Volltext: Braunauer Heimatkalender 1921 (1921)

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ielligenzblattes"), früher „Regierungs-Blattes", beginnt mit den charakter¬ 
vollen Worten: 
„Am 29. v. M., an eben dem glücklichen Tage, wo dieser 
„Provinz das Glück feierlich angekündigt worden, daß sie unter Seiner 
„Majestät Maximilian Joseph's beglückter, gerechter und weiser Re¬ 
gierung dem alten Mutterlande Bayern einverleibt sei, war zu 
„Scheerding öffentliche feierliche Prüfung." 
In dieser Nachricht wird ein Belobungsdekret an den Herrn Schul- 
Hezirksaufseher des Dekanates Schärding, alle Katecheten und Schul¬ 
meister erlassen, worin ihnen die königliche Gnade und schönere Tage 
versprochen werden. 
Am 29, September 1810 hat die Landeskommission zu Ried ihren 
bisherigen pompösen französischen Patriotismus abgelegt und neuen 
töniglich bayerischen Patriotismus bei dem beglückten Innviertler Volke 
mit Festlichkeiten zu erwecken begonnen. 
In ähnlichem Stile findet man überschwengliche Berichte bezüglich 
der königlichen Namenstagfeier in Neumarkt und Schärding. Am 29. Sep¬ 
tember 1810 war in Ried ein Festtag. Alles war auf den Beinen. Der 
französische Intendant und der neue bayerische Bevollmächtigte hielten 
Anreden unter dem Donner der Geschütze und Musiken. Die Mittag¬ 
tafel war reichlich und abends war Theater und Ball. In überschweng¬ 
lichen Worte» wurde über die verschiedenen Feiern berichtet. Bald werden 
aber die Publikationen ruhiger, sachlicher, ernster, bis die Unterbehörden 
sogar einen scharfen Vorhalt bekommen, worin eine Bekanntmachung des 
königlich-bayerischen Hoskommissärs Freiherrn von Schleich allen Unter- 
Behörden des Jnnviertels sehr eindringlich zu Gemüte führt: 
„daß sie sich ja nicht erlauben sollen außerordentliche Gemeinde- 
„Umlagen auszuschreiben und zu erheben ohne sogar manchmal den 
„kontribnireuden Unterthanen die Ursache ihrer Zahlungsschuldigkeit 
„und die Verwendung ihrer geleisteten Beiträge zu entdecken, wo¬ 
durch notwendig der Verdacht einer willkürlichen Erhebungsweise 
„entstehen müsse." 
Von da an war es aus mit den patriotischen Ergüssen im „Rieder 
Intelligenz-Blatt", welches nur mehr Versteigerungsedikte, Steckbriefe, 
objektive Regierungsanordnungen (wie die heutigen Amtsblätter der Be- 
zirkshauptmannschasten) bringt. , 
Nach mehreren Anordnungen über bte Behandlung eigener und 
fremder Deserteure folgt noch die Bekanntmachung der Organisation der 
Landgerichte und Rentämter im Inn- und Hausruckviertel mit dem neuen 
Personalstatus der sämtlichen Landgerichte des Salzach- und Unter- 
Donaukreises vom 13. Dezember 1810; dann das allerhöchste Reskript 
vom 21. Dezember 1810 mit der Beförderung mehrerer Innviertler 
Landrichter zu Rentbeamten. Die sechzehn neuen Landrichterposten im 
Jnnviertel sind mit bayerischen Richtern besetzt, die bisherigen Innviertler 
Landrichter von Ried, Mauerkirchen und Haag zu ganz untergeordneten 
Rentbeamten befördert worden.
	        
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