Öberösterreichische Banzeitnng
Zeitschrift für Bauwesen.
Herausgeber und Verleger: Eduard Komhoffer.
Redaction und Administration: LINZ, Harrachstrasse 22.
IVfoT» prämimeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG:
(ganzjährig mit fl. 10.- (ganzjährig mit . fl. 8
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Erscheint am i und IS.
jedes Monat.
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Harrachstrasse 22, ferner bei
allen grösseren Annoncen-Exjpeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle
Reclamationen und Beschwerden direct an uns erbeten.
Inhalt: Die Feuersicherheit von Räumen. — Der französische Dach¬
falzziegel. — Zur Anlage eines Winterhafens bei Linz. — Ueber modernes
Kunstgewerbe. — Die X-Strahlen auf dem griechisch-türkischen Kriegs¬
schauplätze. — Die Majolika. — Doppelfenster in Küchen. — Technische
Neuigkeiten. — Local-Baunotizen. — Offertverhandlung. — Briefkasten-
— Offene Stellen. — Ertheilte Baulicenzen in Linz. — III. Ausweis über
die Umschreibung von Immobilien in Linz. Inserate.
Der Gesammtauflage unserer heutigen Nummer ist
ein Prospect der Gas-, Wasser- und Telegraphenleitungs-
Anstatt von E. F. Dutka in Wien, unter dem Titel
„Sanatol-Anlagen“, beigelegt.
Die Feuersicherheit von Räumen.
Von einem hiesigen Banteehniker.
Das grässliche Brandunglück in Paris, von dem unsere
Leser durch die Tagespresse bereits Kenntnis erlangt
haben, veranlasst uns zu folgenden Betrachtungen. Für
uns hat dieses bedauernswerte Unglück das rege Interesse
schon aus dem Grunde wachgerufen, weil wir auch in
diesem Falle jene Mängel in unserem Interessen-Rayon
berühren möchten, die mit manchen Details des Pariser
Unglücks Analogie haben, und die rechtzeitig aufzudecken
und zu beseitigen Pflicht eines jeden tangierenden B ac¬
tors ist. Ueber solche Motive lässt sich eben einfach nicht
zur Tagesordnung übergehen, vielmehr gibt es Anlass
zum Nachdenken, ob etwa in unserem Lande, wo be¬
kanntlich das Societe-Leben seine schönsten Blüten
treibt, ob auch bei uns derlei Unglücksfälle möglich
wären, Incidenzien allerdings, die ohne traurige Umstände
wie Menschenverlust oder Verletzungen leider nie aus¬
gehen. Betrachtet man manche Locale in alten Gebäuden,
wo Menschenansammlungen stattfinden, so findet man,
dass nur wenige einer Kritik Stand halten können, sollte
eine solche die Feuergefährlichkeit ihrer Anlage ins
Treffen führen; ja bei mehreren dürfte man in die Lage
kommen zu fragen, ob auch Vorsichtsmaßregeln zur Ver¬
hütung von derlei Unglücksfällen daselbst getroffen seien.
Besser bestellt ist es zum Theil in Neubauten, wo auf
die Feuersicherheit der Räume schon bei der Anlage
Rücksicht genommen wird, vorausgesetzt, wenn der Bau¬
herr nicht den Architekten zwingt, den gegebenen Raum
so auszunützen, dass für Sioherheitszwecke gar nichts
übrig bleibt. — Da muss Wandel geschaffen werden. Die
Feuergefährlichkeit der Situation der Räume muss m
jedem Bauplane die gebürende Würdigung finden und
der Architekt nicht verhalten werden, diesen wichtigen
Punkt bei der Abfassung eines Planes aus dem Auge zu
verlieren. Die alte Schule lehrt uns zur Genüge, wie eine
schöne Harmonie zwischen beiden Factoren der inneren
Bintheilung und der Fagade hergestellt werden kann.
Diese Harmonie wird aber zerstört und der Erfolg ge¬
fährdet, wenn unser hier tangiertes Motiv, des der feuer¬
sicheren Bintheilung der Räume, nicht gehörig gewürdigt
wird. Kehren wir wieder zu den alten Baulichkeiten
zurück. Grössere Räume in Restaurants, wo gesellschaft¬
liche Zusammenkünfte stattfinden, Saallocalitäten, die dem
Tanzvergnügen zu dienen haben, müssen von der Bau¬
polizei untersucht und wenn nöthig, die Eigenthümer
dazu verhalten werden, mehrere Ausgänge herstellen zu
lassen, um Unglücksfälle möglichst hintan zu halten.
Wohl fehlt es bei uns glücklicherweise an Sinn und
Geld, um öffentliche Localitäten, wo Festlichkeiten abge¬
halten werden, mit feuergefährlichem Flitterwerk, wie es
in Paris üblich ist, zu behängen, aber trotzdem können
Fälle eintreten, wo das Publicum durch'Angst getrieben,
das Local schleunigst verlassen will und nicht genügend
Ausgänge findet, daher dem Tod und Verderben entgegen¬
getrieben wird. Mögen diese Zeilen, angeregt durch das
Pariser Brandunglück, maßgebendenorts Berücksichtigung
finden, um einer ähnlichen Katastrophe, wie sie voi kur¬
zem Paris erlebt hat, vorzubeugen.
Der französische Dachfalzziegel.
Wohl selten hat sich ein Dachdeckungsmaterial eine
solche Popularität erworben als wie der französische
Patent-Dachfalzziegel, der von der rühmlichst be¬
kannten Wienerberger Ziegelfabriks- und Baugesellschaft
erzeugt und in Oberösterreich und Salzburg von Herrn Carl
Pogatschnig, Spittelwiese 5 in Linz, in Handel gebracht
wird. Der sogenannte Dachfalzziegel, ein Material, das
seiner gefälligen Form, vorzüglichen Construction, Dauer¬
haftigkeit und billigen Preises halber nicht nur dem ge¬
wöhnlichen Dachziegel sondern auch dem Schiefer eine
scharfe Concurrenz macht, erfreut sich in Baukreisen
einer grossen Beliebtheit und wird auch von Behörden
bei der Anlage von öffentlichen Bauten vorgeschrieben,
was am besten bei dem hiesigen Kasernenbau zu
ersehen ist. Die französischen Dachfalzziegel sind äusserst
leicht (1000 Stück wiegen nur 2300 kg) und sind trotz
ihrer geringen Dicke, weil sie aus bestem Wienerberger
Thon unter hohem Druck auf der Maschine gepresst
werden, sehr dicht und weniger gebrechlich als alle
anderen Dachziegel. Der doppelte Verschluss am Kopfe
und die Vorrichtung zum Anbinden des Ziegels an das
Dach geben dem Patent-Falzziegeldach eine Sicherheit
gegen Eindringen von Schnee und Russ und gegen Ab¬
heben durch Stürme, welche bei keinem anderen Dach-