Volltext: II. Jahrgang, 1897 (II. JG., 1897)

Seite 52. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 7. 
Technische Neuigkeiten. 
Mitgetheilt vom Internationalen Patentbureau K. Fr. Reichelt in 
Berlin NW. 
Brennöfen für Kalk, Cement etc. verbessert A. Emele 
in Piszke, Ungarn, in der Weise, dass er den Brennschacht 
innen durch ein ringförmig eingesetztes Zwischen-Mauer- 
werk in zwei centrische Räume theilt, von denen der äussere 
nur etwa 30—40 Centimeter Weite hat, während der 
innere Raum die eigentliche Brennkammer abgibt. Der 
Ringeinsatz ist vielfach durchlöchert, so dass das Feuer, 
von unten her kommend, auch ringsum von allen Seiten 
zum Brenngut treten kann, wodurch ein viel gleichmäs- 
sigerer Brand erzielt wird. 
Um fertige Decore auf keramische Producte zu 
übertragen, benutzt Jos. Kühnz in Asch in Böhmen ein 
ihm patentiertes Verfahren, welches darin besteht, dass 
die Zeichnung mittelst Schablonen auf eine Stahlplatte 
oder einen lithographischen Stein übertragen wird, wobei 
so viele Schablonen in Anwendung kommen, als die 
Zeichnung Farben aufweisen soll. Dementsprechend ent¬ 
hält jede Schablone nur die betreffenden, gleichartige 
Färbung zeigenden Theile der Zeichnung. Diese Schablonen 
werden nacheinander auf die Platte aufgelegt und die mit 
Drucklack vermischte Farbe aufgetragen, worauf nach 
Fertigstellung des Bildes dieses mittelst Seidenpapier in 
bekannter Weise auf die zu decorierenden Gegenstände 
übertragen wird. 
Cementöfen mit continuierlichem Betrieb finden in 
amerikanischen Cementfabriken immer mehr Eingang. 
Eine solche Einrichtung besteht im Wesentlichen aus 
einem eisernen innen mit Chamotte ausgekleideten Cylin¬ 
der von ungefähr 10 Meter Länge und 1'5 Meter Durch¬ 
messer, der in geneigter Lage auf Rollenlagern ruht und 
durch einen äusseren Zahnring und Getriebe gunz langsam 
bewegt wird, so dass er in der Minute etwa eine Um¬ 
drehung macht. Das obere Ende des Cylinders mündet in 
einen nach der Esse führenden Canal, während das untere 
Ende von einem Mauerblock umgeben wird, in welchem 
ein Petroleumzerstäuber sich befindet, mittelst dessen die 
Erhitzung des Cylinder-Inneren erfolgt; unterhalb dieses 
Cylinders ist noch ein zweiter, aber ohne Heiz Vorrichtung, 
angeordnet. Die in Cement zu verwandelnde Mischung 
wird dem oberen Cylinder durch eine Schnecke zugeführt, 
in welcher das Brenngut durch die entgegenkommende 
Luft schon vorgewärmt wird, welches alsdann in den 
Cylinder fallend allmählich nach unten gleitet, sich immer 
mehr erhitzt und so. in Cement verwandelt wird. Dieser 
fällt alsdann in den zweiten Cylinder, der zur Abkühlung 
des Productes dient. Ein Ofen nach den angegebenen 
Dimensionen liefert in 24 Stunden 20—30 Tonnen Cement, 
und verbleibt daher die Masse etwa eine halbe Stunde im 
Glühcylinder. 
Wie es zur Zeit der Präsidentenwahl in Amerika 
hergebt und welche Mittel versucht werden, die Candi- 
daten. der Parteien zur Geltung zu bringen, darüber ist 
in den Zeitungen genügend geschrieben worden; der nach¬ 
träglichen Erwähnung wert dürfte jedoch eine ausser¬ 
ordentliche Art der Propaganda sein, wrie sie zu Fitchburg, 
Ma., für Mc. Kinley gemacht wurde. Das Directorium der 
dortigen elektrischen Strassenbahn kam daselbst auf die 
originelle Idee, einem Strassenbahnwagen äusserlich ganz 
die Gestaltung eines Panzerschiffes, eines Kreuzers, zu 
geben, wobei aus dem mit weisser Oelfarbe gestrichenen, 
mit Schiessluken versehenen, die Panzerung genau nach¬ 
ahmenden Schiffskörper, ebenso von einem Panzerthurm 
die Geschütze drohten; auf der Commandobrücke stand 
der Capitän mit den Officieren, das. Verdeck war mit 
Matrosen und Marinesoldaten belebt. Mit gehisstem Sternen¬ 
banner am Bugspriet, an den Seilen den Namen des 
Kreuzers „Mc. Kinley“ zeigend und aus den Schloten 
einen dichten, künstlich erzeugten Rauch ausstossend, der 
abends elektrisch roth beleuchtet erschien, so rollte das 
merkwürdige Wahlschiff durch die Strassen der Stadt, 
zum Schrecken der Gegenpartei, die allerdings gegen ein 
solches Agitationsmittel im Sinne des Wortes „zurück¬ 
weichen“ musste. Der Kreuzer war so construiert, dass er 
völlig den Anblick eines auf dem Wasser schwimmenden 
Schiffes machte, dass also der Rumpf stumpf gegen die 
Schienen abschnitt und das Triebwerk verbarg; wie photo¬ 
graphische Abbildungen in.amerikanischen Blättern zeigen, 
bringt das Fahrzeug den beabsichtigten Eindruck aller¬ 
dings in täuschender Weise hervor. Die Stromzuleitüng 
geschah von oben her in der sonst bei der betreffenden 
elektrischen Stadtbahn üblichen Weise. Jedenfalls echt 
amerikanisch, die neuesten Mittel der Technik in solcher 
Weise zu benutzen! 
Eine eigenartige Methode zur Anfertigung und 
gleichzeitigen Verlegung von Drainröhren wendet 
R. Dockery zu Los Angeles in Oalifornien an, nach welcher 
mittelst einer primitiven Maschine ein endloser Rohrstrang 
aus Thon gebildet wird. Die Maschine besteht aus einem 
Rohr, dessen innerer Durchmesser dem äusseren des her¬ 
zustellenden Drainrohres entspricht. In diesem Rohr ist 
eine Schnecke vom Durchmesser desselben gelagert, deren 
Achse einseitig fortgesetzt so stark ist, wie der innere 
Durchmesser des herzustellenden Rohres; oberhalb der 
Schnecke befindet sich ein Aufgabetrichter für den Thon, 
und hinter diesem tritt das andere Ende der die Schnecke 
tragenden Welle durch eine Dichtung des Rohres, wo 
dieselbe ein conisches Rad trägt, welches in ein auf einer 
senkrecht stehenden Welle befindliches Gegenrad greift. 
Die ganze Vorrichtung wird in die Erde eingelassen, und 
nachdem der Trichter mit Thon gefüllt, die senkrechte 
Welle in Umdrehung versetzt, wodurch die Drehung der 
Schnecke das Herausschieben des Thones aus dem freien 
Rohrende bewirkt, und da in dem Rohr die Schnecken¬ 
welle einen Kern bildet, so muss der Thonstrang die Form 
eines Rohres annehmen, welches der pflugartig fort¬ 
schreitenden Maschine entsprechend einen continuier- 
lichen Strang bildet. 
Eine Maschine zum Besanden und Rauhen feiner 
gepresster Ziegel besteht nach der durch Gebrauchs¬ 
muster geschützten Construction des Amerikaners J. Kerst 
in Springfield aus einem Tischgestell, auf welchem mittelst 
endlosen Bandes die Ziegel von der Presse her gegen 
eine Plattform geführt und auf diese durch einen periodisch 
wirkenden Greifer befördert werden; auf diese Platte 
fliesst, kurz ehe der Ziegel dahin gelangt, Sand aus einem 
darüber befindlichen Streugefäss, so dass also die Unter¬ 
seite des Ziegels beim Gleiten über die Platte besandet. 
und gleichzeitig die Oberfläche bestreut wird. Alsdann 
schiebt der oben erwähnte Greifer den Ziegel weiter 
zwischen kammartige Reihen hindurch, wodurch die Breit¬ 
seiten des Ziegels gefurcht werden und der Sand in die 
Rillen fällt, worauf schliesslich der Ziegel auf eine Klappe 
kommt, die ihn seitlich ablegt. 
Unterseeische Telegraphenkabel sind zur Zeit etwa 
1300 auf der ganzen Erde in Betrieb, die zusammen eine 
Länge von etwa 162.000 Seemeilen ausmachen; die kürzesten
	        
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