Volltext: II. Jahrgang, 1897 (II. JG., 1897)

OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 99. 
Ringmauern und Wälle, die für die Vertheidigung keinen 
praktischen Wert mehr haben und deren Beseitigung seit 
Jahren dringend verlangt wird, trotz des Widerstandes 
des Geniecorps, das sich aus absolut unhaltbaren Gründen 
auf die Beibehaltung der Fortification steift, herbeiführen 
müssen. 
Rolljalousie-Verschluss. 
Seit lange sucht man schon nach einem praktischen 
und einfachen Verfahren, die Roll-Läden einbruchsicher 
zu verschließen, da sich gewöhnliche Schlösser nicht 
bewährt haben. Ueberhaupt scheiterten die bisherigen 
derartigen Constructionen an dem grundlegenden Fehler, 
dass man stets versuchte, einen Verschluss von aussen 
zu erzielen. Daher kam es, dass so abgesperrte Läden 
von aussen auch ebenso leicht unberechtigterweise ge¬ 
öffnet werden konnten : man brauchte nur die Rolljalousie 
von aussen in die Höhe zu schieben — was stets mit 
Leichtigkeit gelang. Das neue Verschlusssystem Gerst- 
mann & Bennetz, Freiburg i. Br., ermöglicht nach Mit¬ 
theilung des Patentbureaus von H. & W. Pataky in Berlin 
und Prag ein Oeffnen und Schliessen der Roll-Läden von 
Innen her uud braucht deshalb weder Schloss noch 
Schlüssel. Die Construction und Verwendung der Vor¬ 
richtung ist ganz einfach folgende: 
Zur Seite des Roll-Ladens ist auf einer Schiene des¬ 
selben eine abgebogene Eisenplatte festgeschraubt. Beim 
Herablassen des Roll-Ladens schnappt die Nase einer Sperr¬ 
klinke, die sich an dem zwischen dem Fenster und der 
Jalousie festgemachten Verschluss befindet, über die 
Eisenplatte vor und hält somit den Roll-Laden geschlossen. 
Beim Aufziehen des Roll-Ladens wird die Sperrklinke 
durch eine beliebig lange Zugstange, welche daran be¬ 
festigt ist, zurückgezogen und so die Nase der Sperr¬ 
klinke von dem Roll-Laden gelöst, darauf die Zugstange 
im Innern des Fensters eingehängt und nun kann der 
Roll-Laden in die Höhe gezogen werden. An Schaufenstern 
angebracht muss die Zugstange der Tiefe des Schaukastens 
entsprechend verlängert werden und wird dann an dem 
inneren Fenster der Auslage mit dem Einschnitt, der 
sich zu diesem Zweck an der Stange befindet, eingehängt. 
Auch bei Fenstern, Thüren etc., welche keinen 
Zwischenraum zwischen Roll-Laden und Fenster haben, 
kann dieser Verschluss in der Weise angebracht werden, 
dass die Nase der Sperrklinke durch den Fensterrahmen 
hindurchgeht und der Roll-Laden sich ebenfalls über der 
Eisenplatte schliesst. 
Diese eigenartige und praktische neue Vorrichtung 
scheint nach alledem in der That nicht ohne grössere 
Bedeutung für die Baubranche zu sein und verspricht 
die Aufmerksamkeit der betheiligten Kreise in hohem 
Maße auf sich zu lenken. k. I. 
Zur Geschichte des Eisens. 
(Schluss.) 
Wir hören ausserdem von den Griechen, dass sie, 
als sie keinen Wein hatten, gegen Bronze und Eisen 
1000 Fässchen Wein eintauschten. 
Place berichtet uns in seinem prachtvollen Werke 
über die Ruinen von Ninive, dass die Assyrer ihre Möbel 
mit Kupfernägeln nagelten, und er schloss daraus, dass 
sie bereits erfahren hatten, dass das Eisen rostete und 
nicht sehr dauerhaft war. Doch haben die Bewohner 
dieser alten Stadt ihre Möbel wohl nicht nur aus dem 
Grunde mit Kupfernägeln befestigt, um sie durch die 
Jahrhunderte hindurch für unsere Archäologen aufzu¬ 
bewahren, sondern sie haben wohl vielmehr in Folge des 
geringen Preisunterschiedes zwischen Eisen und Bronze 
so gehandelt. 
Um nochmals auf die Hebräer zurückzukommen, so 
waren dieselben schon seit langer Zeit geschickte Schmiede: 
Job führt das Eisen mit unter den vier wertvollsten Sub¬ 
stanzen der damaligen Zeit auf und lässt die zahlreichen 
Arbeiten durchblicken, welche man zu der Industrie der 
Menschen rechnet. 
„Der Mensch/ schreibt er, „bohrt in die Felsen und 
untergräbt die Berge bis in ihr Fundament; er eröffnet 
den Wassern einen Weg durch die Gesteine und entdeckt 
daselbst unterirdische Reichthümer . . . Das Silber hat 
seine Gänge; das Gold hat eine Stätte, von wo man es 
zu seiner Verarbeitung gewinnt; das Eisen wird der 
Erde entnommen und das Erz wird durch Verschmelzung 
aus Steinen hervorgebracht.“ 
Weiter ist die Rede vom Hammer und Ambos, d. h. 
von zwei Werkzeugen, deren alleiniges Vorhandensein 
bei einem Volke die Annahme zulässt, dass das Eisen 
schon in sämmtlichen Formen produciert wird; welche 
andere Mittel haben selbst wir zu seiner Bearbeitung bis 
in die neueste Zeit gehabt? 
Das fünfte Buch Moses vervollständigt das Produc- 
tionsbild, indem es von Hochöfen zum Feinen des Eisens 
erzählt. Es scheint sogar, als ob dieses Metall ziemlich 
verbreitet gewesen wäre, da es bei dem Bau des Tempels 
Salomo, 830 Jahre v. Ohr. eine wichtige Rolle gespielt 
hat. Und kurze Zeit danach, unter Lykurg, erfahren wir, 
dass das Geld aus Silber und Gold vollständig durch 
solches aus Eisen verdrängt worden ist. 
Auch aus dem nördlichen Europa haben sich die 
Namen einiger alten Schmieden erhalten. Zuerst hat 
sich Veland mit der Bearbeitung des Eisens beschäftigt; 
dann überliefert uns die berühmte Sagensammlung Edda 
die Geschicht e der Künste, der Literatur und der Wissen¬ 
schaften Skandinaviens und erzählt uns von den Riesen, 
deren Oberhaupt Mimir war, und welche so geschickt in 
der Metallschmiedekunst waren. 
Die Sagen sind von nicht sehr hohem Alter, da in 
denselben der allgemeine Gebrauch des Eisens in Skan¬ 
dinavien für eine der christlichen sehr nahe Zeit ange¬ 
nommen wird. 
Während einer langen Spanne Zeit wurde das Eisen 
auch noch neben der Bronze, dem Stein und sogar dem 
Holze verwendet, mit einem Worte, die drei Zeitalter 
waren untereinander vermischt, das hat uns Herodot in 
seiner Beschreibung der einzelnen Waffen verschiedener 
Völker, welche das Heer des Xerxes ausmachten, aus¬ 
gezeichnet geschildert. Wir finden daselbst die Waffen 
der Perser, Meder, Assyrer, Indier, Arianer mehr oder 
weniger aus Eisen und Bronze verfertigt, während die 
Araber noch den Pfeil mit zugespitztem Ende aus Stein 
und die Lybier den hölzernen, am Feuer erhärteten Wurf- 
spiess schleuderten, wie es heutzutage nur noch bei den 
Wilden der allerniedrigsten Stufe Gebrauch ist. 
Die Gallier waren sehr reich, sowohl durch die unter¬ 
irdischen Erzschätze als auch durch die ungeheueren 
Wälder, welche einzelne Gegenden bedeckten. 
Mit der Erforschung über die Art der ehemals in 
diesem Lande betriebenen Eisenbearbeitungskunst hat 
sich hauptsächlich der unermüdliche Jünger der Wissen- 
	        
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