Volltext: Braunauer Heimatkalender 1930 (1930)

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„Bäurin, wenn wir morgen um drei Uhr anfangen, dann 
gebt schon immer etwas voran," sagte Kathi, „der Bub kann 
ja schon ganz richtig Garben binden, der soll sich da dran¬ 
legen, und wir zwei schneiden wieder." — „In Gottes Hamen 
ja, ist das Wetter so schön, wird vielleicht gar aushalten, bis 
wir einzuführen kommen, kleinweis müssen wirs halt tun — 
schön kleinweis." 
Da kam von der rückwärtigen tzausfeite, von dort, wo 
die Felder lagen, eine stattliche Bauerndirn um die Lcke und 
etwas zögend zu den Frauen heran. „Grüß Gott, Hausfrau," 
5t Hotburga 
sagte sie, „hättet ihr keinen Platz und keine Arbeit für eine 
Dirn? Ich wollt' schön fleißig sein, recht fleißig." Sie trug ein 
Helles Tuch über dem kornfarbigen ßaar, ein sehr sauberes 
klrbeitsgewand und ein Bündelchen in der Hand. Notburga 
und Rathi schauten sich an: wenn das jetzt ein Mannsbild 
wäre . . . dachte jede still für sich. Die Dirn stand wartend da. 
/Ja," zögerte Mutter Notburga, „ja, Arbeit hätte ich übergenug, 
aber ob sie dir paßt und ob du sie auch verstehst — die Lrnte- 
arbeit?" Das Mädchen lächelte: „Die werd' ich wohl verstehen, 
und stark bin ich auch, und mit der Sichel geh’ ich immer am 
liebsten um. Stellt mich ein, Hausfrau, ich mein’, es soll euch 
nicht reuen." fiathi schaute die Fremde an; was gefiel ihr denn so 
gut an ihr? Stark war sie und groß, hatte ein blühendes Ge¬ 
sicht, goldbraune Flügen und ein frohes, zuversichtliches fachen. 
Frau Notburga frug: „Und warum fuchst du denn grad mitten 
in der Erntezeit einen Platz, wo doch jedes paar Hände ge-
	        
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