Volltext: Johannes von Gmunden, der Begründer der Himmelskunde auf deutschem Boden

Joh. v. Gmunden, der Begründer der Himmel&kunde auf dtsch. Boden. 87 
geometrischen Figuren, des Kreises und des Dreiecks, be 
dienen. Dort verbindet der Künstler diese Elemente in der 
mannigfaltigsten Kombination zu einem wundervollen Rund 
fenster des Domes, hier müssen sie sich den Forderungen 
nach einer möglichst genauen Wiedergabe scheinbar unge 
mein verwickelter Bewegungen fügen. Im Zeitalter der Gotik 
bildet die Geometrie die Grundlage, auf der Weltbild und 
Baukunst gleichzeitig den Höhepunkt ihrer Entwicklung er 
reichen. 
Das Ptolemäische Weltsystem, an dem Jahrhunderte 
gearbeitet haben, ist bereits in sich abgeschlossen und kaum 
mehr einer Erweiterung fähig, aber die Erkenntnisse sind 
zerstreut in zahlreichen Schriften und bedürfen einer ord 
nenden Hand. J. v. G. faßt, zunächst noch ohne kritische 
Zweifel, alles zusammen, er öffnet die alten Werke und 
macht Deutschland mit ihrem Inhalt bekannt. Peuerbach 
erkennt die Unvollständigkeit und textliche Mangelhaftig 
keit des grundlegenden Werkes und erhebt alsbald den Ruf 
nach einer Wiederherstellung der ursprünglichen Form des 
Almagest, und sein genialer Schüler aus Königsberg erfüllt 
den Auftrag, den der sterbende Lehrer ihm gegeben. Jetzt 
erst steht das antike Weltbild fest begründet und in seiner 
Reinheit da und beherrscht die Geister mit der Kraft eines 
Dogmas. Die erwachende Kritik prüft nun durch Beobach 
tungen die Grundlagen und die daraus sich ergebenden Fol 
gerungen, und schon Regiomontan findet, daß die Hellig 
keitswechsel der Planeten mit der Theorie nicht im Einklang 
stehen. Beim weiteren Eindringen treten immer größere 
Schwierigkeiten auf und lassen erkennen, daß man nicht 
auf dem richtigen Wege sich befinde. So reift endlich im 
Haupte des Kopernikus der Plan zu unserem heutigen 
Weltbild. 
Diese Gedankengänge eingeleitet zu haben, ist unseres 
Gelehrten unsterbliches Verdienst, das noch größer wird, 
wenn wir die Schwierigkeiten bedenken, unter denen er ar 
beitete. J. v. G. war dabei ganz allein auf sich selbst gestellt, 
kein Lehrer konnte ihn in die Theorie einführen. Heinrich 
von Langenstein, der das Wissen von den Planetenbewegun-
	        
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