Volltext: II. Jahrgang, 1897 (II. JG., 1897)

Nr. 17. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 133. 
Gut ist es auch, so meint die „Deutsche Töpfer¬ 
zeitung“, wenn inan sich für grössere Arbeiten oder 
gewisse Waren die betreffenden Calculationen in ein be¬ 
sonderes Heft notiert und aufhebt, damit man später 
unter Umständen darauf zurückgreifen und etwa gemachte 
Fehler ein anderesmal vermeiden kann. 
Jubiläums-Ausstellung Wien 1898 
veranstaltet aus Anlass des fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläums 
Seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. unter dem höchsten 
Protectorate Seiner k. u. k. Hoheit des Herrn Erzherzogs Otto. 
Die Jubiläums-Ausstellung Wien 1898 wird im nächsten 
Jahre in Wien, und zwar in der Rotunde und den an- 
stossenden Parktheilen des k. k. Praters veranstaltet, 
und wurde dieser Ausstellung durch die Allerhöchste 
Entschliessung Seiner Majestät des Kaisers vom 10. Juni 
1897 die Auszeichnung zutheil, als Huldigung zum fünfzig¬ 
jährigen Regierungs-Jubiläum unseres Kaisers anerkannt 
zu werden. 
Abgesehen von der Rotunde, die eine Area von 
45.000 Quadratmetern bedeckt, wurde für Zwecke dieser 
Ausstellung ein Gebiet von über 200.000 Quadratmetern 
vom k. k. Obersthofmeisteramte überlassen, so dass die 
gesammte Ausstellung eine Fläche von rund 250.000 
Quadratmetern bedecken wird. 
Die Ausstellung wird in folgende Theile zerfallen: 
1. Gewerbe-Ausstellung. 
2. Land- und forstwirtschaftliche Ausstellung. 
3. Oesterreichische Wohlfahrts-Ausstellung. 
4. Jugendhalle. 
5. Bäckerei-Special-Ausstellung. 
6. Urania. 
Die Gewerbe-Ausstellung, deren Beschickung 
auf österreichische Erzeugnisse und auf solche Firmen, 
die in Niederösterreich vertreten sind, beschränkt wurde, 
wird eine Elite-Ausstellung sein, zu welcher auf Grund 
des Ausspruches einer Vorjury nur jene Industrie^ und 
Gewerbetreibenden zugelassen werden, die anerkannt 
vorzügliche Leistungen zur Vorführung bringen. Die Vor¬ 
jury, die bereits ihres Amtes gewaltet hat, gieng hiebei 
mit grosser Strenge vor, und wurden Firmen, die nicht 
unbedingt Vorzügliches leisten, nur unter dem Vorbehalte 
zugelassen, dass ihre Ausstellungsobjecte seinerzeit be¬ 
sichtigt und speciell genehmigt werden. 
Die Gewerbe-Ausstellung stellt sich die Aufgabe, den 
gegenwärtigen Stand der Leistungen von Industrie, Ge¬ 
werbe und Kunstgewerbe in thunlichster Gegenüberstellung 
mit den Leistungen vor fünfzig Jahren darzustellen, und 
wird insbesondere auf die Vorführung moderner Arbeits- 
processe der grösste Wert gelegt. Eine sehr grosse Zahl 
solcher moderner Arbeitsprocesse wird im Betriebe vor¬ 
geführt werden, wodurch die Ausstellungsleitung ebenso 
dem Interesse des Publicums entgegenkommen, wie auch 
belehrend und beispielgebend wirken will. Die Gewerbe- 
Ausstellung wird nicht nur die Rotunde und ihre x\nnexe 
füllen, die Anmeldungen zu derselben sind so zahlreich, 
dass auch namhafte Zubauten aufgeführt werden müssen, um 
die angemeldeten Ausstellungsgegenstände unterzubringen. 
Die land- und forstwirtschaftliche Aus¬ 
stellung gliedert sich in einen ständigen Theil und in 
temporäre Ausstellungen. Der ständige Theil ist nach 
dem Pavillon system aufgebaut und wird in einer Reihe von 
reizvollen Pavillons einerseits die Leistungen der Land- 
und Forstwirtschaft und die Leistungen der landwiit- 
schaftlichen Industrien, anderseits die Leistungen von 
Industrie und Gewerbe für Zwecke der Land- und Forst¬ 
wirtschaft darstellen. Einen Glanzpunkt der Einzel¬ 
ausstellungen wird die Jagdtrophäen-Ausstellung bilden. 
Die temporären Ausstellungen werden folgende Gebiete 
umfassen: Mastthiere, Zuchtthiere, Geflügel, Hunde, Zucht¬ 
pferde, Traber, Luxuspferde, Rinderrassen, Nutzviehschau; 
Rosen-und Erdbeeren-Ausstellung, Frühgemüse, Aprikosen 
und Frühobst, Spätobst, Trauben, Herbstgemüse, Wein¬ 
kost und Raritäten-Ausstellung des österreichischen 
Weinbaues, eine grosse Gartenbau-Ausstellung, endlich 
eine Molker ei-Ausstellung. 
Die österreichische W o hl fahrt s-Aus Stellung 
hat sich die Aufgabe gestellt, das ganze Gebiet der 
öffentlichen, gesellschaftlichen und socialen Wohlfahrts¬ 
bestrebungen, soweit dasselbe während der Regierungs¬ 
zeit Sr. Majestät des Kaisers ins Leben gerufen und 
ausgebildet wurde, in einem reizvoll angelegten Bilde zu¬ 
sammenfassen. Diese Ausstellung wird folgende Gruppen 
umfassen: Wohlfahrtseinrichtungen für gesunde und 
kranke Kinder, ärztlich-hygienische Vorkehrungen für 
Schulen; Arbeitsbeschaffung und Arbeitsvermittlung, 
Wohnungswesen,Volksernährung,Frauenerwerb, Arbeiter¬ 
schutz, öffentliches Sanitätswesen, öffentliche Hygiene, 
Vorsorge zur Herstellung der Gesundheit, Rettungs¬ 
anstalten, Rettungswesen, sociale Versicherung, Armen- 
und W ohhhätigkeitspflege, Consumvereine, Heilbäder, 
klimatische Ourorte. 
Die Jugendhalle ist eine Special-Ausstellung, 
deren Programm ganz neuartig ist und sich wesentlich 
abhebt von allen Darbietungen auf den verwandten Ge¬ 
bieten. Sie wird eine systematische, aber sehr fesselnd 
gestaltete Zusammenstellung bieten von allen Bestrebungen 
und Leistungen des Gewerbes und der Industrie, die 
sich auf das Gebiet der Körperpflege, des Volksschul¬ 
unterrichtes und des Kinderspieles beziehen. Diese Aus¬ 
stellung, die vorwiegend von Lehrkräften der Wiener 
Schulen geleitet wird, wird sich dadurch besonders reiz¬ 
voll gestalten, dass mit Zustimmung der Wiener Schul¬ 
behörde das Kinderspiel und das Turnen von den Kindern 
selbst in der Ausstellung gepflegt wird. Ausserdem wird 
in der Jugendhalle ein Märchentheater die Kinder- und 
Volksmärchen in lebendiger Darstellung vorführen. 
Die Bäckerei-Special-Ausstellung wird zwei 
Pavillons umfassen. In dem einen Pavillon werden alle 
landwirtschaftlichen, gewerblichen und industriellen Pro- 
ducte vereinigt sein, die der Bäckerei und ihren ver¬ 
wandten Gewerben zu dienen berufen sind. In dem zweiten 
Pavillon werden in einer Reihe von Musterwerkstätten 
Bäckerei und verwandte Gewerbe im Betriebe vorgeführt, 
was dadurch ermöglicht wird, dass allen in der Aus¬ 
stellung befindlichen Restaurationen und Cafes vor¬ 
geschrieben wird, ihren Bedarf an Bäckereiproducten 
ausschliesslich von der Bäckerei-Ausstellung zu decken. 
Auf diese Weise wird es möglich sein, die interessanten, 
vollkommen modernen Processe der Bäckerei und ver¬ 
wandten Gewerbe während der ganzen Dauer der Aus¬ 
stellung dem Publicum in mustergiltiger Weise vorzuführen. 
Die „Urania“ wird ein populär-wissenschaftliches 
Institut nach Art der Berliner „Urania“ darstellen. Ihr 
Kernpunkt ist ein populär-wissenschaftliches Theater, in 
dem nach Art ihres Vorbildes täglich zwei Vorstellungen 
gegeben werden. An das Theater gliedern sich Demon¬ 
strations- und Experimentiersäle, in welchen Experimente 
und Demonstrationen so angeordnet sind, dass auch der 
Laie in der Lage sein wird, sich von den Grundlagen
	        
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