Volltext: II. Jahrgang, 1897 (II. JG., 1897)

Nr. 8. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 59. 
bemerken, dass die folgenden Zahlen nicht so angenommen 
sein können, dass sie gleichsam als Kostenanschlag für 
alle möglichen Fälle und Plätze zu benutzen wären; sie 
sollen nur „ungefähr“ gelten. 
Bei einer guten Expansionsdampfmaschine von 100 PS, 
guter Kesselbauart and bester Kohle von neunfacher Ver¬ 
dampfung braucht man auf die PS und Stunde bei 5*5 bis 
6 Atmosphären Dampfspannung P/3 Kilogramm Kohlen, 
also in 300 Arbeitstagen: 
100 PS X 4Is X 24 Stunden X 300 Tage = 
960.000 Kilogramm Kohlen zu 1 Mk. die 
100 Kilogramm 9.600 Mk. 
1 Heizer kostet 300 X 2 Schichten X 2 » 
1 Maschinist desgleichen 1.200 „ 
1 Kohlenkarrer desgleichen 1.200 „ 
Roste, Schmiermaterial, Reparaturen u. s. w. 500 „ 
10°, 0 Abschreibungen auf Kessel, Maschinen 
u. s. w. von 35.000 Mk 3.500 „ 
5°/0 Abschreibungen auf Kesselhaus u.s.w. 
von 5000 Mk 250 „ 
5°/o Zinsen von 40.000 Mk 2.000 „ 
19.450 Mk. 
Eine Dampfmaschine von 35 PS erfordert unter obigen 
Bedingungen über l2/3 Kilogramm Kohlen auf die PS und 
Stunden, also in 100 Arbeitstagen: 
35 X 5/s X 24 X 100 = rulld 140*000 Kilo_ 
gramm zu 1 Mk. die 100 Kilogramm 1.400 Mk. 
1 Heizer und Maschinist in einer Person 
100 X 2 X 2 400 » 
1 Kohlenkarrer 100 X 2 X 2 400 ■» 
Roste, Schmiermaterial, Reparaturen u.s.w. 100 „ 
10°, 0 Abschreibungen auf Kessel, Maschinen 
u. s. w. von 10.000 Mk 1.00C „ 
5°/o Abschreibungen auf Kesselhaus u. s. w. 
von 5000 Mk 250 „ 
5°/0 Zinsen von 15.000 Mk. 150 „ 
4.300 Mk. 
Dazu kommen noch: 
1 Turbinenwärter, 300 X 2 X2 • • • 1-200 Mk. 
Schmiermaterial, Reparatur von Schützen, 
Turbinen u. s. 450 » 
5° 0 Abschreibungen der Turbinenanlage 
von 10.000 Mk 500 » 
5°/0 Zinsen d. Turbinenanlage v. 10.000 Mk. 500 „ 
6.950 Mk. 
Die gesammten Ausgaben bei einer Dampf¬ 
maschine von 100 PS belaufen sich dem¬ 
nach auf 19.450 Mk. 
während diejenigen bei Wasserkraft und 
Reservedampfmaschine nur betragen . 6.950 „ 
bei letzterer werden also jährlich erspart . . 12.500 Mk. 
Capitalisiert man diese zu 5 Procent Zinsen, so er¬ 
hält man 250.000 Mk. als Wert der ausgenutzten Wasser¬ 
kraft mit Grund und Boden, Oanal und Schleusenanlage 
von 100 PS, welche in vier wasserarmen Monaten bis auf 
55 PS zurückgeht. 
Der Wert der Wasserkraft bleibt ja eigentlich unver¬ 
ändert, er braucht also auch nicht abgeschrieben zu 
werden; dennoch ist es richtiger, auch hier eine allmähliche 
Wertverminderung vorzunehmen, da durch fortwähren e 
Fortschritte der Kohlenbedarf auf die PS immer weiter 
heruntergedrückt werden wird. Sollten also die Ersparnisse 
von 12.500 Mk. nicht blos 5 Procent Zinsen, sondern 
auch noch Abschreibungen darstellen, so blieben z. B. 
bei 5 Procent Abschreibungen nar noch 135.000 Mk. als 
Capitalwert für die Wasserkraftanlage; in 20 Jahren wäre 
dann dieselbe voll abgeschrieben; ist dies etwa zu schnell, 
so könnte man 21/2 Procent abschreiben, also in 40 Jahren 
den Wert ganz tilgen; dann wäre der Capitalwert 166.666 Mk. 
Zu diesen beiden letzten Sätzen könnte man eine 
fertige Wasserkraftanlage von obiger Stärke wohl eher 
verbuchen oder auch verkaufen, denn wollte man 250.000 Mk. 
verlangen und dazu noch 10.000 Mk. für die Turbinen- 
anlage, 15.000 Mk. für die Reservedampfkraft, so müsste 
man im ganzen 275.000 Mk. anlegen, während eine voll¬ 
ständige Dampf kr aftanlage von gleicher Stärke nur 
40.000 Mk. etwa kosten würde, so dass man 235.000 Mk. 
an Capital sparen würde bei trotzdem etwa gleichen 
laufenden Ausgaben für später. Würde man hingegen nur 
125.000 Mk. fordern, so wäre das weit angemessener; 
dann würde diese Summe nicht blos mit 5 Procent vei- 
zinst, sondern gleichzeitig auch noch in 20 Jahren ganz 
abgeschrieben werden. 
Vorberechnungen ähnlicher Art muss man auch an¬ 
stellen, wenn man eine rohe Wasserkraft erwerben und 
ausnutzen will; es können dann zuweilen absonder¬ 
lich schwierige Verhältnisse vorliegen, z. B. bei Anlage 
des Wassercanals, wenn er auf lange Strecken durch 
hohe Felsen geführt werden muss, welche es dann vor- 
theilhafter erscheinen lassen, die Wasserkraft nicht aus¬ 
zunutzen, sondern dafür lieber Dampfkraft anzulegen, 
namentlich wenn dort die Kohlen sehr billig sind. Je 
billiger diese, um so niedriger wird natürlich an und für 
sich schon der Wert der Wasserkraft sein, so dass es 
sich um so weniger lohnen wird, eine Wasserkraft unter 
schwierigen Verhältnissen aufzuschliessen. 
Ganz anders ist ja die Sache, wenn es sich um Ver¬ 
pachtung einer fertigen Wasserkraftanlage handelt; hier 
kann man ruhig etwa die jährlich erzielten Ersparnisse an 
baren Auslagen als Pachtwert einsetzen; es bleibt dann 
dem Besitzer überlassen, ob er die Pacht nur als Ver¬ 
zinsung eines hohen Capitalwertes oder als Veizinsung 
und Abschreibung eines geringeren verbuchen will, während 
Abschreibungen für Gebäude und Maschinen ja mit in der 
Pachtsumme gefordert werden müssen. Der Pächter wird 
auch gern diese Pacht zahlen, da er ja nicht nöthig hat, 
irgendwelche Capitalaufwendung für Gewinnung der Be¬ 
triebskraft zu machen; er hat nur geringe Ausgaben für 
die Reservedampfmaschine in den wasserarmen Monaten 
und zahlt gern eine dem wahren Wert entsprechende Pacht. 
Liegt die Wasserkraft weit ab von der Bahn, so hat 
man meist andere Vortheile daselbst, als etwa nächste 
Nähe des Hauptrohstoffes, Holz u. s. w., auf jeden Fall 
spart man aber an Kohlen, so dass man auch hier die 
angegebene Rechnung für den Wert der Wasserkraft 
vornehmen kann. Zudem wird sich durch Anlage von 
Kleinbahnen die Fracht nach und von entlegenen Fabriken 
immer einfacher und billiger gestalten, so dass man auch 
abgelegene Wasserkräfte noch mit Vortheil ausnützen 
kann oder man überträgt die Kraft auf elektrischem Wege 
nach einem günstiger gelegenen Platze. d. r. 
Wichtige Neuerung für Zeichner. 
Mitgetlieilt von unserem Mitarbeiter Herrn Baumeister Altendorf 
in Leipzig. 
Wenn man früher fast ausschliesslich zur Anfertigung 
von Zeichnungen die in fester Form verhandenen Aquarell-
	        
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