Volltext: Johannes von Gmunden, der Begründer der Himmelskunde auf deutschem Boden

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Rudolf Klug. 
Die Lehrbücher waren also um 1400 schon reichlich ver 
altet; ihr Wert wurde weiter herabgesetzt dadurch, daß sie 
alle auf mehr oder weniger genauen Übersetzungen aus frem 
den Sprachen beruhten und infolge des häufigen Abschrei 
bens durch Fehler entstellt waren. Das Hauptwerk über die 
Planetenbewegung, den Almagest des Ptolemäus, verstand 
damals niemand, und die astronomischen Tafeln des Königs 
Alfons von Kastilien hatten ihren Weg in unsere Länder 
noch nicht gefunden. Man behalf sich, wie ein astronomischer 
Kalender von 1340 in Kremsmünster zeigt, mit sehr ein 
fachen Tafeln, um die Planetenstellungen zu berechnen. 
Dem unbefriedigenden Zustand der Himmelskunde nicht 
nur in Deutschland, sondern in ganz Europa ein Ende ge 
macht zu haben, ist das unbestreitbare Verdienst des J o- 
hannes von Gmunden. Er war der erste, der im Unter 
richt über die alten Lehrbücher hinausging, die Forschungen 
und Ergebnisse anderer Länder studierte und in seinen Vor 
lesungen nutzbar machte; so bereicherte er den Lehrplan 
um neue Gegenstände, verbesserte die Rechenmethoden und 
schuf neue Instrumente für die Darstellung der so verwickel 
ten Planetenbewegungen. Ihm verdanken wir vor allem eine 
Einführung in die Ptolemäisohe Gedankenwelt und die Ver 
mittlung der Alfonsinischen Tafeln, denen er eine für die 
Rechnung bequeme Form gegeben hat. Damit hat er an dem 
Ausbau des antiken Weltbildes einen sehr wesentlichen An 
teil genommen und seinen genialen Nachfolgern die Wege 
zur wahren Erkenntnis geebnet. 
Die in großer Zahl auf uns gekommenen Abschriften 
seiner Werke beweisen das hohe Ansehen, dessen sich Jo 
hannes von Gmunden in ganz Europa erfreute. Er war eine 
Zierde der Wiener Hochschule, und auf ihn kann man das 
Lob beziehen, das der italienische Humanist Aenea Silvio 
wurde viel benützt. — Johannes Danko von Sachsen schrieb Er 
klärungen zu den Alfonsinischen Tafeln, um 1330 in Paris, andere 
Spuren führen nach Magdeburg, dessen Bürger er gewesen sein soll, 
gest. nach 1361. Vgl. Zinner, Katalog der Hss., S. 407. — Albu- 
masar, Abu Musar (gest. 885), schrieb über den Jahreslauf. Alba- 
hazen Halii filius Abenrayel, Libri de iudiciis astrorum, Druck 1551.
	        
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