Volltext: Braunauer Heimatkalender 1923 (1923)

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Bon unten herauf rief jetzt eine Stimme: „Muat'a, wo bleibst 
denn so lang?" 
„I Thum gltzi!" sagte sie, steckte den Brief ein und eilte die 
Stiege Hinunter. 
Johannes SteWawer fiejl es auf, daß sein Weib auf ein¬ 
mal so aufgeräumt aussah. „NW Weint, du hast heut einen guten 
Tag?" frug er, leicht lächelnd. 
„Freili, den hab' i!" 
jVater SteWamIer sicht verwundert auf. 
„So?... Was lhiat's denn b'sunders abgeb'n in Pramet heut?" 
„An Briaf yab i Vriegt vom Fxanzl!" sagt sie ruhig. 
>Tla steht er starr. „Vom FwnW?.. . Won dem will i nix 
mehr wiss'n!" 
Und er wandte seinem Weibe den Rücken und wollte gehen. 
Sie vertrat ihn: den Weg. 
„Bleib, |53jater! Kowm' rein und Dr mi an! Der Bua will 
um'fehr’u... er siecht f,e|i Unrecht ein..." 
Da gibt» dem Men einen Ruck. „Was sagst's"... Um>kch!r'u? 
.' " Aber schon sjchlütteü er den Kojpf. „Der und '.tmkehr'u! 
Dös tuat der Franzl not!" 
„Kumm einet in d' Stub'n^ i fes dir den Briaf vor." 
Widerwillig folgte er. Er setzt sich auf die Ofenbank und 
stochert in seiner Pfejife; herum. Geylde als1 ob Hm> die glanfee 
Geschichte da reicht zuwider wäre. .. Aber er horcht doch hin, 
was da sein Weib langsam vorliest. Und als er hört, wie! dev 
Franzl reuig all seine -Verirrungen bekennt, wie er schildert, wie 
schmähM) er entiäuflch|t worden, feiet wird ihim doch1 ein wenig 
anders zumute. Er läßt es aber nicht scheinen. Darum sagt er 
trocken: „S’fchiaicht ealliim1 rechlt; warum is er ausg'sprunga!" 
Sie beachtet den Einwurf nicht und liest weiter. Wie er aber 
von Franzl's Not Hört und daß er Schulden 'Hätte, bäum!t sich wieder 
der alte Stotz auf. 
„Ra, also, da hlastW A Geld braucht er! DjöS is döjI ganze! 
Dös ander hat er a Weng uw an Brei umig’fchmiert!" 
Die Mutter -ccher bejmeittß „Ra, Bjater, das glaub i awal 
niot! Der Frantzl lügt mi nö't an! Unb t will eahw Helsa!" 
„So?"... tat er verwundert. „Ra, wie du willst! Aber so 
vertrauensiövA bin i niot! Was willst eigentli tnach’n?" 
„I gM- selber nach! Passau... glei böi nächsten Täg..." 
Läßt der lAtte die Pfeife aus dem Munde fallen. .. „W—a—-s? 
Rach Passau willst? ... tz'Fuaß?..." 
„FreiK, was denn sunst!" 
„San sicher guat tzwjölff Stund' und für a .alt's Leutt —“ 
„Wird scho geh!', woau i! Bist b'u not selber, wia dö> Buaml 
no in Salzburg studiert jhab'n, ststchH gwoaazwanz'g Stund dort 
einiganga?... Werd' i woW a no die zwölf Stund derwachte 
kinna!" '
	        
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