Volltext: II. Jahrgang, 1897 (II. JG., 1897)

II. Jahrgang, Nr. 23. 
Linz, 1. December 1897. 
Öberösterreichische Bauzeitung 
Zeitschrift für Bauwesen. 
Redaction und Administration: LINZ, Harrachstrasse 22. — Herausgeber und Verleger: Eduard Kornhoffer. 
Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
f ganzjährig mit fl. 10.- f ganzjährig mit 
I halbjährig . . „5.- J halbjährig . . 
I vi 
Provinz 
vierteljährig 
fl. 8 
vierteljährig 
Erscheint am 1. und 15. 
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Harrachstrasse 22, ferner bei 
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reclamationen und Beschwerden direct an uns erbeten. 
Inhalt. Die Weeser-Krell-Ausstellung im Museum Francisco-Carolinum 
in Linz. — Die neue Radfalirschule (Velodrom) in Linz. — Tapeten. — 
Sicherung eiserner Säulen gegen Schadenfeuer. — Tehnisclie Neuigkeiten. 
— Aus den Gemeinderaths-Sitzungen in Linz. — Local-Baunotizen. — Offene 
Stellen. — Briefkasten. — Angesuchte Baulicenzen in Linz. — IX. Ausweis 
über die Umschreibung von Immobilien in Linz. — Inserate. 
Die Weeser-Krell-Ausstellung im Museum 
Francisco-Carolinum in Linz. 
Fachlicher Bericht I. 
Eine Ausstellung von technisch hoher Bedeutung 
birgt zur Zeit das Museum Francisco-Carolinum zu Linz. 
Es sind grosse Perspectiven des durch seine Ausstellung 
im Jahre 1886 im Architektenhause zu Berlin und später 
durch die Ausstellung seines Bildes Peterskirche mit 
Vatican in Rom im Jahre 1888 in der akademischen 
Kunstausstellung in Berlin und 1890 im Künstlerhause 
zu Wien in weitesten Kreisen bekannten Ingenieurs und 
Aquarellmalers Weeser-Krell, eines rheinischen Künstlers, 
der seit Jahresfrist seine Ateliers in dem hier in der 
Nähe befindlichen Schlosse Haus aufgeschlagen hat. 
Die in- und ausländische Presse hatte sich bei Ge¬ 
legenheit der damaligen Ausstellungen mit den Weeser- 
Krell'schen Arbeiten lebhaft und mit grösster Anerkennung 
beschäftigt. Es hatten manche einsichtsvolle Männer die 
Erwartung gehegt, es sollten die besonders in dem er¬ 
wähnten Bilde Peterskirche mit Vatican in Rom zutage 
getretenen ausserordentlichen Leistungen auf dem Gebiete 
der Perspective und Perspective - Construction für die 
Technik und die Kunst der Anfang einer neuen Aera be¬ 
deuten. Sei es, dass Weeser-Krell selbst die Initiative er¬ 
griffen hätte, um die Misere auf dem Gebiete der Perspective, 
namentlich in der Malerei, zu beheben, nicht nur durch 
Lehre seines Systemes, sondern auch durch Nutzbar¬ 
machung seiner immensen Praxis auf diesem Gebiete der 
Allgemeinheit gegenüber, oder dass von Seite der Regierung 
in Berlin, wo der Künstler damals wohnte, das Nöthige 
geschehen wäre. Doch — nichts scheint geschehen zu 
sein. Weeser-Krell zog 1891 nach Wien, respective in 
einen idyllisch gelegenen Vorort und lebte nur der Ent¬ 
wicklung seiner grossen Sache und zog sich fast ganz 
von der Oeffentlichkeit zurück. 
Nun endlich ist man seiner wieder habhaft geworden 
und erscheint er wieder auf der Bildfläche und zwar mit 
vollständig neuen Gesichtspunkten. Hievon zeugen vor 
allem zwei Bilder und zwar das der Anlagen der Schiffs¬ 
baugesellschaft „Vulcan“ in Stettin-Bredow und der An¬ 
lagen des Norddeutschen Lloyd in Bremerhaven. 
Das erstere zeigt uns das grossartige Etablissement 
in voller Thätigkeit; im Mittelgründe sehen wir das 
Constructionsbureau und die Maschinenbau-Werkstätten, 
während der Vordergrund fast ganz von theils im Bau 
befindlichen, theils fertigen Schiffen eingenommen ist, 
von welchen der links im Vordergründe in den Spanten 
liegende mächtige Dampfer „Kaiser Wilhelm der Grosse“, 
als gegenwärtig grösstes und schnellstes Schiff das Interesse 
der Zuschauer am meisten erregt. Zu bemerken ist noch, 
dass dieser Dampfer auf dem Bilde Bremerhaven eben¬ 
falls, aber bereits fertiggestellt zur Fahrt bereit erscheint. 
Weiters sieht man auf dem Bilde einen zum Stapellauf 
fertigen Dampfer der Barbarossa-Olasse, mehrere deutsche 
und einen ’chinesischen Kreuzer im Bau, sowie die auf 
dieser Werft gebauten fertigen deutschen Kriegsschiffe 
„Panzer“, „Brandenburg“ und die Kaiser-Yacht „Hohen- 
zollern“, ferner einen zur Reparatur im Schwimmdock 
liegenden Personendampfer etc. 
Auf dem zweiterwähnten Bilde werden die Anlagen 
des Norddeutschen Lloyd bildlich vorgeführt. Man sieht 
rechts den alten Hafen. Der beständige Aufschwung des 
transatlantischen Verkehres machte bald die Erbauung 
des links davon erscheinenden neuen Hafens nothwendig, 
welcher jedoch bei dem grandiosen Aufschwünge des 
Norddeutschen Lloyd auch nicht mehr genügte und die 
Herstellung eines neuen Hafens, des neuen Kaiserhafens, 
erforderlich machte. Derselbe liegt im Bilde neben dem 
vorerwähnten. Hinter den Hafenanlagen breitet sich die 
Stadt Bremerhaven aus. Im Vordergründe sieht der Be¬ 
schauer im Hafen und auf der Rhede liegend eine Anzahl 
der grossen Passagier- und Frachtendampfer des Unter¬ 
nehmens, von denen wir „Kaiser Wilhelm der Grosse“ und 
daneben liegend einen Dampfer der Barbarossa-Olasse, sowie 
den rechts im Vordergründe befindlichen bei F. Schichan 
in Danzig gebauten grossen Schnelldampfer als besonders 
beachtenswert hervorheben wollen. Sämmtliche Schiffe 
sind wie auf dem Vulcaübilde nicht nach der Natur, 
sondern nach den Bauplänen perspectivisch construiert. 
Weiters bringt die Ausstellung ein Bild des idyllisch 
gelegenen Ostseebades Heringsdorf, welches mit seinen 
zahlreichen Villen in den verschiedensten Stilarten dem 
Künstler Gelegenheit gab, seine Meisterschaft in der 
feinsten Detailarbeit zu erweisen. 
Ein weiteres Bild zeigt die grösste Bleistiftfabrik der 
Erde, jene von A. W. Faber in Stein bei Nürnberg. In 
diesem Bilde ist es dem Autor gelungen, aus einem sonst 
durchaus nicht malerischen Vorwurfe durch Wahl des 
richtigen Standpunktes ein interessantes, den Zuschauer 
fesselndes Ganzes zu schaffen.
	        
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