Volltext: Braunauer Heimatkalender 1930 (1930)

Bäuerliche Volksweisheit und Ernährungswissenschaft. 
Don Direktor Zranz Tiechl. 
Ja freilich, leicht ist die Arbeit des Landmannes gerade nicht. )n tzjtze 
und kalte, bei wind und Regen muh er im Freien arbeiten; Kraft und Rus^ 
dauer find notwendig, den schweren Pflug stunden- und tagelang zu hand¬ 
haben, Dünger aufs Feld zu schaffen und auszustreuen, pflanzen zu setzen 
und von Unkraut rein zu halten. Bäume zu fällen und zu zerkleinern, endlich 
zu ernten, zu dreschen und so fort das ganze liebe Jahr, das ganze liebe Leben. 
Da braucht der Landmann wohl eine tüchtige kost, sonst kann er 
nicht standhalten und bei Kräften bleiben. Und da ist es nun sehr lehrreich, 
zu beobachten, wie das Bauernoolk schon vor Jahrhunderten mit richtigem 
Hatursinn erkannt hat, welche kost ihm bei seiner schweren Arbeit wohlbekommt. 
Die Gelehrten aber haben erst in unserer Zeit die 
„wissenschaftliche Begründung" dafür geben können. 
Ein Beispiel für viele : Die „kuhwarme" (also rohe) Milch ist 
bei der Landbevölkerung schon seit uralten Zeiten für kränkliche und 
schwächliche Personen in hohem Ansehen gestanden; aber erst in jüngster 
Zeit hat die Wissenschaft nachgewiesen, daß die rohe Milch (natürlich von 
gesunden Kühen stammend) viel zuträglicher und nahrhafter ist als die ab¬ 
gekochte, weil durch das Abkochen sehr wertvolle Stoffe („Vitamine" nennen 
sie die gelehrten Leute) zerstört werden. Und sicherlich hat wieder der Natursinn 
die Bäuerinnen darauf gebracht, daß sie bei der Zubereitung des überall 
beliebten Kaffees, für den man die Milch ja doch nicht roh verwenden 
kann, Zutaten verwenden müssen, die nicht nur das ersetzen, was durch 
das Abkochen der Milch an Wohlgeschmack und Nährwert verloren gef)t, 
sondern noch mehr mitbringen, so daß der Kaffee dann ein sehr wohl¬ 
schmeckendes und ebenso nahrhaftes Getränk ist. 
Zuerst muß der Kaffee nämlich, wie jedes menschliche GenußmitteV 
schmackhaft sein, „was einem nicht schmeckt," sagt das Volk, „das schlägt 
einem nicht an." Auch das hat die Wissenschaft jetzt als ganz richtig bewiesen. 
Nur wenn einem eine Speise schmeckt, beginnen die für die Verdauung so 
wichtigen Speicheldrüsen richtig zu arbeiten, ja, die Drüsen der Mundhöhle 
fangen sogar schon zu arbeiten an, wenn man eine appetitliche Speise nur 
sieht oder riecht, und es läuft einem daher in Wirklichkeit vor lauter 
Appetit „das Wafferim Mund zusammen". Eine solche Zutat ist nun der „Imperial- 
Seigenkaffee"(Kronen-geigenkaffee). Er wird bekanntlich aus süßen Zeigen herge¬ 
stellt, stammt also von einer grucht, die in der heißen Sonne des Morgenlandes 
reift und schon im Altertum wegen ihrer heilsamen und anregenden Stoffe 
hochgeschätzt war. Die Rohfeige besteht zur fjälfte aus Zucker. Durch das 
erprobte Imperial-Röstverfahren bleibt mehr als die fjälfte dieses Zuckers 
unverändert erhalten, während der Rest in fein aromatische, geschmack- und 
farbgebende, sogenannte Röststoffe umgewandelt wird. Ein Kaffeegetränk mit 
Imperial-geigenkaffee ist von feinstem Wohlgeschmack und appetitlich gold¬ 
brauner, natürlicher Zarbe. 
Zweitens muß der Kaffee aber auch nahrhaft und sättigend fein, 
•sonst hat er für die schwer arbeitenden Landleute nicht den richtigen wert. 
Das wissen unsere Bäuerinnen schon lange und die Wissenschaft hat nun 
auch diese Tatsache erklärt. Zwei Drittel aller Inhaltstoffe des fertigen 
Imperial-Seigenkaffees, das sind die edlen Röststoffe, alle Mineralsubstanzen, 
darunter die knochen- und blutbildenden Phosphor-, Kalk- und Eisensalze, 
dann der gesamte reine Zucker sind im Wasser löslich, das heißt, sie gehen 
Zur Gänze in das Getränk über und von da in den menschlichen Körper, 
der sie zum Aufbau der Knochen, der Muskeln, Nerven u. s. w. verwendet, 
wer also ein fjäferl Milchkaffee, bereitet aus Bohnen- oder Getreidekaffee, 
jedoch mit „Imperial" und zwar ohne jeden weiteren Zusatz zu sich 
nimmt, hat nicht bloß seinen Körper durch ein wohlschmeckendes Getränk 
erfrischt und angeregt, sondern ihm auch nahrhafte und angenehm sättigende 
Stoffe zugeführt, jedenfalls weit mehr, als wenn er zum Beispiel dieselbe 
Menge Bier getrunken hätte, von einem solchen Kaffee, auch wenn man 
täglich mehrere f5 äs er ln trinkt, ist noch niemand krank getvorden; 
im Gegenteil: Dieses Getränk kräftigt und nährt, es macht und erhält die 
Kinder blühend und gesund, es stärkt den schwerarbeitenden Erwachsenen 
und es ist wegen seiner leichten Verdaulichkeit eine zuträgliche Kost für alte 
Leute. All das hat unser Volk seit langer Zeit mit richtigem Instinkt erkannt 
und die gelehrten Leute in der Stadt haben es durch wissenschaftliche 
Untersuchungen und Erprobungen nunmehr auch erklärt und bewiesen. Also 
muß es doch stimmen!
	        
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