Volltext: Braunauer Heimatkalender 1931 (1931)

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Da Sepperl und die neue Lsehrerin. 
Fällt es da einer hochweisen Schulbehörde ein, aus „Er¬ 
sparnisrücksichten" einem in tiefer Talschlucht gelegenen Dörf-- 
chen den Hilfslehrer fortzunehmen und an dessen Stelle ein 
Schulfräulein hinzusetzen. — Mein Gott, auch das weibliche 
Geschlecht kämpft um seine Existenz, und von diesem Gesichts^ 
punkte aus wäre ja an jener Verfügung nicht das Geringste 
auszusetzen gewesen — wenn nur auch der „Sepperl" damit 
einverstanden gewesen wäre. 
Der Sepperl war der Bub des reichen Sonnleitnerbauern 
und sonst ein ganz intelligenter Junge von 7 Jahren. Aber 
für das „Weibliche" insgesamt hatte er keine besonderen Gefühle. 
Während der von L.... abgezogene Hilfslehrer über Sep- 
perl voll des Lobes war, sowohl im Lernen wie auch im guten 
Betragen - wußte das neue Schulfräulein absolut nichts an¬ 
zufangen mit ihm. Richtete sie während des Unterrichtes ein¬ 
mal eine Frage an ihn, dann konnte sie sicher fein, daß er ihr 
immer die verkehrte Antwort gab — sollte er eine kleine Aus¬ 
gäbe auf seine Schiefertafel machen, dann malte er statt der 
Buchstaben Hunde, Katzen, Esel und Kühe auf die Tafel. —- 
Betrat die Lehrerin frühmorgens den Katheder, dann konnte 
sie sicher sein, dort von einem unliebsamen Lebewesen über¬ 
rascht zu werden — bald war es eine Maus, die ihr aus einer" 
Schublade heraus entgegen sprang — oder es waren Heu» 
schrecken, die ihr ins Gesicht hüpften — ja einmal' kam sogar 
eine Kröte ganz pomade über den Katheder gekrochen — bann 
stand wieder einmal der Stuhl auf vier Nußschalen, so daß 
es immer einen fürchterlichen Krach gab, wenn sich das Schul¬ 
fräulein darauf setzte. 
Solche und ähnliche kleine Bosheiten gingen in Menge vom 
Sepperl aus,' freilich unter Assistenz vieler anderer Jungen, 
wodurch' sie das neue Schulfräulein bisweilen zur höchsten Ver¬ 
zweiflung trieben. Strafen konnte die Lehrerin auch nicht gut, 
weil sie damit nur gewärtig sein konnte, daß ihr von den Bu¬ 
ben keiner mehr in die Schule kam. Also damit würde sie 
nur noch Oel ins Feuer gegossen haben, abgesehen davon, daß 
eine rohe Züchtigung ganz gegen ihre Natur ging. ‘Kam es 
aber doch hin und wieder vor, daß sie dem Sepperl, als dem 
Anstifter allen Unheils, einmal einen ernsten Tadel erteilen1 
mußte, dann lief er ihr einfach aus der Schule weg. Kurz, 
sie mochte es im Guten wie im Strengen versuchen — alles 
war umsonst. Der Sepperl und fein kindlicher Trotz brachten 
das Fräulein bisweilen ganz außer Rand und Band. 
„Hofer!" rief eines Tages die Lehrerin — so hieß nämlich 
der Sepperl mit Schreibnamen — „da komm einmal her zu 
mir und sag mir mal schön, warum du gar so bös und unartig 
bist gegen mich ?"
	        
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