Volltext: II. Jahrgang, 1897 (II. JG., 1897)

Linz, 1. März 1897. 
Öberösterreichische Banzeitung 
Zeitschrift für Bauwesen. 
Redaction und Administration: LINZ, Harrachst-asse 22,1. Stock. — Herausgeber und Verleger: Eduard Kornhoffer. 
Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
mit fl. 10.- j ganzjährig mit . fl. 8 
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INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober- 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Harrachstrasse 22, ferner bei 
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reclamationen und Beschwerden direct an uns erbeten. 
Inhalt: Zur Errichtung einer Baugewerksschule in Linz. — Neues 
Einfall-Lichtgitter mit weissen Glasschuppen-Einlagen für Kellerbeleuch- 
tung. — Zum Schutze der Bauhandwerker. — Wohn- und Geschäftshäuser 
aus Asche, Schutt und dergleichen. — Die Wagner’sche Bauweise. — 
Technische Mittheilungen. — Local-Baunachriehten. — Ertheilte Baulicenzen 
in Linz. — Anmeldungen für Wasserbezug aus dem städtischen Wasser¬ 
werke. — Briefkasten. — Offene Stellen. — Inserate. 
auf die Tagesparole gesetzt und die Kunst wird nur noch 
in seltenen Fällen in Anwendung gebracht. — Wo aber 
soll der junge, aus der Lehre entlassene Arbeiter die 
Kunst seines Handwerks erlernen? etwa durch sich selbst 
von blosein Absehen? Nein, er'muss ein Institut besuchen? 
eine Anstalt, die Lehrk äfte und Vorlagen besitzt, um ihn 
in seinem Fache auszübilden. Man schreite bei dieser 
wohlmeinenden Zumutliung nicht zurück, denn es handelt 
sich hier nicht um das Beziehen einer Hochschule, oder 
um das Festsitzen auf Lehrbänken, sond rn um das 
Besuchen einer Schule in der „im Geiste der Zeit“ und 
mit Rücksicht auf den Stand auf das Alter und auf die 
Vorkenntnisse der Schüler mit Hilfe tüchtiger Lehrer, die 
die Praxis des Handwerks kennen — unterrichtet wird. — 
Allerdings ist die Wahl auf diesem Gebiete noch eine 
schwere, doch werden sich auch bei uns thatkräftige und 
selbstlose Männer finden, die der Gründung einer solchen 
Schule ihre Zeit opfern, und die Regierung wird das 
Uebrige thun müssen, um den materiellen Bestand eines 
so segensreichen Instituts zu sichern. Der Hang zum 
Althergebrachten muss in unserer Zeit schwinden und 
Jeder innerhalb seiner Thätigkeit dasjenige thun, was 
dem Handwerk zum Nutzen gereicht. Nur durch das 
Vorgehen in geschlossenen Reihen kann Fruchtbringendes 
erreicht werden, gleichviel ob diese Früchte der Gegen¬ 
wart oder der Zukunft zugute kommen. — Weshalb besucht 
der Maurer und Zimmermann im Auslande, bevor er sich 
zum Meister aufwirft zuerst drei, vier und fünf Semester 
lang eine Baugewerbeschule? Einzig darum, weil er, ohne 
die Theorie und Kunst seines Faches — die er in früheren 
Jahren in den Bauhütten kennen gelernt hat — zu kennen, 
nimmer mit den vielgewanderten Meistern concurrieren 
kann. Der Segen, den die Bauschulen gestiftet haben, 
ist im Auslande bekannt und neuerdings dadurch aner¬ 
kannt worden, dass der Staat derartige Schulen, die neu 
begründet werden, subventioniert. d. r. 
Neues Einfall-Lichtgitter mit weissen Glas¬ 
schuppen-Einlagen fiir Kellerbeleuchtung. 
(System Julius Staehr, Berlin.) 
Mitgetheilt vom Internationalen Patentbureau von Carl Fr. Keichelt, 
Berlin NW. 
(Siehe Illustrationen.) 
Die so verbesserten amerikanischen, seit Jahren be¬ 
währten Gitter mit Glasschuppen für Kellerbeleuchtungen 
verdienen eine besondere Beachtung wegen ihres grossen 
Lichtdurchganges, welcher sogar beim schmutzigsten 
Wetter noch ganz vorzüglich ist und als Ersatz der 
Zur Errichtung einer Baugewerksschule in 
Linz. 
Bekanntlich hat im Landtag der Abgeordnete Herr 
Eduard Müller den Antrag eingebracht, der Landes-Aus¬ 
schuss sei zu beauftragen, hinsichtlich der Errichtung 
einer Baugewerbeschule in Linz in Verbindung mit der 
k. k. Staatshandwerkerschule, mit der hohen Regierung 
sowie mit der oberösterreichischen Handels- und Gewerbe¬ 
kammer in Linz in Verbindung zu treten, bez;ehungsweise 
ein Gutachten darüber einzuliolen, und erhalten wir über 
diese Eingabe von einem hiesigen Baugewerbetreibenden 
folgende Zeilen zur Veröffentlichung: 
„Die allgemeine Klage in hiesigen baugewerblichen 
Kreisen, dass die jetzige Arbeitskraft in geistiger Beziehung 
zumeist mit den Anforderungen der Neuzeit nicht mehr 
Stand zu halten vermag, wird immer lauter, und ist es 
daher dringend geboten unserer Regierung nahe zu legen, 
dass auch die Bauindustrie jener Institution bedarf, die 
anderwärts schon längst eingeführt ist und sich überall 
segenbringend erwiesen hat. Wir bedürfen ebenso wie 
andere Provinzial-Hauptstädte: Prag, Graz, Brünn, Lem¬ 
berg etc. eine Fachschule für das Baugewerbe, da eine 
Besserung der Arbeitskraft und der gesammten gewerb¬ 
lichen Verhältnisse in Zukunft zumeist von einer erhöhten 
Leistungsfähigkeit zu erwarten sein dürfte, die nur durch 
eine Fachschule erreicht werden könnte. Wenn daher 
etwas Durchgreifendes in dieser Richtung bei uns geschehen 
soll, dann muss es energisch vom Grunde aus und aus 
dem Volke heraus geschaffen werden. — Jeder, der es 
mit dem Bauhandwerk ehrlich meint, muss mit Hand 
anlegen, damit wieder die Zeit entsteht, in welcher das 
Handwerk wirklich einen „goldenen Boden“ hat. — 
Die alten Zeiten, in denen langjährige Wanderschaften 
vorausgehen mussten, damit der Bauhandwerker jene Vor¬ 
bilder kannte, die wir heute noch bewundern, sie sind 
vorüber, und werden in gleicher Weise nicht wieder sich 
von selbst ergeben. — Heute gilt „Angebot und Nach¬ 
frage“ oder „Arbeitgeber und Arbeitnehmer“, heute hat 
der Meister keine Zeit dem Gesellen Tüchtiges beizu¬ 
bringen, denn die Stück- oder Accordarbeit, die um billig 
zu sein, schöne Formen und Verhältnisse hintansetzt, ist
	        
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