Volltext: II. Jahrgang, 1897 (II. JG., 1897)

Seite 26. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 4 
Provinz-Nachrichten. 
i. 
Steyr, im Februar 1897. 
Wenn es, wie in Fachkreisen bekannt ist, in der 
Landeshauptstadt Linz viele Baumeister gibt, die schon 
seit einigen Jahren zu keinen anständigen Bau kommen 
können, um wie viel mehr muss dies in der Provinz der 
Fall sein, wo weder die Regierung was bauen lässt, noch 
die zumeist an Deficit leidenden Stadt- oder Gemeinde¬ 
verwaltungen es wagen dürfen, an die Ausführung eines 
nennenswerten Neubaues zu schreiten. Die geringe Aus¬ 
sicht auf Erwerb, die sich unter solchen Verhältnissen 
den Provinz-Baumeistern darbietet, ist, dass irgend ein 
Gutsbesitzer auf dem Lande sich ein Wohnhaus oder 
Wirtschaftsgebäude lierstellen lässt, und selbst mit dieser 
Ausführung neuerer Zeit keinen Baumeister betraut, son¬ 
dern sich auf eine Weise hilft, die ich zum Gegenstand 
meiner Besprechung machen will. 
Seit der Gewerbefreiheit hat man sich in kleinen 
Städten und auf dem Lande gewöhnt, namentlich bei 
erwähnten Bauten den concessionierten Baumeister ganz 
zu umgehen und die Arbeit von anderen, wenn auch 
schlechteren, so doch scheinbar etwas billigeren Kräften 
ausführen zu lassen. Wer baut heutzutage auf dem Lande, 
allenfalls ein einfacher Bürgersmann oder ein begüterter 
Bauer. Dieser engagiert nun einen oftmals des Zeichnens 
unkundigen Maurermeister und beauftragt ihn mit der Aus¬ 
führung, in dem Glauben ein gutes Geschäft gemacht zu 
haben, da der zum Bauen befugte Maurermeister dieselben 
Kenntnisse besitzen muss, wie der concessionierte Bau¬ 
meister und infolge seiner geringeren Geschäfts-Regien 
auch billiger bauen könne. 
Auf diese Weise wird uns Baumeistern in kleinen 
Städten und auf dem flachen Lande fast- alle Praxis aus 
den Händen genommen. In grossen Städten fühlt man 
die Gewerbefreiheit nicht den hundertsten Theil so schmerz¬ 
lich wie auf dem Lande, wo kein Baugesetz einzuhalten 
ist und fast gar kein Verständnis unter den Privaten für 
Bauen existiert. Hier gilt die Bauwissenschaft so viel wie 
gar nichts, denn jeder einfache Mann glaubt sich berufen, 
ein Wohnhaus oder Wirtschaftsgebäude nach seiner Angabe 
und durch einen Maurermeister besser und billiger her¬ 
steilen zu lassen, als durch einen Baumeister, der es mit 
dem Plane und der Ausführung zu genau nimmt und ihm 
etwa noch belehren will, wie man bauen müsse. 
Und was sind die Nachtheile davon im Allgemeinen für 
das ganze Bauwesen? Sehen wir uns hier und da diese 
billigen neu erstandenen Bauwerke an. Sieht man ihnen 
nicht auf den ersten Blick an, dass hier die verständige 
Leitung gefehlt hat! Zeichnen sie sich nicht aus wie die 
Röcke eines alten Dorfschneiders unter denen eines mo¬ 
dernen Kleidermagazines, und was für hunderterlei con¬ 
structive Fehler in der Ausführung. Aber alles dieses 
macht manchen Bauherrn in kleinen Städten und auf 
dem flachen Lande kein Kopfzerbrechen, der Bau war 
billig und das ist die Hauptsache. Hat bei einem Wirt¬ 
schaftsgebäude die Scheune eine ungenügende Ventilation, 
sind die Viehställe von schlechter Beschaffenheit, so dass 
der Thierarzt das ganze Jahr in Anspruch genommen 
werden muss, trocknen die Mauern nicht aus, oder fällt 
selbst eine davon zusammen, so kann dies alles nicht 
anders sein, und wäre nach einem Baumeisterplane eben¬ 
falls nicht anders gewesen. Um diese Uebelstände zu 
brandmarken gibt es nur ein Mittel, und das ist die 
Veröffentlichung solcher Pfuscherorte in den Fachzeit¬ 
schriften, auf dass es bekannt werde, in welch niedriger 
Weise oftmals das Bauwesen in kleinen Städten und auf 
dem flachen Lande in Oberösterreich betrieben wird und 
ob es nicht angezeigt wäre, wenn die Behörden zuweilen 
diesem Pfuscherwesen das Handwerk legen möchten. 
W. Z. 
Das Baubudget der Landeshauptstadt Linz 
pro 1897. 
Nach dem Referate des Vicebürgermeisters König, 
besteht das Baubudget der Landeshauptstadt Linz pro 
1897 aus folgenden Posten: 
a) Hoclibauten. 
Reparaturen und Hauserfordernisse. 
Für Rathhaus und Landtafelamt fl. 6000 
Frohnfeste „ 330 
Wasserkaserne und Nebenstöckel . „ 1900 
Schulhaus in der Gemeindestrasse „ 2400 
Kronprinz Rudolf-Sohulhaus „ 1190 
Altstädter Schulhaus (Wagamt) „ 550 
Schulhaus in Margarethen „ 260 
Schulhäuser an der Spittelwiese „ 1000 
Kapuziner-Schulhaus „ 100 
Brückenmauthaus „ 200 
Lazarethstöckl „ 70 
Volksgarten „ 5600 
Volksfesthalle „ 2305 
Feuerlösch-Depositorium (Römerstrasse) . . . „ 50 
dto. (Theaterhof) „ 20 
dto. (Humboldtstrasse) . . . „ 50 
-Turnhalle . . ... . . . . . „150 
Zeugstöckl (Fabriks- u. Prunnerstrasse, Garten) „ 100 
Landwehrkaserne in Lustenau „ 670 
Kaiser Franz Josef-Schule „4210 
Handwerkerschule „ 493 
Ludlgasse „ 200 
Humboldt strasse „ 20 
Haus in Margarethen „ 100 
Südbahnhof-Auslagen ....,, 2750 
Werkzeughütten „ 30 
Alte Versorgungsanstalt . „ 200 
Adaptierungs-Auslagen „ 5800 
Maschinenhaus an der Sandstätte „ 33 
Verschiedenes „ 500 
Zusammen . . fl. 37056 
b) Strassen, Plätze, Brücken, Wasserleitung, Canäle. 
Neubauten und Hauptreparaturen fl. 31000 
Erwerbung von Gründen u. Häusern zu Strassen- 
zwecken . . „ 13000 
Erhaltung und Reparaturen der Strassen . . . „ 1760 
Pflasterung „ 10000 
Beschotterung „ 600 
Geländer, Brücken, Strassenaufspritzung, Koth¬ 
und Unrathsfuhren „ 17000 
Schutt, Stein und Erdfuhren „ 400 
Taglöhnungen „ 23270 
Sand „ 200 
Strassenwerkzeuge . „ 1800 
Sonstige Herstellungen an Strassen, Plätzen und 
öffentlichen Anlagen „ ‘6000 
Beleuchtung „ 19000
	        
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