Volltext: I. Jahrgang, 1896 (I. JG., 1896)

Seite 12. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 2. 
müsse. Der Brotneid hat schon dahin geführt, dass man 
Arbeiten ganz ohne Verdienst herstellte, theils sogar 
bares Geld hinzulegte. Das Unsinnige dieses Treibens 
ist jedem fachlich Denkenden sofort klar, und wird auch 
nur deshalb von den zunächst Betheiligten nicht nach 
Gebür gewürdigt, weil vom Brotneid Befallene nicht ob- 
jectiv denken oder urtheilen können. Der Brotneid ist 
sogar im Stande, zwei grosse erbitterte Gegner insoweit 
auszusöhnen, dass sie sich zur Vernichtung eines dritten 
Fachgenossen vereinigen. Der Brotneid ist es ferner, der 
sich nicht schämt, die Arbeiten von Fachgenossen als 
mangelhaft und schlecht zu bezeichnen, nur um den¬ 
selben aus diesem Grunde Kunden wegzuschnappen. Der 
sich in dieser Weise äussernde Brotneid ist der allerge¬ 
fährlichste und verdient in jedem Einzelfalle der Oeffent- 
lichkeit zur Kenntnis und wenn irgend möglich vor den 
Schranken des Gerichtes zum Austrag gebracht zu werden. 
Wie oft ist es vorgekommen, dass man Fachgenossen 
tüchtige Gesellen wegkaperte, dass man Lehrlinge oder 
deren Eltern aufhetzte, dem Lehrmeister Schwierigkeiten 
zu bereiten, kurzum, dass man sich in einer Weise gegen 
seine Fachgenossen benahm, die die Ehre als Allgemein¬ 
begriff, als nicht vorhanden erkennen liess. 
Wir haben versucht in diesen wenigen Ausführungen 
ein Bild zu geben, wie man es bei einem Handwerks¬ 
meister, der etwas auf Geschäftsehre hält, nicht anwen¬ 
den kann. Es darf nicht allein das Bestreben des Ein¬ 
zelnen sein, für seine Person die Geschäftsehre hochzu¬ 
halten, sondern er soll wirken, in Freundes- und Be¬ 
kanntenkreisen, um die Sache der Vollendung entgegen¬ 
zuführen. Wir wissen ja, dass die Innungen diese guten 
und gerechten Bestrebungen unterstützen und zu den 
ihren gemacht haben; wir wissen alle, dass die von den 
Innungen hochgehaltene und empfohlene Interessengemein¬ 
schaft ein eifriger Beförderer aller Bestrebungen zur 
Stärkung der Geschäftsehre ist, und deshalb möge man 
in denjenigen Handwerkerkreisen, die bisher den Bestre¬ 
bungen der Innungen noch abwartend oder gar feindlich 
gegenüberstanden, diese Stellung aufgeben, und sich 
freudig anschliessen den Maßnahmen, die da getroffen 
sind zur Hebung des Handwerkes durch Stärkung der 
Standes- und Geschäftsehre. 
Praktische Erfahrungen über Ziegelwerks- 
Anlagen und -Einrichtungen. 
Von unserem Mitarbeiter für Ziegeleitechnik Wilhelm Kraus. 
Die praktische Anlage einer Fabrik bildet bei allen 
Erzeugnissen die Hauptsache zur Erreichung der ge¬ 
wünschten Rentabilität. Umsomehr ist der Grundsatz bei 
solchen Werken ins Auge zu fassen, welche eine grössere 
Ausdehnung erheischen, wie es bei Kalkbrennereien und 
besonders bei Ziegeleien häufig vorkommt. Entsprechender 
Raum ist die erste Bedingung, um allen Anforderungen 
nachkommen und bequem arbeiten zu können. Ist der 
Raum zu klein, so ist nicht nur die Manipulation erschwert, 
sondern es ist auch im Bedarfsfälle keine Mehrerzeugung 
möglich. Bei Anlagen von Ziegelwerken ist besonders zu 
beobachten, dass das Terrain zur Entwickelung des Werkes 
möglichst eben ist, und wenn schon Gefälle nach dieser 
oder jener Richtung nöthig sind, so sollen diese möglichst 
geringe sein. Nicht nur allein, dass bei Aufstellung der 
Ziegeln auf schiefem Boden grosse Bruchschäden entstehen, 
ist auch der Transport erschwert und bei Regengüssen 
verursachen die Wassergräben fortwährende Reparaturen 
und Reinigung durch Versanden und Ausreissen. Die 
Situierung der Trockenschoppen soll so geschehen, dass 
dieselben nahe an die Gestätte (Abbunraum des Lehmes oder 
Tegel) zu stehen kommen, und in deren Centrum des Ofens, 
damit der Einschub möglichst nahe und gleichmässig ist. Es 
rentiert sich immer, lieber eine kleine Abfuhrstrasse vom 
Ofen weg anzulegen, als den Ofen stark zu exponieren. 
Die Trockenplätze bei Handbetrieb mache man nicht breiter 
als höchstens 12 Meter, damit die Ware nicht zu weit 
getragen oder gar mit Schiebkarren eingeführt werden 
muss. Die Trockenschoppen dürfen nicht über 7 Meter 
breit sein, weil sonst die Trockenverhältnisse sehr schlecht 
sind und die Manipulation mit den Ziegeln erschwert 
wird, da dieselben so zu sagen ersticken, morsch und 
brüchig werden und der Einschub unregelmässig wird, 
ja sogar Veranlassung geben, die Ziegeln umzusetzen, 
d. h. wieder in die Hände zu nehmen, wodurch Bruch 
und Vertheuerung der Ware entsteht. Für einen Model 
bei Handschlag, welcher täglich mindestens 1000 Ziegeln 
erzeugt, rechnet man an Schlagplatzbedarf 60 Meter Länge, 
11 Meter Breite; und ebenso lange und mindestens 
3 Meter breit soll der Schoppenraum sein, nebst ent¬ 
sprechenden Winter-Depothütten. Beim Maschinenbetrieb 
dürfen die Schoppen ebenfalls nicht über 8 Meter breit 
und einer vom anderen 4 bis 6 Meter entfernt sein, damit 
die Trockenverhältnisse nicht gestört werden. Man rechnet 
an Schoppenraumbedarf für eine Ziegelpresse, welche 
täglich 20.000 Stück Ziegel erzeugt, mindestens 4000 Qua¬ 
dratmeter nebst entsprechenden Winter - Depothütt en. 
Ebenso soll das Maschinenhaus situiert sein, dass dasselbe 
obenfalls in die Mitte der Schoppenanlage steht und in dem¬ 
selben hinlänglich, besser noch überflüssiger Raum zur 
Manipulation sich vorfindet. Ist eine Ziegeleianlage un¬ 
praktisch angeordnet und müssen alle Depots und Lager¬ 
häuser entfernt liegen, so ist es oft vorgekommen, dass 
sie ihre Rentabilität einbüsste, ja sogar bei Sinken der 
Ziegelpreise der Betrieb eingestellt werden musste. Eine 
weitere Hauptsache bildet die Beschaffung des Roh¬ 
materiales (Gestätte). Das beste Material erhält man ab¬ 
solut nur durch Anlage einer sogenannten Wintergestätte 
und Ausklaubung der Kalksteine; wo dies nicht 
thunlich ist, muss getrachtet werden, bei Aushub des 
Lehmes alle Schichten zugleich abzuheben und dadurch 
das Material möglichst gleichmässig durcheinander zu 
mengen. 
Wo dies nicht der Fall ist, sind die Ziegel niemals 
gleichfärbig im Brande, ebenso ist die Qualität sehr in 
Frage gestellt. Es gibt heutzutage wohl schon mehrere 
Maschinen und Bruchwerke, welche möglichst Gutes leisten, 
doch bezüglich der Gleichförmigkeit gilt eben auch das 
hier Gesagte. Raumüberfluss ist nie ein Schaden für ein 
Ziegelwerk, denn nur dadurch kann man sich alles günstig 
situieren und Depotplätze anlegen und man wird nie in 
die Lage kommen, etwas zu deponieren, um in kurzer 
Zeit dasselbe wieder weiter zu bewegen, was unnütze und 
grosse Auslagen verursacht. d. r. 
Das Alter von Eisen und Kupfer. 
Die Frage, wie weit die Kenntnis der beiden für 
unsere Zeit so wichtigen Metalle in der Geschichte des 
Menschengeschlechtes zurückreicht, wird ohne Zweifel
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.