Volltext: II. Jahrgang, 1897 (II. JG., 1897)

Seite 130. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 17. 
Das Stiftungshaus der Frau Baronin Clotilde 
von Handel in Linz. 
Siehe vorstehende Abbildung. 
Bekanntlich hat Frau Baronin Clotilde von Handel 
für die Erbauung eines Wohnhauses zu Gunsten minder¬ 
bemittelter Familien oder Einzelnpersonen der Stadt¬ 
gemeinde Linz den namhaften Betrag von fl. 64.000 zur 
Verfügung gestellt. Der Wunsch der edlen Spenderin, 
dass das Gebäude auf dem Platz in der Prunnerstrasse, 
welcher unter dem Namen „Schwarzenbergstöckel“ be¬ 
kannt ist, erbaut werde, fand freudige Zustimmung von 
Seite der Stadtgemeinde, und wurde sofort das Stadt¬ 
bauamt beauftragt, ein Project auszuarbeiten, welches 
der Frau Baronin zur Prüfung vorzulegen sei. 
Dieses Project, das wir in vorstehender Abbildung 
zur Veranschaulichung bringen, fand den Beifall der 
hohen Wohlthäterin, und ist deshalb zur Ausführung 
bestimmt worden. In unserer letzten Nummer vom 
15. August haben wir die Industriellen verzeichnet, 
welche die Bauarbeiten im Offertwege erstanden haben, 
und stehen uns nun folgende Daten über den Hausbau 
zur Verfügung: Der Bau, der bereits durch die „Ober¬ 
österreichische Baugesellschaft“ in Angriff genommen 
ist, wird eine Fläche von 620 Quadratmeter be¬ 
decken und ein Parterre, sowie drei Stockwerke mit 
zusammen 75 Zimmer erhalten. Dieselben sind so an¬ 
geordnet, dass Wohnungen mit einem einzelnen grossen 
Zimmer, ferner Zimmer und Küche, eventuell auch drei 
Zimmer als eine Wohnung zur Vermietung gelangen 
können. Die einzelnen Zimmer haben eine Bodenfläche von 
16—25 Meter und sind 3 Meterhoch. In die Scheidemauern, 
in welchen im Grundrissplane keine Thüren ersichtlich sind, 
werden Böden eingelegt, damit jederzeit mehrere Zimmer 
zu einer Wohnung vereinigt werden können. Aus diesem 
Grunde ist auch keine Austheilung der verschiedenen 
Oefen im Plane herauszufinden. Nur solche Wohnungen, 
welche nach der Anordnung des Planes nicht getrennt 
werden können, erhalten in den Küchen gemauerte 
Kochherde, während für die übrigen Küchen je nach der 
Art der Wohnungsgestaltung transportable Kochherde 
projectiert sind. Im Keller kommen zwei Waschküchen 
und die nöthige Anzahl von Holzlagen zur Anlage. Was 
die äussere Erscheinung des Gebäudes anbetrifft, so 
sehen wir, dass die Fagade im Empirestil gehalten ist, 
eine Richtung, welche bekanntlich auf schlichte, noble 
Erscheinung abzielt und daher dem Zwecke des Baues 
am besten entspricht. Der Bau, der noch heuer unter 
Dach gebracht werden muss, wird uns noch öfter Ge¬ 
legenheit geben auf ihn zurück zu kommen, und möchten 
wir nur wünschen, dass das Beispiel der oben benannten 
hohen Spenderin baldigst Nachahmung finden möge, um 
zahlreichen Minderbemittelten in unserer Landeshauptstadt 
die schwere Aufbringung des für kleinere Wohnungen 
so hoch gestellten Mietzinses erleichtern zu helfen. 
d. er. 
Ist elektrische Beleuchtung feuergefährlich? 
Mit der ausserordentlichen Verbreitung, welche die 
Verwendung der Elektricität besonders für innere Be¬ 
leuchtungszwecke allerorten genommen hat, ist auch die 
Frage nach der Feuersicherheit elektrischer Installationen 
zu einer Hypothese allgemeineren Interesses geworden. 
Wer bei Benützung von Elektricität sich lediglich auf 
die originäre Erklärung beschränken würde, die schon 
in den Unterstufen des Wissens eingeprägt wird und die 
da lautet: „Der elektrische Funke zündet“, der könnte 
nur mit ängstlichem Schaudern an eine allgemeine und 
gewerbsmässige Verwertung vom elektrischen Strome 
denken. Aber gerade diese zündliche Eigenschaft der 
Elektricität hat ihr ihre heutige bahnbrechende Be¬ 
deutung geschaffen. 
Unzweifelhaft und unbestreitbar ist es, dass die 
Elektricität und die zu ihrer Vertheilung herangezogenen 
Leitungen a priori gefährden können. Dies stimmt aber 
nur dann, wenn jene Maßnahmen übersehen oder unter¬ 
lassen werden, welche den elektrischen Strom in das 
ruhige Bett einer sicheren Bethätigung leiten sollen; ja 
gewiss, der elektrische Strom zündet, und doch gibt es 
keinen Betrieb, der innerhalb der durch die Vorsicht 
und Erfahrung gebotenen Schranken jene Regelmässigkeit 
und Sicherheit gewährleistet, wie jener mittelst Elektricität. 
Wie es aber schon bei jeder Neuerung zu gehen pflegt, 
dass die Vertrautheit mit ihren wesentlichen Eigenschaften 
zunächst viel zu wenig eingedrungen ist, als dass die 
aus ihr abgeleiteten Wahrheiten gleich jedermann ge¬ 
läufig wären, so kommt es auch, dass in kritischen 
Augenblicken der Elektricität Verschulden beigemessen 
werden, mit denen sie auch nicht im entferntesten eine 
Gemeinschaft hat. Wenn heutzutage irgendwo ein Brand 
ausbricht und in der betreffenden Ubication elektrische 
Leitungen installiert sind, und es kann die Ursache des 
Brandes nicht gleich als aufliegend ermittelt werden, dann 
ist Eins auf Hundert zu wetten, dass die Entstehung des 
Feuers ohne viel Kopfzerbrechens dem elektrischen Strom 
zugeschrieben wird. Nach dem Stande der Wissenschaft 
und der fachlichen Erfahrungen muss es nämlich als ganz 
ausgeschlossen bezeichnet werden, dass eine elektrische 
Leitung, ob sie nun für Beleuchtung, Kraftübertragung 
oder irgend eine andere Vorrichtung dient, einen Brand 
hervorrufen kann, woferne sie nach den Regeln der Lehre 
und der Kunst, das ist sachgemäss, correct und sicher 
hergestellt ist. Dass eine stromlose Leitung unbedenklich 
erscheint, braucht wohl weiter nicht dargelegt und er¬ 
wiesen zu werden; aber auch stromführende Leitungen, 
die den obenerwähnten Erfordernissen entsprechen, haben 
auf das nämliche Zeugnis den vollsten Anspruch. 
Der springende Punkt der ganzen Frage beruht also 
auf der Richtigkeit und Fachlichkeit der Ausführung, 
und dies ist eine Forderung, auf deren unbedingte Auf¬ 
rechterhaltung und strengste Beobachtung das meiste 
Gewicht gelegt werden muss, und die auch von allen 
gewissenhaften Fachmännern erhoben wird. Es gibt kaum 
einen heikleren und in seiner Continuität empfindlicheren 
anorganischen Complex, als dies eine elektrische Anlage 
ist, und der kleinste Verstoss im Detail übt einen er¬ 
höhten Einfluss auf die Gesammtheit. Sowie aber die 
Herstellung elektrischer Leitungen nach der angedeuteten 
Richtung mit der gebotenen Vorsicht von statten ge¬ 
gangen und die dauernde Functionstauglichkeit solcher 
Leitungen erprobterweise ersichtlich gemacht, dann bildet 
eine derartig gestaltete Installation das harmloseste Ding, 
das in sich selbst auch nicht die mindeste Anregung 
einer Feuergefährdung birgt und daher in dieser Be¬ 
ziehung immun ist. 
Von diesen Erwägungen geleitet, haben die Be¬ 
rathungen der elektrotechnischen Congresse und Vereine 
Bestimmungen hervorgebracht, welche als sogenannte
	        
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