Volltext: I. Jahrgang, 1896 (I. JG., 1896)

Nr. 3. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 27. 
undLuxusgeräthen ist nachganz anderen Regeln entwickelt, 
als nach denen der uns aus früheren Jahrhunderten über¬ 
kommenen Style. 
Technische Neuigkeiten. 
Mitgetheilt vom Internationalen Patentbureau K. Fr. Reichelt in 
Berlin NW. 
Die Marmorbriiclie von Carrara. Der carrarische 
Marmor hat allgemein einen solchen guten Ruf als das 
beste und edelste Bildhauermaterial, dass es wohl keiner 
besonderen Beschreibung desselben bedarf; weniger dürfte 
jedoch über sein Vorkommen, seine Ausbeute, die Menge 
derselben und andere Umstände bekannt sein, so dass 
einige Angaben hierüber wohl gerechtfertigt erscheinen 
dürften. — Obgleich die Triasformation des krystallini- 
schen kohlensauren Kalkes sich in der ganzen Appeninen- 
Kette vorfindet, so ist die reine, absolut weisse Art doch 
nur in der Mitte dieses Gebirgszuges concentriert, wo 
sich ausserdem noch eine blaue, fast noch höher ge¬ 
schätzte und ebenso eine violette Abart vorfindet. Diese 
ganzen Marmorablagerungen der Appeninen bilden einen 
einzigen zusammenhängenden Faden, der sich stellen¬ 
weise spaltet und wieder vereinigt und in der Nähe von 
Carrara seine grösste Dicke, wohl an 1000 Meter, er¬ 
reicht. Obgleich das ganze Thal von Oarrione, die ganze 
Provinz Massa-Oarrara, sich überhaupt mit dem Abbau 
des Marmors beschäftigt, woselbst sich im ganzen 1003 
Marmorbrüche befinden, von denen jedoch nur etwa die 
Hälfte beständig in Thätigkeit ist, so bleiben Massa und 
Carrara entschieden die wichtigsten, den reinsten Mar¬ 
mor führenden Plätze. Während im Jahre 1880 die Aus¬ 
beute an beiden Stellen 102.712 Tonnen betrug, von denen 
83.683 auf Carrara kamen, hat sich dieselbe im Jahre 
1894 auf 183.870 Tonnen gesteigert, von denen wiederum 
der grösste Theil, nämlich 164.095 Tonnen, auf Carrara 
fallen; im ganzen sind in den letzten 15 Jahren nicht 
weniger als 2,285.825 Tonnen gebrochen worden, von 
denen 2,044.427 ins Ausland giengen. — Als Arbeiter in 
den Brüchen sind Kinder und Frauen neben den Männern 
thätig; die ersteren erhalten pro Tag gegen 80 Pfennig, 
die Frauen 1 Mark Lohn, während die leitenden Arbeiter 
3—4 Mark, die Hauer 3.20—3.40 und die Handlanger 
2 Mark ungefähr erhalten. — Dass diese enormen Mengen 
des edlen Gesteines nicht allein zu Statuen und Kunst¬ 
bildhauereien Verwendung finden, braucht wohl uicht 
erst erwähnt zu werden; Platten, Stufen, Badewannen 
und Badezimmer-Einrichtungen, Mörser und Krippen 
werden ebenfalls in Mengen daraus gefertigt, theil weise 
in nächster Nähe der Brüche ausgearbeitet. Der Preis 
des Rohmateriales ist selbstverständlich je nach der Qua¬ 
lität ein sehr verschiedener und wechselt von 110—200 Mark 
pro Oubikmeter für den reinen weissen Marmor, während 
für die erwähnte blaue Spielart 190—250 Mark gezahlt 
werden, welcher Preis jedoch, wenn es sich um grosse 
Blöcke von tadelloser Gleichartigkeit handelt, bis zu 
1700 Mark steigt. 
Weltausstellungsarbeiten in Paris. Die Jury hat 
ihre Entscheidung in der Preisbewerbung gefällt, die für 
den Bau des grossen Palastes der schönen Künste, der 
mit einem kleineren an die Stelle des Industriepalastes 
treten soll, ausgeschrieben worden war. Von den 58 ein¬ 
gesandten Plänen erhielten nach zahlreichen Abstimmungen 
der des Herrn Louvet den ersten Preis (15.000 Francs), 
der der Herren Deglane und Binet den zweiten Preis 
(12.000 Francs), der des Herrn Thomas den dritten Preis 
(8000 Francs), der des Herrn Giraults den vierten Preis 
(6000 Francs) und der des Herrn Tropey-Bailly den fünften 
Preis (4000 Francs). Das Urtheil der Jury hat allgemein ver¬ 
blüfft, weil gerade die Arbeit Louvets zu vielen Kritiken 
Veranlassung gibt, es wird aber vom Publicum schliess¬ 
lich doch gutgeheissen werden, da die Jury beschlossen 
hat, überhaupt keines der preisgekrönten Projecte zur 
Ausführung zu bringen, sondern aus den vorhandenen 
einen neuen Entwurf durch die Bauleitung der Ausstel¬ 
lung ausarbeiten zu lassen. 
Das Mahagoniholz, welches sonst nur aus Amerika 
bezogen wurde, wo es hauptsächlich in Oentral-Amerika, 
auf Cuba, St. Domingo und in Brasilien vorkommt, wird 
ebenso jetzt auch von Afrika bezogen und sogar nach 
Amerika eingeführt. Die Entdeckung von Mahagoni- 
Wäldern in Afrika ist hauptsächlich Stanley und Emin 
Pascha zu danken, welche an der südöstlichen Küste 
unermessliche Bestände dieses Nutzholzes vorfanden; 
das afrikanische Holz hat eine etwas röthlichere Färbung 
wie das amerikanische. Die Menge des bisher schon von 
Afrika ausgeführten Mahagoniholzes wird auf 340.000 
Cubikmeter geschätzt. 
Aus den Gemeinderaths-Sitzungen. 
a) Linz. 
Den 16. September hielt der Gemeinderath eine Sitzung 
ab, in welcher u. a. über folgende Bauangelegenheiten 
verhandelt wurde. 
Der Frau Rosalia Eder wird die Parcellierung ihres 
Grundes in der Humboldtstrasse genehmigt. 
Der Recurs des Herrn Bernard Schadler betreffs Be¬ 
willigung zur Erbauung eines Wohnhauses wird auf Grund 
des § 84 des Baugesetzes abgewiesen. 
Die Umpflasterung des Trottoirs in der Hopfengasse 
und die Neupflasterung der Trottoirs in der Volksgarten¬ 
strasse erhielt zur Ausführung die Pflastermeisterin Frau 
B. Ammer. 
Ferner wurden die Parcellierungsgesuche der Herren 
Johann Jax und Johann Hoffmann nach erfolgter Prüfung 
der vorliegenden Pläne bewilligt. 
Schliesslich genehmigte der Gemeinderath die Her¬ 
stellung der Beleuchtungs- und Bewässerungsanlage an 
der unteren Donaulände und zwar auf folgende Weise: 
Es sind aufzustellen 20 neue Gaslaternen mit Auerbrennern 
längs der Alleen und den noch zu schaffenden Park¬ 
anlagen. Die Lieferung der Beleuchtungsobjecte und die 
Installation derselben hat die Allgemeine österreichische 
Gasgesellschaft auf ihre eigenen Kosten herzustellen und 
leistet die Stadtgemeinde hiefür die in dem neuen Gas¬ 
vertrag bestimmte Verzinsung von 3 Percent. Auch an 
der oberen Donaulände bis zur Wasserstiege, und von 
der Brücke abwärts bis zur Einmündung der Fabriks¬ 
strasse ist die Beleuchtung mit Auerbrennern einzuführen. 
Ferner sind an mehreren Punkten zwei Meter breite ge¬ 
pflasterte Uebergänge herzustellen. Der Gesammtkosten- 
betrag dieser Beleuchtungsanlage ist auf 3685 fl. 88 kr. 
veranschlagt, Was die Herstellung der Wasserleitung'auf 
den neuen Anlagen an der unteren Donaulände betrifft, 
so beauftragt der Gemeinderath das Stadtbauamt, diese 
Arbeit in eigener Regie durchzuführen.
	        
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