Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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Rudolf Klug. 
bildchen, in den unteren Ecken stehen die Tag- und Nacht 
längen. Dabei ist dem Stecher ein Irrtum unterlaufen, im 
April sind die beiden Zahlen vertauscht. Neben den gol 
denen Zahlen der ersten Kolonne stehen die Wochenbuch 
stäben, am Schluß die Lunarbuchstaben, die um einige 
Zeichen vermehrt sind. Man erkennt daran deutlich, daß 
ein Kalender von der Art des Mondseer Kalenders als Vor 
lage gedient hat. Das Tierkreiszeichen ist in jeden Monat 
so eingefügt, daß es drei Tage umfaßt, deren mittlerer der 
Tag des Eintritts der Sonne in das Zeichen ist. So ist der 
f Frühlingsbeginn auf den 11. März angesetzt. 
Abzüge von der Originalplatte sind veröffentlicht bei 
Zach, Monatliche Korrespondenz, Bd. 18, 1808, dann bei 
Becker und schließlich in Falkensteins Geschichte der Buch 
druckerkunst, 1840. Nach der letzteren ist unser Bild her 
gestellt (Fig. 8). Eine ebenfalls verkleinerte Wiedergabe 
findet sich bei Heitz und Haebler, Kalenderinkunabeln, wo 
der Druck als ältester Kalender von 1439 bezeichnet wird. 
Was nun das Alter betrifft, gehen die Ansichten darüber 
weit auseinander. Koch glaubte aus dem Umstand, daß der 
Kalender noch 1472 abgeschrieben wurde (was gewiß nicht 
nötig gewesen wäre, wenn er gedruckt Vorgelegen hätte), 
schließen zu dürfen, daß der Druck einer viel späteren Zeit 
angehören müsse. Die Vergleichung mit einem geschrie 
benen Kalender ermöglicht jedoch eine recht genaue Alters 
bestimmung. In den einzelnen 19jährigen Zyklen ist die 
Stellung der goldenen Zahlen nicht die nämliche. Man sieht 
nun sofort, daß ihre Folge im gedruckten Kalender mit der 
des Zyklus 1458—1477 des geschriebenen übereinstimmt. 
Eine früheste Zeitgrenze hat Lindhagen 1917 (Der xylograph. 
Kal. d. J. v. G.) bestimmt. Er weist darauf hin, daß am 
10. September Nicolaus de Tollet als Tagesheiliger genannt 
ist. Der heilige Bekenner Nikolaus von Tolentino wurde 
erst 1446 kanonisiert. Der Druckstock ist also nach diesem 
Jahr entstanden und vor 1477, denn sonst hätte der Heraus 
geber wahrscheinlich ja die nächste Folge des Mondkalenders 
genommen. Wir werden, gewiß nicht weit fehlgehen, wenn 
wir als Entstehungsjahr 1454 im Mittel annehmen.