Volltext: Johannes von Gmunden, der Begründer der Himmelskunde auf deutschem Boden

Joh. v. Gmunden, der Begründer der Himmelskunde auf dtsch. Boden. 19 
t 
stipendiatus, besoldeter Lehrer, und in das collegium ducale 
aufgenommen, dessen Mitglieder im Universitätsgebäude 
wohnten. Es folgte seine Wahl in examinatorem licentian- 
dorum für die österreichische Nation und 1413 zum Dekan. 
Die ausführlichen, eigenhändig geschriebenen Acta 
(vol. I, f. 164—169) vermitteln ein anschauliches Bild vom 
Leben an der Hochschule. Von seinem Amtsvorgänger über 
nimmt er 46 Goldgulden. Ein Pedell wird wegen seines Auf 
tretens gegen die Magister gemaßregelt. Ein Scholar ist 
wegen Diebstahls angezeigt, der Dekan mit seinen Räten 
hält selbst Hausvisitation und findet die gestohlenen Sachen. 
Ein anderer hat mit den Bürgern Streit gehabt und ist mit 
den Waffen in der Hand ergriffen worden; bei der nicht allzu 
günstigen Stimmung des Herzogs gegen die Hochschule 
fürchtet sie für ihre Privilegien, was wiederholte Vorsprachen 
beim Herrscher nötig macht. Die Scholaren drücken sich 
vom Besuch der Disputationen; einigen wird auf ihr An 
suchen Befreiung gewährt unter der Bedingung, daß sie für 
die nichtbesuchten Vorlesungen und Übungen der Fakultät 
eine vollständige Mahlzeit bezahlen. Eine Frage taucht auf, 
die dann durch Jahre die Fakultät beschäftigte, die der 
neuen Stühle für die Doktoren bei den Promotionen im St.- 
Stephans-Dom; die der artistischen Fakultät sind niedriger 
als die der anderen, was für sie untragbar ist, sie sollen pro 
honore et utilitate facultatis mit den anderen gleich hoch 
gemacht werden. 
Weil der Dekan an die Beschlüsse des Professoren 
kollegiums gebunden war und keine entscheidende Stimme 
hatte, mag seine Stellung nicht immer leicht gewesen sein. 
Aber wir dürfen annehmen, daß J. v. G. sich wegen seines 
liebenswürdigen und entgegenkommenden Wesens großer 
Beliebtheit erfreute. Denn vier Jahre später, als der Biblio 
thekar von seiner Stelle zurücktritt und sich niemand für 
diesen Posten findet, wird er dazu gewählt, und das sonst 
recht trockene Protokoll bemerkt hiezu, qui etiam assumpsit 
more solito, ein Beisatz, der ihn hinreichend kennzeichnet. 
Bald nach dem ersten Dekanat erfährt seine Lehrtätigkeit 
eine Unterbrechung durch längere Krankheit, in deren Ver- 
2*
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.