Volltext: II. Jahrgang, 1897 (II. JG., 1897)

Seite 150. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 19. 
Aus den Gemeinderaths-Sitzungen in Linz. 
Sitzung vom 22. September. 
Gemeinderath Endlweber berichtet über einen früher 
von Dr. Beurle gestellten Antrag, welcher lautete: „Das 
Stadtbauamt wird beauftragt, über jene Erfahrungen zu 
berichten, welche aus dem letzten Hochwasser für die 
JBeurtheilung der Frage sich ergeben, ob die Grösse der 
Inundations-Oeffnungen bei der neuen Donaubrücke aus 
reichend sind, so dass eine Vergrösserung der Hochwasser¬ 
gefahr nicht zu erwarten ist.“ — Ueber diesen Antrag 
äusserte sich das Bauamt dahin, dass durch den Ban der 
zweiten Brücke eine Vergrösserung der Hochwassergefahr 
nicht bestehe und eine Erweiterung der Inundations- 
Oeffnungen nicht nothwendig werde. Der Gemeinderath 
nimmt diesen Bericht zur Kenntnis. 
Betreffs Pflasterung der Zufahrtsstrasse vom Staats¬ 
bahnhofe in Linz berichtet Gemeinderath Heinisch Folgen¬ 
des : Diese Pflasterung wurde vom Concurrenzausschusse 
für diese Zufahrtsstrasse (Obmann Herr Franz Reininger) 
angeregt, um den bisherigen unbefriedigenden Zustand 
dieser Strasse zu beseitigen. Die Gesammtkosten betragen 
24.000 fl. Hiezu wäre von Seite der Gemeinde Linz 
10.109 fl. beizutragen. Vorerst ist geplant nur einen Theil 
der Strasse und den übrigen später mit Granitwürfeln 
zu pflastern. Die Gemeinde Urfahr hat sich bereits bereit 
erklärt, den auf sie entfallenden Betrag per 1000 fl. zu 
leisten. Der Landesausschuss hat die Zustimmung zur 
Pflasterung ertheilt und auch die bisherige Beitragsleistung 
per 350 fl. jährlich zugesichert. Die Eisenbahn direction 
erklärte, ein Drittel der Kosten bestreiten zu wollen unter 
der Bedingung, dass der Theil der Strasse von der Feld¬ 
strasse bis zur Weingartshofstrasse, welcher seinen 
Charakter als Zufahrtsstrasse seither verloren habe, aus¬ 
geschieden werde. Der Referent bemerkt hiezu, dass der 
Standpunkt der Eisenbahndirection dem Gesetze nicht 
entspreche und dass der von derselben zu leistende Bei¬ 
trag 50 Percent sei. Der Antrag des Referenten lautet: 
„Der Gemeinderath beschliesse, zu den Kosten der 
projectierten Pflasterung der Bahnhofzufahrtsstrasse den 
auf die Stadtgemeinde Linz entfallenden Betrag im Jahre 
1898 flüssig zu machen, vorausgesetzt, dass sowohl die 
Staatsbahndirection Linz als auch die Gemeinde Urfahr 
die nach dem Gesetze auf sie entfallenden Antheile un¬ 
verbürgt leisten, also insbesondere die Staatsbahndirection 
50 Percent der Gesammtkosten.“ Der Antrag wird an¬ 
genommen. 
Gemeinderath Feilerer beantragt, die Oanalisierung 
der Kaiser Josef- und Starhembergstrasse (Kosten.2800 fl.) 
mit thunlichster Beschleunigung durchzuführen und die 
hiesigen Gewerbetreibenden im Wege der Currende zur 
Offertlegung aufzufordern. (Wird angenommen.) 
Gemeinderath Wolf berichtet über das Ansuchen des 
Commandos der freiwilligen Feuerwehr Linz um Ver¬ 
zinsung und Amortisierung eines Oapitales zum Baue und 
zur Errichtung einer Feuerlöschcentrale, verbunden mit 
einer freiwilligen Rettungsgesellschaft. Der Referent 
bemerkt, die erste Section habe sich geeinigt zu bean¬ 
tragen, es sei auf das Ansinnen der Feuerwehr einzugehen 
trotz der bedeutenden Opfer für die Gemeinde (1800 fl. 
jährlich für die Verzinsung und Amortisierung des Bau- 
capitales). Der Antrag des Referenten lautet: „Der Ge¬ 
meinderath erkläre sich bereit, die Verzinsung und 
Amortisierung des von der freiwilligen Feuerwehr bei 
der allgemeinen Sparcasse aufzunehmenden Capitales per 
38.000 fl. gegen dem zu übernehmen, dass von Seite der 
Feuerwehr die Erklärung abgegeben und grundbücherlich 
sichergestellt werde, 1. dass im Falle der Auflösung der 
freiwilligen Feuerwehr Grund, Haus, Einrichtung und 
weitere mit diesem Capitale angeschaffte Requisiten in 
den freien Besitz der Gemeinde übergehen und 2. dass 
auf dieses Haus ohne Einwilligung der Gemeinde kein 
weiteres Capital aufgenommen werden dürfe.“ Nach 
einigen von den Gemeinderäthen Dr. Beurle, Dr. Ober¬ 
müller und J. Pupp gemachten Bemerkungen wird der 
Antrag angenommen. 
Local-Baunotizen. 
Brückenbauarbeiten. Ueber denFortgang der Arbeiten 
beim Baue der zweiten Linzer Donaubrücke erfahren wir 
Folgendes: Fertiggestellt ist bereits die Pilotage für den 
diesseitigen Strompfeiler und der dazu gehörige Caisson 
(Kastenwagen), sowie der Caisson für den diesseitigen 
Landpfeiler. Der diesseitige Strompfeiler und der dies¬ 
seitige Trennungspfeiler sollen noch dieses Jahr ganz 
fertiggestellt werden. Die Länge der Brücke wird 255 Meter 
betragen; dazu kommt noch die Brücke über das dies¬ 
seitige Inundationsgebiet mit einer Länge von 27*70 Meter 
(eine Oeffnung), und die Brücke über das Inundations¬ 
gebiet auf der Urfahrer Seite mit 74*90 Meter Länge 
(zwei Oeffnungen). Die lichte Weite jeder der drei durch 
die beiden Strompfeiler gebildeten Oeffnungen wird 
81*40 Meter betragen. Das Bahngeleise wird in der Mitte 
der Brücke geführt, während links und rechts je eine 
Fahrbahn für die Fuhrwerke und auf beiden Seiten ein 
Weg in der Breite von 1*80 Meter für die Fusspassanten zur 
Anlage kommt. Die Herstellung der Brücke erfolgt be¬ 
kanntlich durch die Wiener Firma L. Gärtner, eine im 
Brückenbau bestrenommierte Unternehmung in Oester¬ 
reich-Ungarn. 
Richtigstellung. In der in letzter Nummer unseres 
Blattes enthaltenen Notiz „Kunstschloss erarbeit“ wurde 
die Herstellung des schmiedeeisernen Greifen für das 
Ph. Haas’sche Geschäftshaus dem Schlossermeister Herrn 
Karl Lelaut zugeschrieben, während diese Arbeit von 
Herrn W. Lelaut, Bau- und Kunstschlosser in Urfahr, 
Friedhofgasse 3, zur Ausführung gebracht wurde, was 
wir hiemit berichtigen wollen. 
Monierbauarbeiten. Die Monierbauarbeiten in der 
neuen Schlachthofanlage wurden von der Wiener Unter¬ 
nehmung für Beton- und Cementarbeiten Firma G. A. 
Waiss & Comp, vor kurzem in corrector Weise zu Ende 
geführt. Jetzt erst, nachdem die Arbeiten fertig gestellt 
sind, sieht man, dass zu deren Ausführung eine Special¬ 
unternehmung mit geschultem Personal nothwendig ist, 
um das System „Monier“ in Bezug auf Haltbarkeit und 
Tragfähigkeit zur vollsten Geltung bringen zu können. 
Curiosum. Ein hiesiger Fleischhauermeister lässt in 
seinem Hause einen Eiskeller erbauen. Das wäre an und 
für sich nichts Bedeutungsvolles, wenn dies nicht zu einer 
Zeit geschähe, wo im neuen Schlachthof das grosse Kühl¬ 
haus zur Anlage gebracht wird, in welchem die Herren 
Fleichhauer ihre Ware am besten und billigsten auf be¬ 
wahren können. 
Dachpappefabrik. Von befreundeter Seite wird uns 
mitgetheilt, dass ein Fabrikant in Böhmen beabsichtigt, 
nächstes Jahr in einem der Vororte von Linz eine 
Dachpappefabrik zu errichten.
	        
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