Volltext: III. Jahrgang, 1898 (III. JG., 1898)

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Jahrgang, Nr. 18. 
Linz, 15. September 1898. 
Öberösterreichische Banzeitnng 
Zeitschrift für Bauwesen. 
Redaction und Administration: LINZ, Mozartstrasse 28. —• Herausgeber und Verleger: Eduard Kornhoffer. 
Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
ganzjährig mit fl. 10.— 
y vierteljährig 
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Erscheint am 1. und 15. 
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ 
österreichischen Banzeitung“, Linz, Mozartstrasse 28, ferner bei 
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reclamationen und Beschwerden direct an uns erbeten. 
Inhalt. Markthallen in Linz. — Bauopfer. — Aus den Giemeiiideratlis- 
Sitzungen in Linz. — Local-Baunotizen. — Technische Neuigkeiten. — 
Offertausschreibung. — Briefkasten. — Offene Stellen. — Ausweis über die 
Umschreibung von Immobilien in Linz. — Angesuchte Baulicenzen in Linz. 
— Angesuchte Baulicenzen in Urfahr. — Anmeldungen für Wasserbezug. 
— Inserate. 
Der Gesammtauflage unseres heutigen Blattes ist ein 
Prospect der Hannoverschen Centralheizungs- und Appa- 
rate-Bauanstalt, Wien VIII/1, Piaristengasse 38, beigelegt, 
den wir unseren Lesern zur Durchsicht empfehlen. 
Markthallen in Linz. 
Die Bedeutung von Markthallen für eine Stadt von 
der Grösse Linz, die Nothwendigkeit einer Reform des 
bisher üblichen Marktverkehres unter freiem Himmel ist 
kaum noch eine Frage. Der Verkehr in der Landeshauptstadt 
wird durch das Feilhalten vonWaren auf öffentlichen Plätzen 
durch die Aufstellung von Stände oder Karren empfindlich 
beeinträchtigt die schönsten Plätze der Stadt werden 
verunstaltet und verunreinigt. Durch den Verkauf unter 
freiem Himmel sind Käufer, Verkäufer und Waren jeder 
Ungunst der Witterung ausgesetzt, die Waren leiden durch 
Regen, Staub und Sonnenbrand, viele verderben, die Ver¬ 
käufer werden oft gezwungen, sie halb verdorben unter 
dem Kaufpreis zu verschleudern. 
Manche Lebensmittelgattungen, welche sich nicht zum 
Verkaufe unter freiem Himmel eignen, sind von der Con- 
currenz bei der Ernährung, der Stadt ausgeschlossen, 
andere nehmen nicht den gebärenden Rang unter den 
Nahrungsmitteln des Volkes ein. Durch die bei den öffent¬ 
lichen Märkten nothwendige Beschränkung des Handels 
auf die kurze Verkaufszeit wird der wichtige Handel mit 
Lebensmittel einem Zwang unterworfen, der seine volle 
freie Entwicklung verhindert. Bei dem Wachsthum Linz 
hat sich die traurige Erscheinung herausgestellt, dass die 
Entwicklung des Lebensmittel-Handels weit hinter der 
allgemeinen Entwicklung des Verkehres zurückgeblieben 
ist. Die Preise für die nöthigsten Volksbedürfnisse sind 
bei uns gegenwärtig theurer als in Wien, und doch ist 
die Qualität und die Auswahl hier geringer als dort. — 
Der Grund dieser traurigen Erscheinung liegt in unserem 
ungenügenden Marktverkehr, der die Entwicklung eines 
geregelten Lebensmittel-Handels unmöglich macht. Zur 
Versorgung einer Hauptstadt mit Nahrungsmitteln genügt 
nicht die nächste Umgebung. Die Lebensmittel müssen 
aus weiterer Ferne täglich frisch herbeigeschafft werden, 
und dabei ist es, wenn nicht die Preise ungebürlicli ver- 
theuert werden sollen, nöthig, den Zwischenhandel der 
Höckerinpen möglichst zu vermeiden. Auf den öffentlichen 
Markten haben die Höckerinnen, welche selbst meist von 
Zwischenhändlern kaufen, längst fast den gesammten 
Lebensmittel-Handel an sich gerissen, der Kleinverkehr 
macht es den größeren Producenten unmöglich, als Käufer 
aufzutreten — einen directen Handel mit Lebensmitteln 
seitens der Producenten gibt es bei uns nicht mehr. 
Die gleiche Erfahrung hat sich in allen grösseren 
Städten gezeigt. Seit Erbauung der Markthallen daselbst 
hat sich der Handel mit Lebensmitteln mächtig entfaltet, 
und werden die Markthallen überall als eine der nütz¬ 
lichsten Einrichtungen bereits angesehen. Welch kläg¬ 
liches Bild bietet dagegen die Höckerei eines Marktes in 
unserer Landeshauptstadt. Erst durch den en gros Handel 
wird auch Linz eine reiche Zufuhr an guten und billigen 
Lebensmitteln erhalten. Für diesen en gros Handel aber 
bieten die Markthallen die natürlichen Centren, während 
er unbedingt ausgeschlossen ist, von den dem Kleinhandel 
des Höckerverkehrs preisgegebenen öffentlichen Märkten. 
Selbst grössere Institute, Spitäler und Kasernen, sind 
bei uns vielfach auf den theuren Detailhandel angewiesen, 
weil sie sich nur durch denselben ihren Bedarf decken 
können. 
Was die Errichtung einer Markthalle in Linz an¬ 
betrifft, so verweisen wir unsere Communal-Verwaltung 
auf das frei werdende Gebäude der Volksfesthalle am 
Marktplatz in der Neustadt, eine Baulichkeit, die sich in 
Bezug auf Dimensionen vorzüglich für diese Einrichtung 
eignen würde. Die Kosten der Umgestaltung, den hiesigen 
Verhältnissen angemessen, dürften nicht allzu grosse sein 
und würden durch die Platzmieten bald hereingebracht 
werden können, was in mehreren kleineren Städten des 
In- und Auslandes sich erwiesen hat. Zu den schönsten 
Punkten im Innern der Landeshauptstadt Linz zählt der 
mächtige Franz Josefplatz und der Weg zur Promenade, 
nämlich der Taubenmarkt; diese beiden Plätze sollen 
frei werden von den offenen Märkten, die nur mehr in 
kleinen Provinzstädten anzutreffen sind, und auch dort 
zur Verunreinigung der Strassen und zur Hemmung des 
Verkehrs das ihrige gehörig beitragen. 
Eduard Kornhoffer. 
Bauopfer. 
Der Glaube, dass jeder Neubau sein Opfer fordert, 
ist Gemeingut aller uncivilisierten Völker; er wurzelt tief 
in der menschlichen Natur, die, selbst lebend, die ganze 
Welt und jeden einzelnen Gegenstand sich als belebt vor¬ 
stellt. „Wie der Schelm ist, so denkt er“, ist ein Satz von
	        
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