Volltext: I. Jahrgang, 1896 (I. JG., 1896)

Nr. 8. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 69. 
Testalin nur in ganz geringem, kaum sichtbarem Maße; 
der Ton des Steines wird bei den helleren Steinsorten 
nur etwas wärmer. Backsteine bleiben unverändert, ein 
etwa nach dem Austrocknen der letzteren sich zeigender 
weisslicher Ausschlag verschwindet nach dem ersten Re¬ 
gen. Bei eisenhaltigem Sandsteine zeigt sich zuweilen 
nach dem ersten Aufbringen des Testalins eine gelinde 
Schwärzung; auch dieser verliert sich nach kurzer Zeit. 
Das Testalin ist seit zwei Jahren beim Neubau des 
Hamburger Rathhauses in ausgedehntem Maße mit großem 
Erfolge verwendet; bei demselben sind die Sandsteine 
sämmtlich mit dem Mittel getränkt worden. In Hannover 
sind die Sandsteinflächen des neuen Geschäftshauses der 
Deutschen Militärdienst-Versicherungsanstalt mit Testalin 
behandelt; jetzt nach Jahresfrist sind dieselben noch frisch 
und rein, als ob die Steine soeben erst versetzt seien, 
während bei gleichalterigen anderen Neubauten die Sand¬ 
steine schon in bedenklicher Weise die Spuren der Ein¬ 
wirkung von Rauch und Russ zeigen. Auch bei einem 
neuen von den Fabrikanten Hartmann & Hauers erbauten 
Wohnhause sind die Aussenmauern, die in schönen Ver¬ 
blendsteinen unter reichlicher Verwendung von Sand¬ 
stein hergestellt wurden, durch Testalin geschützt; letz¬ 
teres hat sich auch hier sehr gut bewährt. 
Dass die Festigkeit von Sandstein durch die Be¬ 
handlung mit Testalin bedeutend zunimmt, erhellt aus 
den Versuchen, welche durch die Königliche Prüfungs¬ 
station für Baumaterialien zu Charlottenburg an Deister- 
Sandsteinen aus den Brüchen von Mensing bei Breden- 
beck am Dreister auf Veranlassung der Erfinder des 
Testalins vorgenommen worden sind. 
Aus den in Bezug auf die geringsten und grössten 
Druckfestigkeiten vorgenommenen Versuchen an natür¬ 
lichen und mit Testalin behandelten Würfeln, bei denen 
der Unterschied zwischen grösster und kleinster Zahl bei 
den mit Testalin behandelten gegenüber den natürlichen 
Steinen steht und zum Theil viel geringer ist, wird die 
höchst interessante Thatsache klar ersichtlich, dass das 
Testalin die weichen Stellen im Materiale, verderbliche 
Adern etc. ganz besonders zu festigen vermag und so 
das Material nicht nur im Ganzen fester, sondern auch 
gleichartiger macht. 
Die königliche Prüfungsstation für Baumaterialien zu 
Charlottenburg hat ferner Versuche angestellt über die 
Abnutzbarkeit des Deister-Sandsteines, indem sie Würfel 
unter Anwendung von Naxos-Schmirgel der Schleifarbeit 
aussetzte und die Abnutzung in 4 Zeitränmen von je 
110 Umgängen der Schleifscheibe = je 5 Minuten fest¬ 
stellte. Nach den erhaltenen Resultaten schützt das Te¬ 
stalin auch ganz beträchtlich gegen Abnützung der Steine 
z. B. Treppenstufen. Das Testalin umschliesst wie ein 
Panzer den Sandstein, unterhalb des Panzers wächst die 
Abnutzbarkeit. Letzterer Umstand möchte kaum als ein 
grosser Nachtheil in Frage kommen; denn wenn z. B. bei 
starker Abnützung ausgesetzten Steinen, wie bei Treppen¬ 
stufen, der Panzer wirklich abgenutzt sein sollte, so lässt 
er sich doch durch ein wiederholtes Tränken mit Testalin 
wieder hervorrufen. 
Fernere angestellte interessante Versuche in Bezug 
auf Wasseraufnahme, und zwar mit dem verschiedensten 
Material und nach den verschiedensten Richtungen hin 
sind gleichfalls zugunsten des Testalins ausgefallen. 
M. Z. 
Technische Neuigkeiten. 
Mitgetheilt vom Internationalen Patentbureau K. Fr. Reichelt. in 
Berlin NW. 
Die Fussböden aus Papier erfreuen sich in den 
Vereinigten Staaten einer stets wachsenden Beliebtheit, 
welche durch die verschiedenartigen Vorzüge derselben 
gegenüber Holzdielen leicht erklärlich ist. Ein Haupt¬ 
vorzug besteht in dem Fortfallen der Fugen, wodurch 
das Ansammeln von Staub, Ungeziefer und gesundheits¬ 
schädlichen Pilzen, wie dies bei den gewöhnlichen Fuss- 
böden der Fall ist, zur Unmöglichkeit wird. Die neuen 
Papier-Fussböden sind schlechte Wärme- und Schalleiter 
und geben trotz ihrer Härte dem Fuss ein weiches Auf¬ 
treten nach Art des Linoleums. Die Papiermasse erhält 
einen kleinen Zusatz von Cement als Bindemittel und 
erfolgt der Versandt sackweise in Pulverform. Die Papier¬ 
masse wird zu einem steifen Brei angerührt, auf dem 
Boden ausgebreitet, mittelst Walzen angepresst und nach 
erfolgter Trocknung in Eichenholz-, Nussbaum- oder 
Mahagonifarbe gestrichen. 
Schöner dauerhafter Anstrich für weiche Fussböden. 
1 Kilogramm guter Tischlerleim, 30 Gramm gepulvertes 
doppeltchromsaures Kali, 100 Gramm Anilinbraun, 10 Liter 
Wasser werden in einem Blechgefäss zusammengemengt 
und erst nach seohs Stunden allmählich bis zum Siedepunkt 
erwärmt. Die Mischung mnss so lange stehen, damit sich 
der Leim auflösen kann und derselbe beim Erhitzen nicht 
anbrennt. Der Anstrich wird warm, aber nicht heiss, mit 
einem gewöhnlichen Zimmerbesen aufgetragen. Derselbe 
wird nach zwei bis drei Tagen vollständig wasserdicht 
und verhält sich ebenso wie ein nicht deckender, guter 
Firnisanstrich. 
Alter Mauerschutt ist ein vorzügliches Mittel, um 
den Boden locker zu erhalten. Mauerschutt auf die Sohle 
der Baumgrube gebracht, wirkt nach althergebrachter 
Erfahrung vorzüglich auf Bodenlockerung, Wurzelbildung 
und frühzeitigen Fruchtansatz. Mauerschutt mit Mörtel 
und Kalk gemischt,, enthält noch immer etwas Kali und 
dieses wirkt besonders auf die Fruchtbarkeit des Baumes. 
Ganz ausserordentlich wirkt jedoch der Mauerschutt auf 
die Fruchtbarkeit der Pfirsichbäume und ist deshalb da 
besonders zu empfehlen, wo der Boden schwer oder nass 
ist. Die Bäume zeigen bei solcher Düngung auch keine 
Spur von Harzfluss, und die Früchte faulen nicht vorzeitig. 
Kupfer zu brünieren. Das Kupfer wird poliert, über 
Holzkohlenfeuer angewärmt und mit einer Lösung aus 
fünf Theilen krystallisiertem essigsauren Kupfer, sieben 
Theilen Chlorammon, drei Theilen verdünnter Essigsäure 
und 87 Theilen destilliertem Wasser bestrichen. Schliesslich 
reibt man den Gegenstand mit einer Lösung von einem 
Theil Wachs und vier Theilen Terpentinöl ab. 
Verstärkung der Klebefähigkeit des arabischen 
Gummis. Zwei Gramm krystallisierter schwefelsaurer Alaun¬ 
erde werden mit 20Gramm Wasser gelöst und zu 250Gramm 
concentrierter Gummilösung (2 Gramm in 5 Gramm Wasser) 
hinzugefügt. Mit derartig versetztem Gummi kann Pappe 
auf Pappe, Holz auf Holz etc. befestigt werden. 
Local-Baunachrichten. 
Vergebung der Bauarbeiten für die Schlachthof- 
Anlage. In der Gemeinderaths-Sitzung vom 2. d. M. be-
	        
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