der modernen wissenschaftlichen Doctrinen eine voll¬
ständig getreue Vorstellung zu machen. In der „Urania“
werden überdies eine Reihe von Vorträgen über wissen¬
schaftliche Themen gehalten werden, die sich die Auf¬
gabe stellen, unter Vorführung von Experimenten und
Demonstrationen naturwissenschaftliche Themen in ge¬
meinverständlicher Form dem grossen Publicum ver¬
trauter zu machen.
Abgesehen von den sechs vorgenannten grossen
Veranstaltungen muss noch hervorgehoben werden eine
Ausstellung der bosnischen Landesregierung, die in einem
eigenen Pavillon die Leistungen der bosnischen Gewerbe
und Kunstgewerbe theils in mustergiltigen Producten,
theils in Arbeitsbetrieben vorführen wird.
Ferner ist zu erwähnen der Pavillon der Stadt Wien,
in welchem die epochemachende Umgestaltung, welche
die Reichshauptstadt in den letzten fünfzig Jahren er¬
fahren hat, und insbesondere die grossen monumentalen
Arbeiten, die eben im Zuge sind, eine zusammenfassende
Darstellung finden sollen.
Die Jubiläums-Ausstellung des nächsten Jahres wird
sich gleichmässig ferne halten von dem Extrem einer
allzu ernsten Fach-Ausstellung ohne jedes Beiwerk, wie
andererseits von dem Extrem einer Ausstellung, die von
dem Beiwerk überwuchert wird. Sie wird sich vor Augen
halten, dass die Ausstellung nur dann ihren Zweck er¬
reichen kann, wenn sie zahlreich besucht wird, und sie
wird sich deshalb bemühen, dem Publicum neben der
Belehrung auch angenehmen Aufenthalt und Unter¬
haltung zu bieten.
Durch Veranstaltung von Festen, welche theilweise
auf dem Ausstellungsgebiete selbst, theilweise voraus¬
sichtlich auch auf dem neben dem Ausstellungsterrain
gelegenen Trabrenn vereinsplatze veranstaltet werden, so¬
wie durch das stets abwechslungsreiche Bild der temporären
Ausstellungen auf dem Gebiete der landwirtschaftlichen
Ausstellung wird stets für eine neue Attraction der
Massen gesorgt werden, und hat sich die Ausstellungs-
Commission auch die Aufgabe gestellt, durch Schaffung
von passenden Verkehrsanlagen für den Massen transport
des Publicums zu sorgen.
Ausserdem wird durch die äussere Ausstattung der
Ausstellung selbst, sowie des Parkes ein im höchsten
Maße anziehendes und fesselndes Bild geschaffen werden,
die Ausstellung wird in der allgemeinen Beleuchtung und
in Beleuchtungseffecten den höchsten Anforderungen
genügen, sie wird für ausgezeichnete Musik Sorge tragen,
und die Commission wird sich vor Augen halten, dass
gute und preiswürdige Speisen und Getränke eine unerläss¬
liche Bedingung des Massenbesuches sind.
Fasst man nun diese vorstehenden, kurz gehaltenen
Ausführungen zusammen, so dürfte wohl kaum daran zu
zweifeln sein, dass unter normalen Verhältnissen der Er¬
folg der Jubiläumsausstellung Wien 1898 als gesichert
anzunehmen ist.
Technische Neuigkeiten.
Mitgetheilt vom Internationalen Patentbureau K. Fr. Reichelt in
Berlin NW.
Die Sicherheitsketten, wie man sie den Corridor-
thüren vorzulegen pflegt, um die letzteren nur theilweise
öffnen und mit zudringlichen, gefährlichen Besuchern
durch den Spalt wie Pyramus und Thisbe sich unter¬
halten zu können, ohne dass dem zweifelhaften Fremdling
der gewaltsame Eintritt möglich würde, bieten immerhin
nur einen bedingten Schutz insofern, als es langfingerigen
Virtuosen der Einbrecherzunft oft doch gelingt, nach
Oeffnung des Schlosses die Kette aus dem Schlitzstück
herauszuziehen. Diesem vorzubeugen, hat der Amerikaner
Jacoby eine Sicherung erfunden, die als äusserst genial
bezeichnet werden muss, da dieselbe eine Auslösung nur
dann möglich macht, wenn die Thüre geschlossen ist.
Dieser Zweck wird dadurch erreicht, dass die Kette durch
einen an der Thüre befestigten in horizontaler und verticaler
Ebene gelenkig drehbaren Hebel ersetzt wird, dessen
freies Ende einen eiförmigen Schlitz hat. Am Thürpfosten,
resp. dem ändern Theil der Thüre bei Flügelthüren, ist
das Gegenstück befestigt, bestehend aus einem kleinen
Winkelconsol, auf dem oben ein horizontaler Haken sich
befindet, über dessen oberes Stück der eiförmige Schlitz
des Hebels gelegt werden kann, so dass dieser davon
gehalten wird; dieser Haken steht jedoch nun so zur Thüre
resp. zu dem Schlitz im Hebel, dass das Einlegen des
Hebelschlitzes in den Haken nur dann stattfinden kann,
wenn die Thüre geschlossen ist, in welchem Falle nur
die Längsrichtungen von Schlitz und Haken zusammen¬
fallen. Der Hebel hat in der Mitte noch ein Gelenk, um
die theilweise Oeffnung der Thüre zu gestatten, wobei
alsdann jedoch die schliessenden Theile kreuzweise zu
einander stehen, so dass alsdann ein Abheben des Hebels
vom Haken nicht möglich ist.
Local - Baunotizen.
Richtigstellung. Die Quaimauer am Umschlagplatze
wurde nicht, wie wir letzthin mittheilten, von der Bau¬
unternehmung Gärtner & Comp., sondern von der Wiener
Firma Redlich & Berger zur Ausführung gebracht, was
wir hiemit berichtigen wollen.
Zur Renovierung der Rathhausfagade. Die Reno¬
vierungsarbeiten an der Rathhausfagade gehen nur lang¬
sam vorwärts, da die Abstockung der Steingliederungen
viel Zeit in Anspruch nahm und man mit dem Einsetzen
der neuen Fenster nicht früher beginnen konnte. Behufs
Versetzung der neuen Stiegenstufen in das erste Stock¬
werk musste der Eingang in das Gebäude mehrere Tage
durch das rückwärtige Thor in der Rathhausgasse ge¬
nommen werden, was für viele fremde Besucher höchst
unangenehm war, da der rückwärtige Trakt des Rath¬
hauses ganz verwinkelt ist, und sich niemand ohne
Anweisung darin zurecht finden konnte. Prompt geliefert
hat der Tischler seine Arbeiten, während die Schlosser¬
arbeiten längere Zeit auf sich warten liessen.
Volksschule in Eferding. Nach dem Projecte des
Linzer Stadtbaumeisters Herrn Franz Weiss lässt die
Stadtgemeinde Eferding ein zweistöckiges Gebäude für
eine Volksschule erbauen.
Bildhauerarbeit. Im Atelier des Bildhauers Herrn
Franz Stark wird das Modell für einen grossen Adler,
der zur Bekrönung der neuen Landwehrkaserne dienen
soll, ausgearbeitet. Der Adler, dessen beide Flügel vier
Meter lang sind, soll aus Zinkguss hergestellt werden.
Wasserleitung. Die vielbeschäftigte Installationsfirma
Schmidt & Comp, hat den Auftrag erhalten, in der Villa
Silier in Aschach a. d. Donau die Wasserleitung einzuführen.
Pflasterungsarbeiten. Der Pflasterermeister und
Asphalteur Herr Wilhelm Baudisch hat die Pflasterung
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OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG.
Nr. 17.