Volltext: II. Jahrgang, 1897 (II. JG., 1897)

Nr. 3. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 21. 
Von einem neuen Telephonsystem, welches ein Russe 
namens Kelduschoffsky erfunden hat, wissen die Mos¬ 
kauer und andere russische Zeitungen viel Rühmliches 
zu erzählen, welches System an Uebertragungsfähigkeit 
auf weite Entfernungen das bisher gebräuchliche Tele¬ 
phon weit übertreffen soll. Nach den russischen Zeitungs¬ 
berichten wurden neulich zwischen Moskau und Roston 
am Don mit dem neuen Fernsprech-Apparat Versuche 
angestellt, die bei der grossen Entfernung von etwa 
15.000 Kilometer, wobei die Drahtleitung jedoch fast die 
doppelte Länge der Luftlinie hatte, ganz überraschende 
Resultate geliefert haben sollen. Der Erfinder soll Willens 
sein, demnächst von England aus mit seinem Telephon 
mittelst des transatlantischen Kabels nach Nordamerika 
zu telephonieren, und darf man auf die Resultate sehr 
gespannt sein. 
Die Speisung der Dampfkessel mit warmem Conclen- 
sations-Wasser bietet gewiss einestheils durch den Wie¬ 
dergewinn der Wärme, anderntheils durch die Reinheit 
dieses Wassers grosse Vortheile und Ersparnisse dar; 
leider enthält jedoch dieses Condenswasser meist, zumal 
bei Dampfmaschinenanlagen, beträchtliche Mengen von 
Oel, welches auf diese Weise in den Kessel gebracht, 
daselbst verbleibt und sich immer mehr concentriert, die 
Berührung des Wassers mit den Kesselwänden erschwert 
und zu der Erscheinung des Siede-Verzuges und Explo¬ 
sionen Ui sache geben kann. Unter den vielen Versuchen 
und Vorschlägen nun, dem 'Condenswasser seinen Oel- 
gehalt zum Zweck der Erreichung eines reinen Kessel¬ 
speisewassers zu entziehen, dürfte eine in Frankreich 
jetzt allgemein in Anwendung befindliche Methode, die 
auch bei der Kriegsmarine mit bestem Erfolge angewendet 
wird, besonders zu empfehlen sein. Dieselbe besteht ein¬ 
fach in der Filtration des Condenswassers, wobei jedoch 
der das Filter bildende Stoff wesentlich ist, der nämlich 
aus Badeschwamm gebildet wird; der Schwamm wird in 
drei Schichten, unter Zwischenlage bezw. Auflage von 
feinen Drahtsieben in Form einer Büchse in das zu die¬ 
sem Zwecke erweiterte Ende des Pumpensaugrohres ein¬ 
geschoben. Die Wirkung dieses einfachen Mittels soll 
selbst bei stark ölhaltigem Wasser eine durchaus voll¬ 
ständige sein; schaltet man die drei Schwammlagen ver¬ 
suchsweise in grösseren Abständen in die Leitung, so 
zeigt die äusserste Lage den meisten Oelgehalt, der schon 
in der zweiten Schicht bedeutend geringer ist, während 
die letzte nur ganz wenig Oel aufweist. Die Schwämme 
sind imstande, ganz beträchtliche Mengen Oel aufzuneh¬ 
men und genügt ein Querschnitt von 1 Quadratdecimeter 
für 300 Liter Speisewasserbedarf pro Stunde; gereinigt 
werden die Schwämme leicht mit lauwarmem Seifen¬ 
wasser. 
Einen Jubelgreis unter den Schiffen, welcher aber 
trotz seines Alters noch rüstig thätig ist, dürfte ein schwe¬ 
disches, hölzernes Segelschiff darstellen, welchem im Jahre 
1772 zu Riedkjobing vom Stapel gelassen, also nunmehr 
124 Jahr alt, neulich im Hafen zu Kiel mit einer Ladung 
Oelkuchen einlief. Dasselbe ist trotz seines hohen Alters 
noch durchaus seetüchtig und dürfte wohl als das älteste 
zur Zeit auf See befindliche Schiff anzusehen sein; unseren 
modernen eisernen Kolossen wird wohl kaum ein so 
hohes Alter zu Theil werden. 
Zur Herstellung von Maserier-Abdruckblättern ver¬ 
fährt G. Grossheim in Elberfeld in der Weise, dass auf 
eine Unterlage aus Papier oder Leinwand das Masern¬ 
muster mittelst Pinsel und Oelfarbe oder Lack aufge¬ 
zeichnet und hierauf die Zeichnung in noch feuchtem 
Zustande mit Wollstaub, Sägemehl oder dergleichen über¬ 
streut wird. Die an dem klebrigen Material haftenden 
Theilchen ergeben eine weiche, rauhe Fläche nach Art 
der Sammt-Tapeten; beim Gebrauch werden die so er¬ 
haltenen Maserierblätter mittelst eines breiten Pinsels 
mit der Maserierfarbe überstrichen und das Blatt der zu 
maserierenden Fläche aufgedrückt. Ein solches Maserier- 
blatt soll hunderte von Farbenaufstrichen aushalten. 
Technische Neuigkeiten. 
Mitgetheilt vom Internationalen Patentbureau K. Fr. Reichelt in 
Berlin NW. 
Aus den Gemeinderaths-Sitzungen in Linz. 
20. Jänner 1897. 
In dieser vom Bürgermeister Poche präsidierten 
Sitzung kamen blos zwei Bauangelegenheiten zur Ver¬ 
handlung , und zwar die Errichtung von Schul- und 
Volksbrausebädern und die Verlängerung der Rohrleitung 
für die allgemeine Wasserleitung in der Kaplanhofstrasse. 
Den ersten Gegenstand betreffend berichtet Gemeinde¬ 
rath Heller über die Eingabe des Vereines der Aerzte, 
mit welcher derselbe die Schaffung von Schul- und Volks¬ 
brausebädern befürwortet, und beantragt nach eingehen¬ 
der Begründung: 1. Dem Vereine für Jugendspiele und 
Körperpflege und dem Vereine der Aezte für Oberöster¬ 
reich auf ihre Eingaben mitzutheilen, dass der Gemeinde¬ 
rath die Errichtung von Schul- und Volksbrausebädern 
in den neu zu erbauenden Schulen und in der Kaiser 
Franz Josef-Schule bereits, und zwar noch in diesem 
Schuljahre in Aussicht genommen hat und die Errichtung 
weiterer Volksbrausebäder im Auge behält. 2. Das Bau¬ 
amt sei zu beauftragen, das fertiggestellte Project eines 
Schul- und Volksbrausebades in der Kaiser Franz Josef¬ 
schule längstens bis Ende Februar vorzulegen und bezüg¬ 
lich eines geeigneten Platzes für ein weiteres Brausebad 
Vorschläge zu erstatten. 
Nach verschiedenen Vorschlägen von anderer Seite, 
bemerkt Gemeinderath Bancalari, der Kernpunkt der 
Frage sei der, dass man nicht nur diese Bäder schaffe, 
sondern sie auch an die rechte Stelle setze, und zwar 
eines in der Nähe der Bahn, wo die grossen Werkstätten 
sich befinden, eines beim Prunner-Stift und eines in der 
neu zu erbauenden Schule auf dem Schullerberge. Ein 
Hauptpunkt sei auch, dass nicht ein Project vorgelegt 
werde mit grossen unnöthigen Kosten; diese Bäder sollen 
so billig wie möglich hergestellt werden. Derselbe be¬ 
antragt : Es soll für ein solches Bad ein vorhandenes 
Local beim Prunner-Stift adaptiert werden. Gemeinderath 
Eder glaubt, es wä^e besser, wenn im Antrage des Ge- 
meinderathes Bancalari blos gesagt würde: „wobei be¬ 
sonders die Umgebung des Prunnerstiftes zu berücksich¬ 
tigen wäre.“ Da sich Gemeinderath Bancalari dieser An¬ 
schauung anschliesst, ändert derselbe seinen Antrag dahin, 
dass er nun lautet: Die billige Adaptierung eines bereits 
vorhandenen Locales in der Nähe des Prunner-Stiftes im 
Auge zu behalten. Die Anträge des Berichterstatters und 
der des Gemeinderathes Bancalari werden angenommen. 
Nach dem Antrage des Berichterstatters Gemeinde¬ 
rath Heller wird beschlossen, die Verlängerung der Rohr¬ 
leitung für die allgemeine Wasserleitung in der Kaplan¬ 
hofstrasse nach dem Projecte des Bauamtes im Kosten¬ 
beträge von 1897 fl. 10 kr. zu genehmigen.
	        
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