Volltext: I. Jahrgang, 1896 (I. JG., 1896)

Nr. 6. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 51. 
Was nun die Construction dieser Oefen betrifft, so 
sei zunächst bemerkt, dass jeder aus zwei fertigen Theilen 
besteht, die am Aufstellungsort einfach vermittelst 
Schrauben verbunden werden, es bedarf also keines um¬ 
ständlichen langwierigen Aufbaues, wie bei vielen anderen 
Oefen. Im Untertheil befindet sich, innerhalb einer Cha¬ 
motte-Ausfütterung, die Feuerung mit Schüttelrost, Aschen¬ 
kasten, Zugregulierung etc. 
In dem Aufsatz befindet sich die Einschütteöffnung 
für das Brennmaterial, welches aus Holz, Braunkohlen, 
Briquetts, Anthracit oder Coaks etc. bestehen kann, ausser- 
dem ein Wassergefäss, um eine Wasserverdampfung und 
dadurch feuchte Luft in dem betreffenden Raume zu er¬ 
zeugen. Diese Oefen sind leicht transportabel, lassen sich 
aller Orten ohne Schwierigkeit aufstellen; ihr Heizeffect 
ist überraschend gross bei geringem Materialverbrauch. 
Eine in dem Ofen noch einzufügende Universalplatte ver- 
vollkommt die Wirkung desselben und bezweckt namentlich 
eine rauchfreie Verbrennung der Kohlen. 
Ueber Aetzarbeiten. 
Wie Reinlichkeit die Grundbedingung in allen Metall- 
verschÖnerungsverfahren ist, so muss auch hierauf bei 
Aetzarbeiten in erster Linie geachtet werden. Die zu 
ätzende Platte muss gut gebeizt, gescheuert und sodann, 
nach leichter Erwärmung, mit einer Mischung von ver¬ 
dünnter Kalilauge und wenig Schlämmkreide solange mit 
einem Leinwandballen bestrichen werden, bis die Lauge 
überall gleich haftet und keine sogenannten trockenen 
Augen entstehen. Ist dies erreicht, so wäscht man die 
Platte in viel reinem Wasser ab, beobachtet, ob das 
Wasser überall gleichmässig vertheilt ist, und trocknet 
in Sägespähnen. 
Nun erwärmt man die Platte soweit, dass ein Tropfen 
aufgetragener Aetzgrund leicht schmilzt, heisser darf sie 
unbedingt nicht sein. Dann trägt man einen Aetzgrund 
auf, der wie folgt hergestellt ist: 4 Theile gelbes Wachs 
werden in einem eisernen Behälter geschmolzen und unter 
fleissigem Umrühren gibt man nun 4 Theile syrischen 
Asphalt, 1 Theil schwarzes Pech und 1 Theil weisses 
Burgunderpech zu; während diese Mischung siedet, setzt 
man noch 4 Theile pulverisierten Asphalt zu. Die Probe 
macht man, indem ein Tropfen, auf einen Stein gegossen, 
beim Biegen nicht zerbrechen darf. Ist der Firnis zu 
weich, so wird er abermals erhitzt, ist er zu hart, so gibt 
man ihm im heissesten Zustande noch etwas Wachs zu, 
da dies nicht immer rein ist. Wenn die Masse auch an¬ 
brennt und auffiammt, schadet es nichts, nur muss die 
Flamme bald mit einem passenden Deckel gedämpft 
werden. 
Man trägt den Aetzgrund mit einem Spatel auf die 
erwärmte Platte auf und vertheilt ihn thunlichst gleich- 
massig mit einer Gummirolle oder einem Ballen aus 
weissem Glaceleder (altem Handschuh). Man trage lieber 
zu wenig wie zu viel Aetzgrund auf. Zur Bildung des 
Randes benutzt man nicht Baumwachs, sondern man 
macht sich einen gut knetbaren Teig aus gleichen Thei¬ 
len altem Aetzgrund und gelbem Wachs oder Talg, wozu 
noch etwas Kolophonium zugefügt werden kann. Die 
Menge der Bestandtheile kann auch grösser oder kleiner 
sein, je nach der Güte der Materialien, die Hauptsache 
ist, dass sich das Ganze gut kneten lässt. Nachdem alle 
harten Klümpchen entfernt, formt man sich Stangen zum 
Gebrauch und macht den Rand lieber höher wie nie¬ 
driger. 
Als Aetzflüssigkeit darf auf Kupfer und Messing nur 
verdünnte Salpetersäure verwendet werden. Zu rauchender 
Salpetersäure giesst man soviel Wasser, bis ein Tropfen 
hiervon auf die Platte gebracht, sofort kleine Bläschen 
erzeugt; treten diese zu heftig auf, so ist die Säure 
noch zu verdünnen. Bei kleinen feinen Zeichnungen kann 
die Säure stärker sein, wie bei grossen und starken Stri¬ 
chen, da sich durch Einwirkung der Säure auf grössere, 
durch die Radiernadel blosgelegte Stellen die Platte 
schneller erwärmt und den Aetzgrund gefährdet. Eine 
schwächere Säure ist stets mehr zu empfehlen, wie eine zu 
starke, sie bedarf mehr Zeit zum Aetzen, gibt aber schönere 
Resultate. Zweckmässig löst man bei dem Zusammen¬ 
setzen der Aetzflüssigkeit etwas Kupfer auf. Ein gutes 
Aetzmittel ist folgendes: 10 Theile Salzsäure (1*19 spec. 
Gew.), verdünnt mit 70 Theilen Wasser, werden 2 Thei¬ 
len chlorsaurem Kali, das vorher in 20 Theilen Wasser 
siedend aufgelöst ist, zugesetzt. Zum Aetzen feiner Linien 
verdünnt man diese Lösung. Für Messing ist sie zu 
schwach, hierzu benutzt man: Salpetersäure 8 Theile, 
Wasser 80 Theile, chlorsaures Kali 3 Theile, Wasser 
30 Theile. Die Radiernadel muss an der Spitze stets blank 
poliert sein und sehr scharf gehalten werden, damit die 
Zeichnungen nicht holperig ausfallen. Ist tief genug ge¬ 
ätzt, so giesst man die Aetzflüssigkeit ab und wäscht 
sofort in viel reinem Wasser alle Stellen sauber ab. Den 
Aetzgrund entfernt man durch Anwärmen der Platten 
und wäscht zuletzt mit Terpentin und hierauf mit warmem 
Sodawasser die Spuren ab. Das Polieren der Platten 
muss selbstverständlich vor dem Aetzen erfolgen. 
In neuerer Zeit wird übrigens sehr verbreitet das gal¬ 
vanische Aetzen angewandt. Die Platten werden genau 
so behandelt wie die zum oben beschriebenen Verfahren, 
nur dass an Stelle der Behandlung mit Säure die Platten 
als Anoden in ein Bad gehängt werden, das für Rupfer- 
platten aus Kupfervitriollösung, für Zinkplatten aus einer 
Lösung von Zinkvitriol für Eisen- und Stahlplatten aus 
einer Lösung von Eisenvitriol besteht. Man kann auch 
anstatt dieser Bäder reines ungesäuertes Wasser ver¬ 
wenden. Gegenüber der Aetzplatte, an den negativen Pol 
hängt man eine gleich grosse Metallplatte. 
Welches Verfahren bessere Resultate erzielt, darüber 
sind, nach „Kraft und Licht“, die Meinungen getheilt, jeden¬ 
falls ist das eben beschriebene Aetzen bei Sorgfalt in 
den Vorarbeiten stets erfolgreich, und können durch 
Pausverfahren und verschiedenes tief und erhaben Aetzen 
die hübschesten Sachen hergestellt werden, die den grossen 
Vortheil haben, sehr wenig zu kosten, und dabei doch 
äusserst kunstvoll auszusehen. 
Das Aetzen des Glases wird mittelst Flusssäure be¬ 
wirkt. Die AetzlÖsung wird in einem Gefäss aus Gutta¬ 
percha bereitet und mittelst Kautschuk auf das Glas 
übertragen. K. R. 
Vorschriften über Berechnung der Belastung 
und Inanspruchnahme von Baumaterialien und 
Bauconstructionen für Hochbauten. 
Im Nachstehenden bringen wir einen genauen Ab¬ 
druck der obigen Bestimmungen in der städtischen Bau¬ 
ordnung für alle jene unserer Leser, die noch nicht im 
Besitze desselben sind.
	        
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