Volltext: II. Jahrgang, 1897 (II. JG., 1897)

Nr. 19. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 149. 
schaffen. Interessant sind seine mikrophotographischen 
Untersuchungen der Qualität von Bleistiften, von welchen 
derselbe bereits gegen 2500 Sorten untersucht und die 
Striche derselben photographisch vergrössert hat, welche 
Aufnahmen sehr interessante Aufschlüsse über die Qualität 
und Homogenität der Massen zulassen. Auch in Schriften¬ 
fälschungen wird die Riesencamera von den amerikanischen 
Gerichten, Polizeibehörden und Privaten häufig als nie 
irrender Rathgeber und Detectiv benutzt. So wurde eine 
äusserst geschickte Verfälschung eines Oheks, bei dem 
der auf zwölf Dollars lautende Betrag in 22.000 umge¬ 
ändert werden sollte, mühelos klargelegt, indem durch 
die Camera gezeigt wurde, dass die Originalschrift mit 
Löschpapier abgelöscht, dies bei der ergänzenden Schrift¬ 
fälschung jedoch nicht der Pall war; ebenso liess die 
enorme Vergrösserung die Verschiedenheiten der Tinten 
sofort erkennen. Ebenso wurden die wegradierten Buch¬ 
staben der Zahl „Twe-lve“ (zwölf), die zu „Twenty Two 
Thousand“ ergänzt war, bei der Photographie wieder 
sichtbar; um diese Fälschungen nachzuweisen, war 
übrigens nur eine siebenfache Vergrösserung bei dem 
vorzüglichen Objectiv nöthig. Somit besitzt San Francisco 
einen sowohl wissenschaftlich, als wie auch in technischer 
Hinsicht einen äusserst interessanten und wertvollen 
Apparat, von dem zu wünschen ist, dass ein solcher 
auch im Vaterlande seines vorzüglichen Goerz’schen 
Objectives recht bald ein Seitenstück aufweisen möge. 
Ein in einen Eichenstamm eingewachsener Eisen¬ 
nagel, der wohl an tausend Jahre in seiner Hülle gesessen 
haben mag, wurde kürzlich in England bei der Reparatur 
des Daches der Winchester Kathedrale in einem Dach¬ 
balken entdeckt. Wie historisch nachgewiesen, sind Ver¬ 
änderungen an der Dachconstruction seit der Restauration 
der Kirche im Jahre 1093 nicht vorgekommen, und liess 
die narbenhafte, verkrüppelte Structur des den Nagel 
allseitig umgebenden Holzes keinen Zweifel, dass der 
Nagel schon bei Lebzeiten des betreffenden Eichbaumes 
in diesen geschlagen und im Laufe der Zeit ganz ein¬ 
gewachsen sein musste; hiezu dürften nach dem Urtheil 
Sachverständiger aber gegen 200 Jahre erforderlich ge¬ 
wesen sein, da der 2!/2 Zoll lange Nagel über dem Kopfe 
noch eine Holzschicht von etwas neun Zoll aufwies. 
Nach nunmehr vorliegenden Zusammenstellungen 
kamen im Jahre 1896 im ganzen 984 Schiffbriiclie mit 
einem Gesammtverlust von 708.459 Tonnen Ladung vor, 
worunter sich 264 Dampfer mit 355.000 Tonnen Ladung 
befanden. Die einzelnen Staaten sind, ihren Verlust in 
Procenten der von ihnen verschifften Frachten angegeben, 
an der Gesammtsumme wie folgt betheiligt: Am höchsten 
Norwegen mit etwa 6, Italien 4*32, Schweden 3*7, Oester¬ 
reich-Ungarn 3'44, Vereinigte Staaten von Amerika 34, 
Spanien 2*63, Holland 2*6, Russland 244, Dänemark und 
Grossbrittanien mit 243, Frankreich mit P86 und Deutsch¬ 
land mit 1-35. Demnach stände Deutschland mit- dem 
geringsten Verluste da, wobei allerdings bedacht werden 
muss, dass den vielen regelmässigen, daher weniger 
Gefahr bietenden Dampferlinien mit zuzuschreiben ist. 
Jedem Metallarbeiter ist bekannt, dass alle stählernen 
Werkzeuge, wie Feilen, Meissei, Bohrer, durch den Ge¬ 
brauch etwas magnetisch werden; die Erkläruug ergibt 
sich aus dem bekannten physikalischen Versuch, dass 
ein in der Richtung der magnetischen Inclination, also 
ziemlich senkrecht gehaltener Stahlstab durch einen in 
der Richtung der Längsachse auf ihn ausgeübten Schlag 
magnetisch wird, welcher Magnetismus um so stärker 
ausfällt, als die Inclinationsrichtung genau eingehalten 
wurde. Da nun die Werkzeuge bei ihren verschiedenen 
Gebrauchsstellungen auch wohl alle und öfters einmal in 
diese magnetische Richtung zu liegen kommen und er¬ 
schüttert werden, so erklärt sich die Erscheinung hieraus 
leicht. Einen physikalisch nicht gut erklärlichen und 
zwar sehr starken Magnetismus zeigten jedoch bei einem 
Stahlrohr werk in England die daselbst herges teilten 
Rohre, obgleich dieselben auf horizontalen Bänke» her- 
gestellt wurden und nach angestellten Untersuchungen 
vorher keine Spur von Magnetismus erkennen Hessen; 
die Erscheinung stellt daher eine Ausnahme dar, welche 
noch der Erklärung bedarf. 
Ein neuer eigenartiger Taucherapparat wurde kürz¬ 
lich in Paris in der Seine probiert, der seiner interessanten 
Construction wegen nähere Beschreibung verdient. Der 
„Travailleur sousmarin“, wie ihn der italienische Erfinder 
nennt, besteht aus einer Stahlblechkugel von drei Meter 
Durchmesser, in welcher eine ganz bequem eingerichtete 
Cabine zur Aufnahme der Taucher sich befindet. Diese 
Kugel wird an einem an der Wasserfläche schwimmenden 
Boote aufgehangen und ist mittelst Ballast, als welcher 
eine mit Wasser mehr oder weniger gefüllte Kammer 
figuriert, so beschwert, dass das Boot so gut wie gar 
keinen Zug nach unten erleidet. Mittelst Schraube und 
dieser betreibenden, durch Accumulator gespeisten 
Dynamomaschine erhält die Glocke eine eigene Bewegung, 
so dass der Apparat, dem durch die erwähnte Ballast¬ 
anordnung auch jede beliebige senkrechte Bewegung 
ertheilt werden kann, ganz das im Wasser vorstellt, was 
in der Lnft unter dem Ideal eines lenkbaren Luftschiffes 
zu verstehen sein dürfte, nur dass bei der Glocke die 
Mannschaft in dieser selb t Platz nimmt. Das Leben in 
dem abgeschlossenen Raume wird durch comprimierte 
Luft für mehrere Menschen auf längere Zeit möglich, 
die Beleuchtung geschieht durch elektrische Glühlampen; 
sehr sinnreich soll die von innen aus erfolgende Be- 
thätigung der aussen befindlichen Schaufel- und Bohrwerk¬ 
zeuge, Greifzangen und Netze geschehen, deren arbeitende 
Theile ebenfalls elektrisch beleuchtet und von innen 
her durch fernrohrartige Beobachtungsvorrichtungen be¬ 
aufsichtigt werden. Irgend welche Gefahr für die Insassen 
soll völlig ausgeschlossen sein, da die Entleerung des 
Ballastbehälters einfach dadurch geschieht, dass man 
durch Oeffnung eines Hahnes ein Abtheil der ersteren 
mit dem umgebenden Wasser verbindet, so dass die 
Kugel entsprechend entlastet wird. Die neue Taucher¬ 
glocke soll demnächst im offenen Meere bei Havre und 
Brest probiert werden. 
Gebläsediisen richtet Hermann Biedermann in Wien 
nach dem ihm ertheilten Patente so ein, dass die Düse 
beim Nichtgebrauch geschlossen bleibt und sich von 
selbst reinigt. Zu dem Zwecke ist die Düse hinter ihrer 
Mündung zu einer Kapsel erweitert beziehungsweise einer 
solchen aufgeschraubt, an die sich seitlich die Luft- oder 
Wasserleitung anschliesst. Diese Kapsel ist innen durch 
eine Membrane in zwei Theile getheilt, die einen hinter 
der seitlichen Düse liegenden elastischen Boden bildet, 
in dessen Mitte ein in die Düse reichender ventilartiger 
Dorn befestigt ist. Tritt also die Luft oder das Wasser 
mit Spannung in die Kapsel, so drückt sie die Membrane 
nach hinten, so dass der Stift die Düseöffnung frei gibt, 
wogegen bei Abstellung der Zuleitung der Stift wieder 
in die Düse eintritt; durch diese Bewegung erfolgt mithin 
auch eine Reinhaltung der Düseöffnung.
	        
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