Volltext: II. Jahrgang, 1897 (II. JG., 1897)

Inhalt: Welche Oefen sollen wir in unseren Woknräumen an¬ 
bringen? — Preise der Maurerarbeiten und Maurerlöhne vor 125 Jahren 
in Oesterreich. — Elektrische Accumulatoren. — Mode in Bezug auf Ein¬ 
richtung unserer Häuser. — Aus der Fachliteratur. — Technische Neuig¬ 
keiten. — Aus den Gemeinderaths-Sitzungen in Linz. — Local-Baunolizen. 
— Offertausschreibung. — Briefkasten. — Offene Stellen. — Angesuchte 
Baulicenzen in Linz. — Anmeldungen für Wasserbezug aus dem städtischen 
Wasserwerke. — Inserate. — VIII. Ausweis über die Umschreibung von 
Immobilien in Linz. 
Welche Oefen sollen wir in unseren Wohn- 
räumen anbringen? 
Entgegnung auf den Artikel in Nr. 19 von einem Techniker. 
In der letzten Nummer der „Öberösterreichischen 
Bauzeitung“ vom 1. October 1. J. wird in einem Artikel 
der Thonofen als das beste Heizobject für Wohnräume 
bezeichnet und dem eisernen Ofen alle erdenklichen ge¬ 
sundheitsschädlichen Eigenschaften zugeschrieben, eine 
Ansicht, die von einem der Ofenfabrikation ferne stehenden 
Techniker nicht unerwidert bleiben darf. 
Die Ungesundheit der gusseisernen Zimmeröfen 
schreibt der Artikelverfasser dem Kohlenstoff zu, der 
bekanntlich im Gusseisen in grösserer Quantität vor¬ 
handen ist; er glaubt, dass dieser Kohlenstoff an der Luft 
langsam verbrenne und dabei Kohlenoxyd entwickle. 
Wenn der Kohlenstoff des Gusseisens an der rothgliilien- 
den Fläche der Ofenwand in Berührung mit der Luft 
wirklich verbrennt, so verwandelt er sich in Kohlensäure 
und nicht in die niedere Oxydationsstufe des Kohlen¬ 
oxyds. Das Gusseisen enthält bekanntlich nur drei bis 
vier Percent Kohlenstoff, aber selbst nach mehrjährigem 
Gebrauche hat das Gusseisen eines Zimmerofens, selbst 
dann, wenn er öfter bis zum Glühen erhitzt werden sollt e, 
nur einen geringen Antheil seines Kohlenstoffes verloren. 
Es ist daher ohne weiteres klar, dass die Kohlensäure¬ 
menge, welche ein derartiger Ofen in der Zeit eines Tages, 
wo er geheizt wird, abgibt, nur höchst gering, und im 
Vergleich zu der Menge, welche durch das Verbrennen 
des Brennmateriales im Ofen erzeugt wird, ganz ver¬ 
schwindend ist. Es muss daher jedenfalls die Ungesund¬ 
heit der Zimmerheizung mittelst gusseiserner Oefen eine 
andere Ursache haben, und zwar rührt sie von der sehr 
mangelhaften Ventilation her. 
Sobald man nämlich eiserne (guss- oder schmiede¬ 
eiserne) Oefen zur Zimmerheizung verwendet, ist eine 
gute, durchdringende Ventilation ganz besonders geboten, 
indem an den oft rothglühenden eisernen Flächen die in 
der Zimmerluft schwebend vorhandenen organischen 
Stoffe, wie Staub, Ausdünstungen, Miasmen u. dgl., sich 
zersetzen und in gasförmige flüchtige Produc te umge¬ 
wandelt werden, welche auf den Athmungsprocess ausser¬ 
ordentlich schädigend wirken. Eine gute Ventilation, die 
überall leicht und fast ohne Kosten herzustellen ist, be¬ 
seitigt diesen Uebelstand aber gänzlich. Ferner hat man 
gar keinen Beweis dafür, dass der gesundheitsschädliche 
Einfluss überhitzter gusseiserner Oefen von der Ein¬ 
wirkung des athmosphärischen Sauerstoffes auf den 
Kohlenstoff des Gusseisens in der Weise herrühre, dass 
sich Kohlenoxyd bildet. 
Man weiss durch verschiedene Versuche, dass das 
Sauerstoffgas, indem es sich besonders bei hoher Temperatur 
mit dem Kohlenstoffe verbindet, neue Kohlensäure bildet, 
und das Letztere nur dann erst wieder zu Kohlenoxyd 
reduciert wird, wenn sie mit glühender Kohle in Be¬ 
rührung kommt. Das Gusseisen enthält aber so wenig 
Kohlenstoff, und diesen in so feiner Zertheilung, dass es 
ganz unmöglich erscheint, dass die durch Verbrennung 
dieses Kohlenstoffes etwa gebildete Kohlensäure zu 
Kohlenoxydgas reduciert werden könne. 
Die Dauerhaftigkeit der eisernen Oefen, sowie die 
schnelle Erwärmung des zu beheizenden Raumes sind 
Vortheile, die bei einem Thonofen niemals erreicht werden 
können. 
Preise der Maurerarbeiten und Maurerlöhne 
vor 125 Jahren in Oesterreich. 
Vielen Lesern unseres Blattes dürfte es von Interesse 
sein, eine Verordnung kennen zu lernen, welche im 
Jahre 1772, also vor 125 Jahren von den Zunftvorstehern 
des ehrsamen Maurerhandwerkes in Wien betreffs der 
Maurerarbeiten und Maurerlöhne erlassen wurde, und 
welche einen Tarif enthält, der verglichen mit den heutigen 
Arbeitspreisen und Lohngebüren nahezu staunend genannt 
werden muss. 
Das uns zur Einsicht vorliegende Schriftstück lautet 
folgendermaßen: 
Wien, den 3. August 1772. 
Verordnung der ehrsamen Maurerzunft nach ab¬ 
gehaltener Berathung der Vorsteher und vieler 
Mitmeister. 
a) Bestimmung der Arbeitslöhne für die Maurerarbeit. 
Ein in Arbeit stehender Maurerpolier erhält 
von Georgi bis Michaeli des Tages 40 kr.*) 
von Michaeli bis Georgi des Tages 34 kr. 
*) Wir erinnern daran, dass damals das sogenannte Schein¬ 
geld cursierte. (Die Redaction.) 
Öberösterreichische Bauzeitnng 
Zeitschrift für Bauwesen. 
Redaction und Administration: LINZ, Harrachstrasse 22. — Herausgeber und Verleger: Eduard Kornhoffer. 
Linz, 15. October 1897. 
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober- 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Harrachstrasse 22, ferner bei 
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reclamationen und Beschwerden direct an uns erbeten. 
Erscheint am 1. und 15. 
jedes Monat. 
Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
t ganzjährig mit fl. 10.- t ganzjährig mit . fl. 8 
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