Volltext: II. Jahrgang, 1897 (II. JG., 1897)

Seite 188. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 24. 
ferner, dass man es nicht mit flüssigen, verschüttbaren 
Leuchtstoffen, nicht mit umzuwerfenden, zerbrechlichen 
Apparaten zu thun hat. Leitungen aus Blei sind natürlich 
sowohl dem Schmelzen als der äusseren Beschädigung 
weit leichter ausgesetzt, als solche von Schmiedeeisen. 
Vorschriftsmäßig hergestellte und amtlich auf ihre Dichtig¬ 
keit geprüfte schmiedeiserne Leitungen leisten einem 
Feuer sehr lange Widerstand, und es hat daher gar kein 
Bedenken, sie anfangs ruhig offen zu lassen. Schreitet 
aber einmal ein Brand soweit vor, dass schmiedeiserne 
Röhren schmelzen, so hat man auch längst Zeit genug 
gehabt, um den Haupthahn, der den Gasfluss von der 
Gasse sperrt, abzuschliessen und die Leitung ausser 
Thätigkeit zu setzen. 
Der Hauptsperrhahn und dessen Lage Jim Gebäude 
sind für Feuersbrünste von Wichtigkeit. Der Hauptsperr¬ 
hahn findet seinen Platz an der Stelle, wo das Rohr in 
das Innere des Hauses eintritt, also meistens im Keller 
oder Parterre, unmittelbar an der Frontmauer des Hauses. 
Wenn es sich übrigens einrichten liesse, dass die Zu¬ 
gänglichkeit der Hauptsperrhähne irgendwie mit in eine 
amtliche Gontrole einbezogen werden könnte, so wäre 
eine solche Maßregel zu empfehlen. Eine ganz besondere 
Wichtigkeit haben die Absperrhähne für alle Locale, in 
denen sich Menschen in grosser Anzahl versammeln. Also 
nicht Angst vor dem Gas soll man bei einem Brande 
haben, sondern man soll sich seiner ruhig fortbedienen, 
solange man noch Licht in dem vom Feuer erfassten 
Gebäude braucht, aber im richtigen Moment soll dann 
auch der Absperrhahn noch zugänglich sein, und den 
Schlüssel dieses Hahnes darf nur die Person bewahren, 
auf die man sich im Momente der allergrössten Aufregung 
verlassen kann. «/. I- G—g. 
Das Flussbefestigen mit Beton. 
(Eingesendet.) 
Wiesbaden, December 1897. 
Man möge hinkommen in ein Land, wo man will, 
überall wird man fast ein und dasselbe Uferbefestigungs¬ 
system finden, man wirft entweder kolossale Wälle resp. 
Dämme auf, die auf der Stromseite mit Steinpackung 
armiert sind, oder Rohsteinmaterial bildet gleich den 
ganzen Damm. 
Beispielsweise nenne ich die Befestigung des Ober- 
Rheins vom Bodensee aufwärts. Da sieht man Dämme 
aus gewaltigen Felsblöcken aufgethürmt; Steine, wo ein 
einzelnes Exemplar vier Pferde zum Transport erfordert, 
sind in stundenlangen Dämmen aufgeschichtet in wildem 
Chaos, „den noch wilderen Strom zu zügeln“. Das ist eine 
gewaltige, riesige Arbeit und verschlingt ganze Haufen 
von Geld. 
Höher und höher steigt die Sohle der Ströme, der 
Stein aus höchster Region der Alpen wälzt sich zum 
Meere, anfangs kantig und scharf, nach und nach immer 
abgeschliffener werdend, bis wir das perfecte „Kies“ vor 
uns haben. Und dieses böse Gestein ist allein Schuld, 
warum so grosse Unsummen zu Flussbauten nöthig sind, 
das allein ist die Ursache der Bett- respective Sohlen¬ 
erhöhungen und wir pfiffige Menschen wissen uns nicht 
anders mehr zu helfen, als diesen Sohlenanschwellungen 
immer wieder neue Dammverstärkungen entgegenzusetzen, 
ganze Berge von Steinmaterial den Strömen entlang auf¬ 
einander zu häufen, um dem rollenden Kies seine Fahrt 
nach dem Meere recht bequem zu machen! 
Wie ist es nur möglich, dass bei dem Stande der 
heutigen Wissenschaft es nicht unternommen wird, mit 
diesem Kiese selbst die Dämme zu befestigen? Kein 
fremder Stein wäre nöthig, keine Kosten für Fuhren 
derselben nach der Baustelle und die Befestigung könnte 
viel besser ausgeführt werden, wenn man sich des ent¬ 
sprechenden neuen Systems bedienen wollte! Man hört 
oft sagen, „man kann alles, wenn man will!“. Warum 
will man denn eigentlich so manches nicht, was man 
doch könnte ? Der Staat, der solche Arbeiten auf Kosten 
der Steuerzahler ausführt, wäre doch eigentlich verpflichtet, 
sich zu versichern, ob nicht gespart werden kann, ob 
nicht mit wenigen Mitteln und in schnellerer Zeit das 
hergestellt werden kann, was jetzt noch riesige Summen 
verschlingt? Sollte der Staat nicht ebenso haushälterisch 
mit den Pfunden seiner Bürger umgehen müssen, wie 
dieser selbst? Argus. 
Technische Neuigkeiten. 
Mitgetheilt vom Internationalen Patentbureau K. Fr. Reicbelt in 
Berlin NW. 
. Eine Maschinenaiilage, die 70.000 Pferdekräfte ent¬ 
wickelt, soll in New-York errichtet werden. Bisher waren 
die stärksten Maschinenanlagen an Bord der mächtigen 
Dampfer zu finden, welche den Verkehr zwischen Europa 
und den Vereinigten Staaten vermitteln; während die 
grossen industriellen Anlagen der Eisen- und Textilbranche, 
mit ihren meilenlangen Transmissionen, ihren mannig¬ 
faltigen Maschinen und ihren Tausenden von Arbeitern 
nicht einmal die Hälfte der Kraft beanspruchen, welche 
sich in dem kleinen Maschinenraum einer „Columbia“,, 
eines „BYrst Bismarck“ oder gar eines „Kaiser Wilhelm 
der Grosse“ concentriert. Die neue Mschinenanlage wird 
von der Metropolitan-Strassenbahn-Gesellschaft in New- 
York erbaut und soll nach ihrer Vollendung die mehr 
als 200 englische Meilen langen Linien, welche dieser Ge¬ 
sellschaft gehören, mit elektrischem Strom versorgen. 
Bis jetzt bedient man sich dreier Betriebsarten : der durch 
Pferde, .durch Kabel und durch Elektricität mit unter¬ 
irdischer Zuleitung; die nöthige mechanische Kraft wird 
von vier Centralen geliefert, welche sich in verschiedenen 
Stadttheilen befinden. Die mannigfachen Vortheile, welche 
man sich von der einheitlichen Einführung der Elektricität 
verspricht, die günstigen Resultate, welche auf der Ver¬ 
suchslinie in Lenox und Avenue erzielt wurden, haben 
die Gesellschaft zur Annahme der unterirdischen Strom¬ 
zuführung veranlasst. Die ökonomischen Vortheile, die 
Kraftstation in eine einzige Centralanlage zu concentrieren, 
sind in die Augen springend. Eine rationelle Stromver- 
theilung wird dadurch gemacht, dass man an Stelle der 
jetzt üblichen Spannung von 550 Volt eine bedeutend 
höhere anwenden wird. Das Gebäude der Centrale wird 
200 Fuss lang und 270 Fuss tief sein und sich auf einem 
Rost von 8000 Pfählen erheben, auf welchen eine fünf 
Fuss starke Schicht Stampfbeton kommt. Durch eine 
Zwischenwand wird das Gebäude in Kesselhaus und 
Maschinenraum getheilt. Ersteres wird vier, letzterer zwei 
Stockwerke hoch sein. Die unteren drei Stockwerke des 
Kesselhauses werden 87 Wasserrohrkessel enthalten, deren 
jeder 800 Pferdestärken entwickeln kann. Das oberste 
Stockwerk des Kesselhauses dient als Niederlage, für 
9000 Tonnen Kohle, welche durch Elevatoren direct aus 
den längsseit des Gebäudes liegenden Kähnen gehoben 
wird, während andere Vorrichtungen dazu dienen, die 
Asche in die entleerten Schiffe zu bringen. Im angrenzend en
	        
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