Volltext: II. Jahrgang, 1897 (II. JG., 1897)

II. Jahrgang, Nr. 11. 
Linz, 1. Juni 1897. 
HÜ 
Oberösterreichische Bauzeitung 
Zeitschrift für Bauwesen. 
Redaction und Administration: LINZ, Harrachstrasse 22. — Herausgeber und Verleger: Eduard Kornhoffer. 
Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
für die 
Provinz 
{ganzjährig 
halbjährig . 
vierteljährig 
mit fl. 10.— 
. „ 5.— 
, 2.50 
für 
Loco 
{ganzjährig mit 
halbjährig . . 
vierteljährig . 
fl. 8 
v 4 
„ 2 
Erscheint am 1.und 18. 
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Harrachstrasse 22, ferner bei 
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reclamationen und Beschwerden direct an uns erbeten. 
Inhalt: Ueber Dorfschulen in Oberösterreich. — Eine interessante 
Bau-Angelegenheit. — Die Canalisation von Städten nach dem Druckluft¬ 
system. — Ein Musterhaus. — Technische Neuigkeiten. — Aus den Ge¬ 
meinderathssitzungen in Linz. — Local-Baunotizen. — Offertverhandlung. 
— Briefkasten. — Ertheilte Baulicenzen in Linz. — Anmeldungen für 
Wasserbezug aus dem städtischen Wasserwerke. — Inserate. 
Ueber Dorfschulen in Oberösterreich. 
Neben den ebenso prachtvollen wie zweckmässigen 
Schulgebäuden, die in der Landeshauptstadt Linz seit den 
letzten Jahren errichtet wurden, kann man sich keinen 
schrofferen Gegensatz'denken, als den Zustand, in dem 
sich noch manche Landgemeinde-Schulen in Oberöster¬ 
reich befinden. Namentlich sind es die Dorfschulen! — 
Welche Vorstellungen verbinden sich mit diesem 
Worte für jeden, der die zur Erziehung und Ausbildung 
der ländlichen Jugend bestimmten Stätten und Räume 
in manchen Gegenden unseres Vaterlandes kennen ge¬ 
lernt hat. Das Schulhaus ist oft das unansehnlichste Ge¬ 
bäude des ganzen Dorfes, hinter anderen Öffentlichen 
Gebäuden weit zurückstehend und so beschränkt, dass 
neben dem Raumbedürfnis für des Lehrers zahlreiche 
Familie kaum Platz genug für Knaben und Mädchen 
übrig bleibt. So ist es begreiflich, dass die Schulkinder 
nicht die wünschenswerte geistigeFrische in jenen Räumen 
bewahren, die in Bezug auf Luft, Licht und Bequemlich¬ 
keit oft alles zu wünschen übrig lassen. 
Das Schulhaus sammt der Lehrerwohnung ist oft 
noch dazu eine feuergefährliche Stätte, nebst dem dürfti¬ 
gen Hausrath, kaum mit den nothwendigsten Behelfen 
des Unterrichtes ausgestattet, so dass also von ander¬ 
weitigen Lehr- oder Bildungsmitteln kaum die Rede sein 
kann. 
Es ist natürlich, dass die schulpflichtigen Kinder des 
Dorfes nur vereinzelte' und seltene Gäste eines solchen 
Hauses sind, dessen Räume ihnen, da zu ihren wenigen 
Lebensbedürfnissen wenigstens jenes nach Luft, Licht 
und ländlicher Freiheit gehört, als Stätte des Zwanges 
und der Widerwärtigkeit erscheinen müssen. Wie ist es 
ferner möglich, dass die trefflichen gesetzlichen Normen, 
die wir gegenwärtig für den Volksschulunterricht haben, 
praktisch durchgeführt werden, so lange der grösste Theil 
der Schulräume selbst so wenig den hiefür unerlässlichen 
Vorbedingungen entspricht, vielleicht nicht einmal die Zahl 
der Schulkinder zu fassen vermag. 
Es ist fast überflüssig hiezu noch zu bemerken, dass 
der Nachtheil eines solchen Zustandes für die Volks¬ 
bildung im allgemeinen bei der Dorfschule, in der die 
Erziehung und Bildung der Jugend angefangen und ab¬ 
geschlossen wird, noch grösser ist, als in der nur vor¬ 
bereitenden städtischen Volksschule. Schon längst ist 
deshalb von einsichtigen Schulmännern, denen die mög¬ 
lichste Gleichmässigkeit der Volksbildung in Stadt und 
Land am Herzen liegt, die Forderung aufgestellt worden, 
dass die Errichtung und Einrichtung von guten Schul- 
häusern, wozu die Gemeinden durch die Schulgesetz- 
gebung verhalten sind, nach einem Vorbild und Muster 
geschehe, das bei möglicher Einfachheit und Kosten¬ 
ersparung doch alle Vorbedingungen nicht nur für die 
erfolgreiche Ertheilung des Unterrichtes, sondern auch 
für dessen Erweiterung und Vertiefung durch begabte 
strebsame Lehrer umfasst. 
Das Dorfschulhaus soll nicht nur ebenso wie Pfarr- 
hof und Kirche der Jugend einen gewissen Respect und 
Achtung vor dem Ort und dessen Bestimmung einflössen, 
es soll auch eine Stätte sein, in deren angenehmen, 
heiteren und geschmückten Räumen die Kinder gerne 
verweilen, wo sich ihnen überall anregende Gegenstände 
der Aufmerksamkeit und Wissbegierde darbieten, und 
wo sie zugleich Garten und Feld, frische Luft' und heiteres 
Wiesengrün nicht vermissen. Neben dem eigentlichen 
Schulunterrichte sollen Räume und Mittel für die Aus¬ 
bildung in verschiedenen Industrialzweigen, für den Ex¬ 
perimental- und Anschauungsunterricht vorhanden sein, 
ferner der Turnplatz, der dem Schulhause stets eine be¬ 
sondere Anziehungskraft verleiht, und endlich als haupt¬ 
sächlichster Bestandtheil, der Volksschulgarten, dessen 
pädagogische und sanitäre Wichtigkeit für die Volks¬ 
schule immer mehr erkannt wird. 
Für jede Landgemeinde wird es daher ein ebenso 
ehrenvolles wie erspriessliches Verdienst sein, wenn sie 
der Ausbildung ihrer Jugend das verhältnismässig geringe 
Opfer bringt und dem Unterricht derselben eine würdige 
Stätte, dem Lehrer aber ein anständiges trauliches Heim 
schafft, von dem aus er freudig und mit Lust und Liebe 
wirken kann. A. 
Eine interessante Bau-Angelegenheit. 
Erzählt von einem Baumeister in Oberösterreich. 
Wie bei Abschluss von Verträgen alle Eventualitäten 
ins Auge zu fassen sind und dabei trotz alledem noch 
der eine oder der andere Contrahent übervortlieilt werden 
kann, beweist folgender Rechtsfall: 
Vor zwei Jahren bösass ein Hauseigenthümer in 
einer Stadt Oberösterreichs ein mit mehreren Gebäuden 
bebautes Grundstück in Form eines Rectangels, welches 
derart gelegen war, dass die beiden kurzen Seiten des-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.