglichen Einrichtungen und Apparaten 
versehen, welche zur Ausübung der momentanen Hilfe¬ 
leistung in einer solchen Anstalt nöthig sind. Ferner drei 
Wohnungen für Feuerwehrleute zu je ein Zimmer und 
Küche. 
Im zweiten Stock vier solche Wohnungen für Feuer¬ 
wehrleute, darunter eine ohne Küche, und ein grösseres 
Mannschaftszimmer. 
Im dritten Stock .befinden sich drei Wohnungen für 
Feuerwehrleute und ein grösseres Sitzungszimmer. 
Von besonderer Wichtigkeit im ganzen Hause sind 
die zwei grossen Depots, mit elektrischer Beleuchtung, 
Waschvorrichtung, Stellagen, Aufhängen etc. versehen, 
ferner die zwei schiebbaren Thore zum Ausfahren im ge¬ 
räumigen Hofe nach dem Eisenbahngässchen, sowie die 
praktische Einrichtung des Telephonzimmers mit allen 
möglichen Melde-Apparaten. 
Die beim Bau thätig gewesenen Firmen sind folgende: 
Projectverfassung, Maurer-, Zimmermann- und Steinmetz- 
Arbeiten: Oberösterreichische Baugesellschaft; Tischler- 
Arbeiten: Carl Strasser; Schlosser-Arbeiten: Johann Eckl 
und J. Enzensimmer; Spengler-Arbeiten: Josef Kaiser; 
Anstreicher- und Maler-Arbeiten: F. Haretzmüller; Glaser- 
Arbeiten : Josef Kölbl; Hafner-Arbeiten: August Witt¬ 
mann ; Telephon- und Telegraphenleitung: Franz Schmied; 
Elektrische Beleuchtung: J. Karnet; Dachdeckung mit 
Eberschwang’sche Falzziegel. 
Das Haus präsentiert sich äusserlich wie ein hübsches 
Wohngebäude und nur der Eingang ist durch die Auf¬ 
schrift „Freiwillige Feuerwehr“ markiert. d. r. 
Neue Massivdecke. 
Feuerfeste Decken konnten in früheren Zeiten nur 
als die ganze Bodenfläche in Einem überspannende Stein¬ 
gewölbe hergest ellt werden, wie dies noch in Kellern viel 
üblich ist. Die neueren massiven Decken sind demgegen¬ 
über ein wertvoller Fortschritt, der da wo die Decke aus 
Stein und Mörtel ohne Eiseneinlagen zwischen den Fugen, 
durch Einfachheit und Billigkeit am auffälligsten 
wird, wenn es gelingt, denselben durch Vermeidung der 
Bogenform die Vortheile der geringen Constructionshöhe 
zu sichern. Die den Architekten Lorenz und Friedrichs 
in Hannover neue patentierte Hannoverische Massivdecke 
zeigt (cf. Fig. 1—3) die Form, die im Holzverband Nut 
Fig. 1 und 2. 
und Feder nicht in scharfem, sondern der Natur des 
Formsteines entsprechend in weich geschwungenem Zuge 
ausgebildet ist. Da zur Herstellung der Steine bester 
Bergthon wie zu Verblendsteinen genommen wird, so 
wird gleichzeitig eine erhebliche Vergrösserung der Festig¬ 
keit gegenüber porösem Ziegelmaterial oder Schwemm¬ 
steinen erzielt. Die erwünschte Leichtigkeit dieser Con¬ 
struction wird mittelst Durchlochung der Steine gewonnen. 
Fig. 3. 
Das neue System ermöglicht vermöge seiner Billigkeit, 
•dass die gewichtigen Vortheile der massiven Decke: 
Ausschluss von Feuersgefahr, Schwamm und Fäulnis, 
Verhinderung des Eindringens von Ungeziefer oder von 
Miasmen geschwängerter Grundluft, nicht bloss die öffent¬ 
lichen und besseren Privatgebäude geniessen, sondern 
auch die einfacheren Wohnhäuser etc. Die Abmessungen 
der in Hannover für öffentliche und Privatneubauten ver¬ 
wendeten Steine betragen 25 :13 :10 Centimeter; die Wurf- 
und Belastungsproben, welchen die Decken ausgesetzt 
wurden, haben das beste Ergebnis gehabt. Längsrisse,
	        
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