Volltext: Johannes von Gmunden, der Begründer der Himmelskunde auf deutschem Boden

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E u d o 1 f Klug. 
der edlen Wissenschaft, vom Himmel, die die lästigen Be 
rechnungen mit Tafeln scheuen, dennoch aber in ihre Ge 
heimnisse eindringen wollen, in einfacher Weise die Planeten 
örter finden lassen. Ganz ohne Rechnung geht es freilich 
nicht, man braucht aber nur die Stellung des Wandelsterns 
im Deferenten und im Epizykel zu kennen und diese sind 
leicht zu erhalten. 
Das Gerät besteht im einfachsten Fall aus zwei Kreis 
scheiben, die um einen gemeinsamen Mittelpunkt drehbar 
sind. Die obere stellt den Deferenten dar, auf ihrem Rande 
sitzt ebenfalls drehbar der Epizykelkreis. Auf der unteren 
Scheibe ist der Tierkreis gezeichnet. Das Ganze ist also eine 
getreue Nachbildung des Ptolemäischen Weltsystems. Ist 
z. B. der Mittelpunkt des Epizykels zu 50° bestimmt, so stellt 
man das Zentrum der kleinen Scheibe auf diesen Grad des 
Tierkreises;- wenn der Planet im Epizykel von der Aux an 
gerechnet etwa 110° zurückgelegt hat, so spannt man einen 
im Erdort befestigten Faden über den Planeten zum Tier 
kreis und erhält so unmittelbar die Länge im Tierkreis. Für 
jeden Planeten kann man eine solche Scheibe entwerfen, 
übereinandergelegt geben sie eine Vorstellung für die äuße 
ren Planeten, die inneren, Venus und Merkur, erfordern ein 
noch komplizierteres System von Scheibep. Das Lichtbild 
(Tafel III u.), das die Nationalbibliothek in Wien zur Ver 
fügung stellte (Planet Merkur), läßt die außerordentlich feine 
Ausführung sowie die vorzügliche Erhaltung der aus Per 
gament hergestellten Scheiben erkennen. Sogar die ver 
schiedenfarbigen Seidenfäden sind heute, 500 Jahre nach der 
Herstellung des Geräts, noch im besten Zustand. 
Über dieses Gerät, das offenbar J. v. G. wesentlich ver 
bessert hat, empfindet er eine besondere Genugtuung, die sich 
in den Schlußworten äußert: ,Dank dem allmächtigen Gott, 
durch dessen Gnade den Menschen die Fähigkeit und Mög 
lichkeit verliehen wurde, vermittels eines mechanischen Ge 
räts die großen wunderbaren Arten der Bewegung der sieben 
Planeten zu erkennen. Ihm sei Ehre, Lob und Preis in alle 
Ewigkeit. Amen. 4 ,Hier findet die Abhandlung über die Her 
stellung und den Gebrauch des solempne, durch das man
	        
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