Volltext: II. Jahrgang, 1897 (II. JG., 1897)

Seite 2. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 1. 
meter 1*4 gleichzeitig zu einer Haltestelle bestimmt, es 
wird aber auch bei der Ausweiche „Hagen“ Kilometer 
0725 und bei der oberen Ausweiche nächst Kilometer 
2*085 das Aus-und Binsteigen von Passagieren zugestanden 
werden, weil alle Ausweichen unmittelbar an bereits be¬ 
stehenden Wegen liegen. 
Die Haltestelle „Schableder“ ist bei der Kapelle an 
einem höchst geeigneten Platz situiert, woselbst die neue 
Strasse die alte Fahrstrasse nahezu berührt, ausserdem 
der Weg nach Buchenau und zur Schießstätte abzweigt 
und die Entfernung zum Schabledergute keine 200 Schritte 
beträgt. 
Die Endstation Pöstlingberg wird ungefähr 6 Meter 
unterhalb des Plateaus auf dem die Wallfahrtskirche Pöst¬ 
lingberg steht, angeordnet werden, und wird dieselbe von 
dem Inneren der gewesenen Festung dem geschlossenen 
Orte Pöstlingberg sehr bequem erreichbar sein. Es wird 
aber auch von aussen durch einen entsprechenden Zugang 
zu Thurm IV für die noth wendige Communication gesorgt 
werden. 
Für den Strassenbahnbetrieb an und für sich wurde 
von der Herstellung von Wartehallen Abstand genommen, 
da sich bisher kein Bedarf an solchen ergeben hat. Bei 
der Verlängerung der Strassenbahn in der Kaarstrasse 
vom Aufnahmsgebäude der Mühlkreisbahn bis zur Aus¬ 
gangsstation Urfahr der Bergbahn mit der Wagenhalle 
ergab sich jedoch die Nothwendigkeit, schon behufs Er¬ 
leichterung des Umsteigens von der Strassenbahn auf die 
Bergbahn für eine Wartehalle zu sorgen. 
Diese Wartehalle wird ein gedeckter von drei Seiten 
offener Hochbau sein, der an die Reparaturswerkstätte 
mit seiner Rückwand angebaut erscheint. 
Bei der Pöstlingbergbahn wird ausserdem noch in 
der Endstation Pöstlingberg durch Adaptierung des Be- 
festigungsthurmes IV in entsprechender Weise für die 
Aufnahme der Ankommenden und Abreisenden vorgesorgt 
werden. 
In den Ausweichen und Haltestellen der Bergbahn 
sind keinerlei Hochbauten vorgesehen, weil gegenwärtig 
hiefür kein Bedürfnis besteht und überdies bei der Aus¬ 
weiche „Hagen“ die Brauhausanlage, bei der Haltestelle 
und Ausweiche „Schableder“ das gleichnamige Gehöfte 
und auch bei der Ausweiche Profil 20/21 ein Bauern¬ 
häuschen in nächster Nähe steht, woselbst im Bedarfs¬ 
fälle entsprechende Nothunterkunft gefunden werden kann. 
Ausser oben vorgenannten Hochbauten kommen noch 
zur Ausführung: In Urfahr eine Wagenhalle mit Lackier- 
schuppenanbau von zusammen 1182 Quadratmeter ver¬ 
bauter Fläche, sowie eine Reparaturswerkstätte von 
248 Quadratmeter, in welcher ein achtpferdekräftiger Elek^ 
tromotor zum Betrieb der Werkzeugmaschinen aufgestellt 
wird. 
Ausserdem werden für die elektrische Centralstation 
nächst dem Verbindungsgeleise zum Umschlagplatze an 
der Kepplerstrasse in Linz an Baulichkeiten hergestellt: 
die Kraftstation mit 760 Quadratmeter verbauter Fläche, 
ein Dampfschornstein von 45 Meter Höhe und 1*8 Meter 
Durchmesser im Lichten, ein Brunnen von 4 Meter inneren 
Durchmesser und 12 Meter Tiefe bei 4 Meter durch¬ 
schnittlichen Wasserstand. 
Die innere Einrichtung der elektrischen Oentralstation 
wird im nachfolgenden Oapitel bei der maschinellen und 
elektrischen Einrichtung besprochen. 
Bei den elektrischen Bahnen des Systems „Thomson- 
Houston“, wird die zum Betriebe der Motorwagen erfor¬ 
derliche Energie in einer Oentralstation erzeugt und den 
Wagenmotoren in Form elektrischer Ströme durch Speise¬ 
leitungen, sowie eine oberirdische Oontactleitung, längs 
welcher ein als Stromabnehmer dienender, oben mit einer 
Rolle versehener Arm geleitet, unter einer Spannung von 
maximal 550 Volt zugeführt; die Rückleitung erfolgt durch 
die elektrisch leitend verbundenen Schienen und das an 
das Geleise angeschlossene Rückleitungskabel. 
Die Oontactleitung wird in einer Höhe von mindestens 
5*5 Meter über, der Mitte der Geleise gespannt und auf 
geraden Strecken in Abständen von durchschnittlich 
35 Meter doppelt isoliert, befestigt. In Curven rücken die 
Unterstützungspunkte der Krümmung entsprechend näher 
zusammen. Die Aufhängung der Oontactleitung kann 
entweder an von Masten getragenen Auslegern oder an 
quer über die Strasse gespannten Stahldrähten erfolgen, 
welche an beiderseits des Geleises errichteten Masten 
montiert sind. 
Die erstere Methode, die sogenannte Armaufhängung, 
wird nur für einfaches Geleise und zwar in der Kaar¬ 
strasse sowie bei der Pöstlingbergbahn ausgeführt. 
Bei der zweiten Methode, der sogenannten Querauf¬ 
hängung, können die tragenden Querdrähte entweder 
zwischen an den Häusern befestigten Wandrosetten, oder 
wie schon bemerkt, an seitlich der Strasse aufgestellten 
Masten gespannt sein. 
Zu den einzelnen Theilen derselben ist folgendes zu 
bemerken. 
Die Oontactleitung besteht aus einem blanken hart¬ 
gezogenen Kupferdraht, von 8]/4 Millimeter Durchmesser. 
Diese Stärke hat sich nach allen, in einer sehr grossen 
Zahl von Anlagen gemachten Erfahrungen als die geeig¬ 
netste erwiesen, um eine gute Führung der Contactrolle 
und gleichzeitig eine vollständig ausreichende Sicherheit 
gegen Bruch der Leitung zu erzielen. 
Die Beanspruchung des Oontactdrahtes beträgt auch 
bei der grössten Winterkälte nicht mehr als ein Drittel 
der Bruchbelastung. Die Oontactleitung ist durchwegs in 
mindestens zweifacher Weise gegen die Erde isoliert; ein 
Isolator trennt dieselbe elektrisch von dem tragenden 
Spanndraht, ein anderer befindet sich zwischen letzterem 
und dem Mast, beziehungsweise der Rosette. 
Die Stahlrohr.naste bestehen aus patentgeschweissten 
Stahlrohren von verschiedener, durch die jeweilige Be¬ 
anspruchung bedingter Stärke. Die Stösse, in denen die 
einzelnen Rohre verschiedenen Durchmessers durch 
Schrumpfung zusammengefügt sind, werden mittelst guss¬ 
eiserner Verkleidungsringe verdeckt, während der Fuss 
durch einen gusseisernen Sockel, die Spitze durch eine 
fagonierte Blechkappe abgeschlossen ist. 
Die Masten werden je nach ihrer Beanspruchung bis 
zu einer Tiefe von 2 Meter mittelst eines starken Beton¬ 
blockes in den Erdboden eingesetzt, wodurch man eine 
absolut stabile Lage derselben erreicht. 
Die Armausleger werden in ornamentierter Form 
aus Schmiedeisen angefertigt und mittelst Bunde an den 
Masten befestigt. 
Der eigentliche Arm, ein schmiedeisernes Rohr, trägt 
zwischen zwei Schellen einen kurzen Draht, an welchem 
dann wiederum mittelst Isolators der Contactdraht ela¬ 
stische Aufhängung findet. 
Die zur Verwendung kommenden ausgesuchten Holz¬ 
masten sind sauber bearbeitet, zum Schutze gegen Ein¬ 
flüsse der Witterung kräftig imprägniert und am Fusse 
mit einer Verkleidung versehen.
	        
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