Volltext: Braunauer Heimatkalender 1921 (1921)

69 
fioamatland, Hoamatland! 
($»tn Mann, der seine Heimat liebt und das Recht seines Volkes Der» 
V' treten hatte, mußte in den bösen Umsturztagen seine Stellung ver¬ 
lassen. Er war in Gefahr, die Heimat zu verlieren und mit Weib unb 
Kind aus Nimmerwiedersehen auswandern zu müssen. Da machte er bei 
seiner lieben Mutter und den Verwandten einen Abschiedsbesuch und 
schritt dann an einem kühlen, klaren Ostermorgen über die freien Höhen 
zur Waldkapelle. Sein Herz war heftig bewegt uud es giug ihm durch 
die Seele: Zorniges und Liebevolles. 
Da sah er das Marterl am Feldwege. Eine Erinnerung, wie er 
nach kranken Tagen seine Frau hinaufführte, von wo er die besonnte 
Heimat mit Andacht beschauen konnte und Kraft nvd Stärkung fand. 
Nachsinnend und nachdenkend ging er dem Wiesenpfad entlang. Sein 
Herz fand nicht Ruhe und immer wieder tauchte sein Lieblingslied: 
„Hoamatland, Hoamatland! 
Han di so gern, 
Wia a Kinderl sein Muada, 
A Hunderl sein'n Herrn" 
vor ihm aus. 
Er wanderte weiter ans der Straße, von der die Blicke sich nach 
beiden Seiten hinabsenken ins fruchtbare Tal und zu den grünen Ufern 
des Baches. Er konnte es nicht fassen, daß er diese liebgewordene Stätte 
verlassen soll. Ein Lied kam ihm in den Sinn, das ihm seine Mutter 
Bei feiner Einrückung vorfummte: 
„Dahoam is dahoam, 
Wannst nöt surt «maßt, so bleib, 
Denn d' Hoamat is ehnta 
Da zwvat Muattaleib." 
„Wannst nöt surt muaßt, so bleib," klang es ihm lange nach. 
Mit schmerzvollen Blicken sah er bie Hänschen im Tale, bie dicht Bei¬ 
sammen unter den Obstbäumen kauern, und unter den ersten Baumblüten 
die Leute im Feiertagskleide. Die Waldkapelle winkte ihm schon durch 
die Lichtung entgegen, er sah hinab ans den grün schillernden Bach, der 
den Berg umfließt, als ob er ihn umfassen wollte. Er sah alles in 
schärfster Heimatklarhnt: Die Gräser, in denen er saß, der herrliche 
Wald, der gewaltig in die Höhe lugt, die zierlichen Hänschen am Ost¬ 
hange und die Fluren und die Raine, die zu den Menschenwohnungen 
führten. 
Und er stieg noch ein Stück höher zu feinem Lieblingsplatz bei der 
Kapelle. Da sah er nun auch die Kapelle selbst mit dem Bilde und es 
ging ihm alles zu einer lebendigen Einheit zusammen. Und er wieder¬ 
holte sich still das Lied: „Wennst nöt surt muaßt, so bleib." 
O Hoamatland! Du warst nun lange in Schmerz und Leid ge¬ 
taucht. Wir aber wollen dich in die Fülle der Liebe tauchen. Wer es
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.