Volltext: I. Jahrgang, 1896 (I. JG., 1896)

OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Vertheilung nothwendig wäre, während gleichzeitig auch 
der Energieverlust in den Leitungen ganz bedeutend 
herabgedrückt wird. 
Der genannte Umstand sichert den Elektricitätswerken, 
nach genanntem Systeme gebaut, eine rasche und aus¬ 
gedehnte Entwickelung des Kabelnetzes. 
Die Anordnung der Vertheilungsanlage ist derart, 
dass von der Maschinenstation die primären Leitungen 
zu den an geeigneten Punkten des Versorgungsgebietes 
aufgestellten Transformatoren führen, deren Primärwin¬ 
dungen durchaus parallel von den Primärleitungen abge¬ 
zweigt sind, während die Secundärwindungen sich an 
die secundären Leitungen anschliessen. In den meisten 
Fällen mit unterirdischen Kabelleitungen wird in jedem 
einzelnen der mit Energie zu versorgenden Gebäude, je 
ein Transformator aufgestellt, so dass sich die Transfor¬ 
matoren ganz nach Maßgabe des sich im Laufe der Zeit 
entwickelnden Bedarfes über das ganze Verbrauchsgebiet 
vertheilen. 
In Stadttheilen, wo es der Mehrzahl nach nur kleine 
Abnehmer gibt, stellt man an mehreren passend gewählten 
Punkten Transformatoren auf und bildet anstatt der ein¬ 
zelnen von einander unabhängigen Secundärkreise, ein 
zusammenhängendes Secundärnetz aus, an welches die 
einzelnen Abnehmer angeschlossen werden. Die Primär¬ 
leitung wird nachdem Zweileitersystem ausgeführt, besteht 
also nur aus einer Hin- und einer Rückleitung und bildet 
somit eine äusserst. einfache, leicht zu verlegende und 
leicht zu überwachende Anlage. 
Die aus Gesagtem ersichtliche Einfachheit der Wechsel¬ 
strom-Transformatorenanlage findet ihre wertvollste Er¬ 
gänzung in der ausserordentlichen Einfachheit und daraus 
hervorgehenden Sicherheit des Betriebes, die vor allem 
in der dem Systeme eigenen Regulierungsweise begründet 
sind. Zufolge der Selbstregulierungsfähigkeit der Trans¬ 
formatoren beschränkt sich die Aufgabe der Regulierung 
darauf, die Spannung an den Primärklemmen der Trans¬ 
formatoren innerhalb der praktisch zulässigen Grenzen 
constant zu halten. Sind die Primärleitungen so dimen¬ 
sioniert, dass der bei maximaler Belastung auftretende 
höchste Spannungsverlust 2 bis 3 Percent der Normal¬ 
spannung nicht übersteigt, so wird die genannte Aufgabe 
erfüllt, wenn man einfach die Spannung an den Klemmen 
der Stromerzeugungsmaschine constant hält. 
Zu diesem Zwecke wird das magnetische Feld der 
Wechselstrommaschine je nach der jeweiligen Belastung 
verändert, indem man den von der Erregermaschine ge¬ 
lieferten Magnetisierungsstrom entsprechend reguliert, 
welches letztere durch Anwendung eines automatischen 
Widerstandsregulators selbständig geschieht. 
Indem wir nun zur speciellen Beschreibung der Linzer 
Anlagen übergehen, schicken wir voraus, dass die Kraft- 
stations-Anlage in Linz und zwar an der Kreuzung der 
Kepplerstrasse mit dem Umschlagplatzgeleise situiert ist. 
Die Kraftstation soll ausser der nöthigen Energie für 
die elektrische Beleuchtung der Landeshauptstadt Linz 
und der Stadt Urfahr auch die nöthige Energie für den 
Betrieb der elektrischen Strassenbahn Linz—Urfahr und 
der Pöstlingbergbahn liefern. Die maschinelle Anlage 
zerfällt demnach in zwei Gruppen und wird der für den 
Bahnbetrieb entfallende Theil der maschinellen Anlage in 
der Fortsetzung der Beschreibung behandelt. 
Für den Beleuchtungsbetrieb ist vorläufig die Auf¬ 
stellung von 3 Dynamomaschinen ä 100 Kilowatt Leistung 
in Aussicht genommen, wovon 2 Maschinen ä 100 Kilowatt 
für den normalen Betrieb bestimmt sind, während die 
3 Dynamo ä 100 Kilowatt die Reserve bildet. 
Es entspricht dieser Ausbau der Kraftstation einer 
normalen Leistung von 4000 gleichzeitig brennenden. Glüh¬ 
lampen ä 16 Normalkerzen plus einer .Reservegarnitur für 
2000 gleichzeitig brennenden Glühlampen ä 16 Normal¬ 
kerzen. Die Hochbauten sind in ihren Ausmaßen derart 
vorgesehen, dass weitere 2 Dynamomaschinen ä 200 Kilo¬ 
watt, zur Aufstellung gelangen können. Die an den Dynamo¬ 
maschinen einzuhaltende Spannung beträgt 2000 Volt bei 
einer Tourenzahl von 250 pro Minute. 
Die Dynamomaschinen sind mit Dampfmaschinen der 
gleichen Tourenzahl direct gekuppelt, sowie auch die den 
Magnetisierungsstrom liefernden Gleichstrommaschinen 
mit den Wechselstrom-Dynamos starr gekuppelt sind. 
Die Dampfmaschinen sind für eine Maximalleistung 
von 200 effectiven Pferdekräften berechnet. Eine der ge¬ 
nannten 3 Dampfmaschinen trägt ausser der genannten 
Wechselstrommaschine, am anderen Ende der Kurbel¬ 
welle eine für den Bahnbetrieb bestimmte Gleichstrom- 
Dynamo, welche bei einer Betriebsspannung von 550 Volt 
100 Kilowatt leistet. 
Diese Dampfmaschine gilt somit als gemeinschaftliche 
Reserve für den Bahn- und Lichtbetrieb. 
Die Dampfmaschinen sind Compouhd-Kolbenschieber- 
maschinen und sind bestimmt, sowohl mit Condensation 
als auch mit Auspuff zu arbeiten. 
Für den Oondensationsbetrieb ist eine Centralconden- 
sations-Anlage vorgesehen und soll das für diesen Betrieb 
nöthige Wasser von einem Brunnen von 4 Meter Durch¬ 
messer und 6 Meter Wasserstand geliefert werden. Die 
Abflusswässer werden in den städtischen Sammelcanal 
geleitet. Für den Betrieb der Bahn- und Beleuchtungs¬ 
anlage ist ferner die Aufstellung von 5 Röhrendampfkesseln, 
System Babcock-Wilcox, ä 117 Quadratmeter Heizfläche, 
vorgesehen. Zwei Stück det genannten Kessel dienen für 
den Maximalbetrieb der Stassenbahn Linz—Urfahr und der 
Pöstlingbergbahn, während 2 Kessel für dön Betrieb der 
Beleuchtungsmaschinen maximal 200 Kilowatt bestimmt 
sind. Der 5. Dampfkessel ä 117 Quadratmeter Heizfläche 
dient als Reserve. 
Um das Brunnenwasser, das laut Analyse 26 deutsche 
Grade hart ist, als Kesselspeisewasser geeignet zu machen, 
ist eine Wasserreinigungs-Anlage vorgesehen. 
Um die Zufuhr der Betriebskohle zu erleichtern, wird 
von dem bestehend eh Umschlagplatz-Geleise der k. k. Staats¬ 
bahn ein Zufuhrgeleise zum Kohlendepot verlegt. 
Der elektrische Betrieb der Kraftstation wird von 
einer Schaltwand aus geleitet und überwacht, auf welcher 
sämmtliche für den Betrieb erforderliche Regulier-, Mess- 
und Schaltvorrichtungen in übersichtlicher Anordnung 
angebracht werden. Diese Schaltwand besteht aus Marmor 
und Eisenconstruction und enthält dieselbe ausser den 
Apparaten für den Beleuchtungsbetrieb auch die Apparate 
für den Betrieb der Bahnanlage. 
Die Spannungsregulierung erfolgt selbstthätig mittelst 
eines Automat-Rheostaten-Patent Blathy. 
Zur Ausführung der Parallelschaltung der Maschinen 
dient ein Belastungs-Rheostat, der imstande ist, die ge- 
sammte Leistung einer Maschinengarnitur aufzunehmen. 
Das primäre Leitungsnetz ist so projectiert, dass die 
Ausdehnung der Anlage über das ganze Gebiet der 
Landeshauptstadt Linz und der Stadt Urfahr jederzeit 
ohne Schwierigkeit und ohne irgendwelche Veränderung 
an dem vorhandenen Netze vorgenommen werden kann.
	        
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