Volltext: Braunauer Heimatkalender 1930 (1930)

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zeichen, und zwischen Nehren, Stoppeln und Garben standen 
die Frauen und peterl in selbstverständlichem Gebet still. Da 
ging ein wunderliebliches Lächeln über das junge Gesicht unter 
dem weihen ßopftüchlein, das sich auch andächtig beugte . . . 
Immer das gleich leuchtende Wetter. Immer die gleich un¬ 
ermüdliche Hcbeit. Und jeder neue Hckecstceisen schien noch 
reichlicher getragen zu haben als der vorherige. 
Die junge Notburga war schon nach einigen Tagen 
nimmer die fremde Magd. „Dirn, Dirn, dich hat doch schon 
der Herrgott extra geschickt, oder die Mutter Gottes, und ich 
meinte fast noch einen besonderen Erntefegen mit die," sagte 
wieder einmal Mutter Notburga zur jungen. „Gelt, ich hab' 
nicht gelogen, wie ich versprochen hab’, fleißig zu fein," lachte 
sie, und ihr Gesicht schien zu glänzen, und die korngoldenen 
Cöcklein wußten nimmer, wohin sie flimmern sollten, denn die 
Dirn hatte das Tuch abgebunden. „Der reinste Heiligenschein," 
sagte der peterl nachdenklich. „Du, gelt, verdirb sie mir nicht 
mit solchen Redensarten!" brummte die Mutter, während die 
Dirn, gurrend wie eine Taube, lachte: „Bist verrückt, peterl?" 
Zwölf Tage hatte der fiornfchnitt gedauert. Nun war 
man fertig damit. Die braven Kühe hatten den letzten wagen 
hereingebracht, auf dem hoch droben peterl sitzen durfte. Es 
war kein Regentropfen gefallen in der 3eit; jeder Halm war 
oollkörnig. Seit Jahren hatte Mutter Notburga nicht so reichen 
Ecntefegen heimbringen dürfen, und immer wieder klang in 
ihren Dank gegen Gott auch ein solcher für die junge Helferin 
hinein. 
Beim Hbendtifch, der besser und reichlicher als sonst war, 
meinte die junge Magd: „Nun werd' ich halt mein Bündel 
schnüren müssen. Arbeit gibts keine mehr für mich jetzt." 
fiathi machte einen unwillkürlichen Jähret auf ihrem 
Sessel, schwieg aber, während die Mutter bedächtig sagte: „was 
nicht gar, Mädel, so macht mans nicht bei uns. wie sind wir 
froh um deine Hilfe gewesen. Jetzt bleibst du noch ein bißl da 
und rastest aus nach der strengen Zeit, und hernach wird man 
schon sehen, was wird. Nur grad zum Einspannen hat man 
kein Rössel, und wenn's noch so flink und stark ist. Em liebsten 
möcht’ ich dich ganz da b’halten bei uns. wird aber doch 
nicht recht gehen, wird nicht gehen." 
Die junge Notburga lächelte: „Nein, Mutter, das wird 
freilich nicht gehen. Denkt doch, so ein großes, kräftiges Leut 
da immer herumstehen haben, tvenns doch kein Korn mehr 
zu schneiden gibt." 
Hm nächsten Morgen, nicht gar so früh wie all die letzten 
Tage her, lachte peterl in feinen Suppenteller hinein: „Heus 
hat sie sich gar verschlafen, die Notburga, und ist doch sonst 
immer am ersten dagewesen." 
„Darf schon einmal verschlafen auch," meinte die Kathi 
gutmütig. Sie schlief aber doch ein bißl gar lang, so daß die
	        
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